Zusammenfassung
Die Industriegewerkschaft Bergbau und Energie (IGBE) kann als das erste gewerkschaftliche Opfer staatlicher Deregulierungspolitik in der deutschen Nachkriegsgeschichte bezeichnet werden. Die deutsche Steinkohle war der Energieträger des wirtschaftlichen Wiederaufbaus in Deutschland. Zu ihrem Schutz wurden konkurrierende Energieimporte kontingentiert. Die Steinkohlebergleute und ihre Gewerkschaft waren die Helden des wirtschaftlichen Wiederaufbaus. Freilich sind die Energiekosten, insbesondere für eine Exportwirtschaft wie die deutsche, ein wettbewerbsrelevanter Kostenfaktor. Von daher war es keineswegs gleichgültig, auf welcher Energiebasis diese Exporte produziert wurden. Zum einen drang seit den 50er Jahren zunehmend billiges Erdöl auf die Energiemärkte, zum anderen galt neben dieser „Überbrückungsenergie“ die Atomkraft als die eigentliche Energie der Zukunft.2 In diese Zeit fiel die erste akute Steinkohlenkrise (1956), die schließlich als chronischer Zustand bis heute andauert. Ein Anzeichen dafür ist der seitdem stetige Abbau von Arbeitsplätzen. Allein zwischen 1957 und 1969 ging die Zahl der Beschäftigten um 19% von 607.000 auf 490.000 zurück. Die Gewerkschaft verlor im gleichen Zeitraum 109.000 Mitglieder, das entspricht 17% ihres Mitgliedsbestands.3
Der vorliegende Aufsatz faßt einige Aspekte einer umfangreicheren Untersuchung zusammen, die demnächst unter dem Titel „Braunkohlepolitik der Steinkohlegewerkschaft. Industriepolitik der Industriegewerkschaft Bergbau und Energie im Vereinigungsprozeß 1990–1994“ im Akademie-Verlag Berlin 1996 erscheinen wird.
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