Zusammenfassung
Nach dem Fall der Mauer hieß es, dieses Mal dürfe nicht der gleiche Fehler gemacht werden wie nach 1945, als über die NS-Verbrechen der Schleier des Vergessens und Verleugnens gelegt wurde. Die Euphorie der unmittelbaren Nachwendezeit ließ hoffen, dass es tatsächlich anders laufen würde. Inzwischen hat sich Ernüchterung breit gemacht. Der skandalöse Beschluss des Bundestages im Jahre 2001, den Opfern der SED-Diktatur die Ehrenrente zu verweigern und gleichzeitig den Funktionsträgern des Regimes üppige Rentennachzahlungen zu gewähren, ist das letzte Glied einer langen Kette von Rückschlägen und Enttäuschungen. In der Geschichte waren die Helden eines Umsturzes oft tragische Gestalten. Nach dem Ende des ancien regime fanden sie sich nach einer kurzen Phase revolutionärer Euphorie häufig wieder im gesellschaftlichen Abseits. Da die wirklich Aktiven nur eine Minderheit waren, konnten nur wenige Positionen des neuen Machtapparates mit Vertretern des Widerstandes besetzt werden. Die alten Eliten und Seilschaften, die Fachleute, die Beamten, erwiesen sich als unentbehrlich zur Aufrechterhaltung eines funktionierenden Staatswesens und der Wirtschaft. und gute Beziehungen, und sie waren gut geübt auf der Klaviatur der Macht.
This is a preview of subscription content, log in via an institution.
Buying options
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Learn about institutional subscriptionsPreview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Wybrand Op van de Velde/G. Frank Koerselman/Petra G.H.Aarts, Countertransference and World War II. In: John P. Wilson/Jacob D. Lindy (Hg.), Countertransference in the treatment of PTSD, London 1994.
Lucila Edelman/Diana Kordon/Dario Lagos, Impunity: reaction of psychic trauma. Vortrag VII International Symposium „Caring for Survivors of Torture“, Kapstadt, 15.–17.11.1995.
Siehe dazu Christian Pross: Wiedergutmachung — Der Kleinkrieg gegen die Opfer. 2. Auflage, Berlin 2001.
Stefan Klein, Altlasten der Seele. In: Spiegel Nr. 25/1999.
Timo Zilli, Folterzelle 36 Berlin-Pankow. Erlebnisbericht einer Stasihaft, Berlin 1993, S. 8.
Elizabeth A. Seagull/Arthur A. Seagull, Healing the Wound that must not heal: Psychotherapy with Survivors of Domestic Violence. In: Psychotherapy, Vol. 28/ Frühjahr 1991, Nr. 1,S. 16–20.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 2002 Leske + Budrich, Opladen
About this chapter
Cite this chapter
Pross, C. (2002). „Wir tragen die Diktatur in uns.“ Gruppentherapie mit Stasiverfolgten. In: Stephan, A. (eds) 1945 bis 2000 Ansichten zur deutschen Geschichte. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93253-2_11
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-93253-2_11
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-8100-3464-9
Online ISBN: 978-3-322-93253-2
eBook Packages: Springer Book Archive