Berufspädagogische Lehramtsstudiengänge

Zusammenfassung

Einrichtung, Ausstattung, Organisation und fachliche Differenzierung des Lehrangebots beruflicher Schulen erfolgt mit Blick auf die regionale Wirtschaftsstruktur primär in kommunaler Trägerschaft. Ausbildung und Finanzierung des Lehrpersonals geschieht im Rahmen der sogenannten Kulturhoheit der Länder. Dabei variieren die Ausbildungsbedingungen der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen je nach Bundesland, Hochschule und Fachrichtung, ohne dass diese Unterschiede in systematischer Weise mit den Tätigkeitsfeldern der zukünftigen Lehrer in Verbindung zu bringen sind. Begründungen und Hintergründe dieser Differenzen sowie ihrer Veränderungen im Zeitverlauf sind vielfältig: »Neben den historisch gewachsenen Besonderheiten der verschiedenen Ausbildungsgänge und den sich aus der fachwissenschaftlichen Einbindung ergebenden Unterschiede sind es vor allem die von der Kultusbürokratie in Reaktion auf tatsächliche, vermeintliche oder prognostische Bedarfs- und Angebotslagen auf dem Lehrerarbeitsmarkt getroffenen Entscheidungen, von denen die inhaltliche und organisatorische Studienstruktur bestimmt wird. Nicht Qualifikationsdefizite und pädagogische Überlegungen zu ihrer Überwindung haben in der Vergangenheit staatliches Handeln gelenkt, sondern vor allem praktisch-ökonomische Kalküle. Die legislativen und administrativen Maßnahmen zur Veränderung der Studien- und Ausbildungsgänge, Anrechnungen und Berechtigungen sind in erster Linie auf die Beeinflussung der Marktsituation für Berufsschullehrer gerichtet und werden ihrerseits von eben dieser Marktsituation bestimmt« (Georg 1982, S. 97). Diese Aussagen von Walter Georg angesichts der Situation Anfang der 80erJahre verdeutlichen, dass eine »in jeweiliger Reaktion auf Marktsituationen« ausgerichtete Lehrerbildungspolitik »zwar das Handlungs- und Reaktionspotential staatlicher Verwaltungspolitik (erhöht), aber zugleich die Chancen der Entwicklung und Realisierung pädagogisch überzeugender Konzepte im Rahmen von Hochschul- und Studienreform« begrenzt und dass »der Professionalisierungsprozess der Lehrer an beruflichen Schulen kein abgeschlossenes Kapitel der Historiographie ist, sondern eine höchst aktuelle Aufgabe bleibt« (ebd., S. 99). Die vom Wissenschaftsrat und von Wirtschaftsverbänden in die Diskussion gebrachte Überlegung »Berufsschullehrerbildung« zumindest partiell an die Fachhochschulen zu geben, bedroht in jüngster Zeit schwer erkämpfte Professionalisierungserfolge.