Skip to main content
  • 11 Accesses

Zusammenfassung

Im Zuge der frühmittelalterlichen Völkerwanderung Mitte des 1. Jahrtausend u.Z. wurden die Gebiete zwischen Niederelbe, Saale und Oder von ihren germanischen Bewohnern verlassen und durch die westslawischen Völkerschaften der Abodriten und Luziten besiedelt. Diese wurden unmittelbare östliche Nachbarn des sich seit dem 4. Jh. herausbildenden fränkischen Großreiches, das die germanischen Sachsen unterworfen und deren Gebiet es sich angegliedert hatte. Die deutsche Geschichte M.V.s beginnt mit der deutschen Ostkolonisation, die gegen Ende des 11. und Anfang des 12. Jh.s zur Einwanderung von deutsch-fränkischen Bauern und Handwerkern und zu deren Vermischung mit den ansässigen Westslawen führte. So gewann das Gebiet für das ostfränkische Reich den Status einer Mark, regiert von einem Markgrafen, der für die Sicherung der Reichsgrenzen verantwortlich war. Ende des 10. Jh.s verstärkte der sächsische Welfenherzog Heinrich der Löwe die kolonisatorischen Bemühungen des Reiches, was mit Beginn des 12. Jh.s neue Einwanderungsströme aus rheinischen und westfälischen Reichsgebieten auslöste. In diese Zeit fallen zahlreiche, auf Heinrich zurückgehende Stadtgründungen sowie der Ausbau großer, bereits bestehender Siedlungen. Die neue christliche Macht manifestiert sich unter anderem im Bau großer Kathedralen, z.B. in Lübeck und Schwerin. Anfang des 13. Jh.s scheitert in der Schlacht von Bornhövel in S.H. der Versuch des dänischen Königshauses, sich das neue Reichsterritorium einzuverleiben, am Widerstand der Bürgerheere Hamburgs, Lübecks und der verbündeten Mecklenburger. Der Name M. rührt wahrscheinlich von „Mikilinborg“ (Michelenburg), dem Stammsitz des abroditischen Slawenfürsten Niklot südlich von Wismar, her. Das Adelsgeschlecht der Nilogen und ihre Nachfahren bestimmten bis 1918 die Geschicke des Landes M. Im 13. Jh. bestand M. zunächst aus einer Reihe weltlicher (z.B. Ratzeburg, Schwerin, Rostock, Parchim) und geistlicher Herrschaftssitze (z.B. die Bistümer Ratzeburg, Schwerin und Mecklenburg). Erst in den folgenden zwei Jahrhunderten gewann die Grafschaft M. eine gewisse Vorherrschaft über die anderen niklotischen Herrensitze; unter Herzog Albrecht II. von M. wurde Schwerin Residenz. Als Herzogtum M.-Schwerin gab es nun dem ganzen Gebiet den Namen, seine Herrscher erlangten die volle Unabhängigkeit von Sachsen und wurden reichunmittelbare Fürsten. Im 14. Jh. bildeten sich nach Erbfolgeteilungen zwei Herzogtümer: M.-Strelitz entstand neben dem viermal größeren M.-Schwerin. Anfang des 15. Jh.s begannen die Herzöge von M. Mit dem Aufbau von zentralen Verwaltungsorganisationen und unter der Führung Lübecks schlossen sich die wirtschaftlich aufblühenden Städte (u.a. Kiel, Rostock, Anklam, Schwerin, Stralsund und Greifswald) zum „Wendischen Kontor“ der Hanse, einem in seiner Blütezeit mehr als 200 Ostsee-Städte umfassenden Bund, zusammen. Im Gegensatz zu anderen Reichsgebieten kam es in M. nicht zu Herausbildung absolutistischer Verhältnisse, denn den Herzögen standen die mächtigen Landstände, die Vertretungen des Landadels und der Städte, gegenüber. Für die Produktions- und Sozialstruktur M.s wurde vom 16. bis 18. Jh. die Gutsherrschaft prägend. Die Herzöge und der Landadel, die Ritterschaft, verfügten — je zur Hälfte — über 88 v.H. des Grundbesitzes, die Städte über den Rest. Die meisten Bauern verloren ihr Pachtland und wurden „Erbuntertänige“, die auch als Tagelöhner ihren Arbeitsplatz nicht ohne Einwilligung der Gutsbesitzer wechseln durften. Lediglich im Bereich der Domänenbauern auf dem Grundbesitz der Herzöge gab es Ansätze für eine Agrarreform (z.B. durch Abschaffung der unentgeltlichen Hofdienste und Entwicklung eines Kleinbauerntums). Dies hatte u.a. zur Folge, dass Ende des 19. Jh.s die Landbevölkerung M.s durch Stadtflucht und Auswanderung vor allem aus den ritterschaftlichen Gebieten stark abnahm.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 54.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 69.95
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Literatur

  • Hartmann, Jürgen (Hrsg.) 1997: Handbuch der deutschen Bundesländer, Neuausgabe. Frankfurt/Main.

    Google Scholar 

  • Hoffmann u.a. 1991: Die neuen deutschen Bundesländer. Eine kleine politische Landeskunde. Bonn.

    Google Scholar 

  • Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.) 1995: Mecklenburg-Vorpommern. Politische Landeskunde. Schwerin.

    Google Scholar 

  • Lapp, Peter Joachim 1991: Die fünf neuen Länder, in: Forum Deutsche Einheit, Nr. 6, hrsg. v.d. Friedrich-Ebert-Stiftung. Bonn.

    Google Scholar 

  • Mecklenburg-Vorpommern, in: Deutschland — Porträt einer Nation 1991, Bertelsmann Lexikothek Bd. 9. Gütersloh.

    Google Scholar 

  • Ringstorff, Harald/Reinke, Hans-Dieter 1992: Die maritime Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern — Probleme und Chancen, hrsg. v.d. Friedrich-Ebert-Stiftung. Bonn.

    Google Scholar 

Download references

Authors

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2000 Springer Fachmedien Wiesbaden

About this chapter

Cite this chapter

Kuppe, J. (2000). Land Mecklenburg-Vorpommern. In: Andersen, U., Woyke, W. (eds) Handwörterbuch des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93232-7_70

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-93232-7_70

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-322-93233-4

  • Online ISBN: 978-3-322-93232-7

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics