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Intellektuelle und Soziale Frage im Kaiserreich

Ein Überblick

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Intellektuelle und Sozialdemokratie
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Zusammenfassung

Die Düsseldorfer Universität trägt nach ihrer Umbenennung in HeinrichHeine-Universität den Namen des deutschen Intellektuellen par excellence. Jürgen Habermas hat das am Heinrich-Heine-Institut 1986 ausführlich gewürdigt. Nur hat er dabei sein Engagement für Heine mit einer ideensoziologisch in die Irre gehenden Generalthese verknüpft. Sie lautete kurz und pointiert: „Vor dem Ersten Weltkrieg ist in Deutschland eine Intellektuellenkritik ohne Intellektuelle entstanden.“1 Das reproduziert eine ältere Schablone, die auf das semantisch verdienstvolle Buch von Dietz Bering zurückgeht, die vielzitierte Geschichte eines Schimpfworts. Diese Schablone polarisiert Frankreich als das Land der Intellektuellen gegen Deutschland als das Land der Intellektuellenschelte. In Frankreich kämpfen Schriftsteller für Menschenrechte, republikanische Tugenden und laizistische Moral. In Deutschland beschimpfen Künstler und Wissenschaftler ihre Gegner im öffentlichen Meinungsstreit als ‚Intellektuelle‘ in der ganzen semantischen Palette vom verbildet-jüdisch-zersetzenden Charakter vagabundierender Großstadt-Literaten bis zur illegitimen Priesterherrschaft der Wissenschaftler, wie in dem einflußreichen Buch von Helmut Schelsky Die Arbeit tun die Anderen 2

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Literatur

  1. Jürgen Habermas: Heinrich Heine und die Rolle der Intellektuellen in Deutschland. In: Ders.: Eine Art Schadensabwicklung. Frankfurt/M. 1987, S. 27–35, hier S. 31.

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  2. Helmut Schelsky:Die Arbeit tun die anderen.Klassenkampf und Priesterherrschaft der Intellektuellen. Opladen 21975.

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  3. Ausführlich dargestellt bei Gangolf Hübinger: Die politischen Rollen europäischer Intellektueller. In: Ders., Thomas Hertfelder (Hrsg.): Kritik und Mandat. Intellektuelle in der deutschen Politik. (erscheint Stuttgart 2000 )

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  19. Friedrich Naumann: Kulturgeschichte und Kapitalismus. In: Die Neue Rundschau 22 (1911), S. 1337–1348, hier S. 1340 und S. 1342; siehe ausführlicher Gangolf Hübinger: Kapitalismus und Kulturgeschichte. In: Rüdiger vom Bruch, Friedrich Wilhelm Graf, Gangolf Hübinger (Hrsg.): Kultur und Kulturwissenschaften um 1900. Krise der Moderne und Glaube an die Wissenschaft. Stuttgart 1989, S. 25–44.

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  20. Max Weber: Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik. Akademische Antrittsrede.In: Ders.: Gesamtausgabe. Hrsg. v. Horst Baier u.a. Bd. 1/4–2: Landarbeiterfrage, Nationalstaat und Volkswirtschaftspolitik. Schriften und Reden 1892–1899. Hrsg. v. Wolfgang J. Mommsen. Tübingen 1993, S. 543–574.

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  23. Schumpeter: Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie, S. 248f; Biographen messen diesem Kapitel zu Unrecht keine systematische Bedeutung bei; vgl. Richard Swedberg: Joseph A. Schumpeter. Stuttgart 1994.

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  25. Das hat eine im Sommer in Frankfurt/O. abgeschlossene Dissertation von Johannes Miku-teit im Detail rekonstruiert.

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  28. Gangolf Hübinger:Wertideen und politische Transformation. Rudolf Hilferding und Gustav Radbruch in der Sozialdemokratischen Partei. In: Gangolf Hübinger, Thomas Hertfelder (Hrsg.): Kritik und Mandat. Intellektuelle in der deutschen Politik. (erscheint Stuttgart 2000)

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  29. Carl Schmitt: Die deutschen Intellektuellen. In: Westdeutscher Beobachter Nr. 126 vom 31. Mai 1933. Der Artikel beginnt: „Heute sitzen Hunderte von,deutschen Intellektuellen` im Ausland und hetzen zum Krieg gegen das deutsche Volk. Den Landes-und Volksverrat, den sie jahrzehntelang heimlich und getarnt betrieben haben, treiben sie jetzt öffentlich vor aller Welt. Die meisten von ihnen haben noch die deutsche Staatsangehörigkeit und können sich insofern noch Deutsche nennen. Ob es zweckmäßig wäre, ihnen diese Staatsangehörigkeit durch ein Gesetz abzuerkennen, ist eine — vielleicht nicht einmal wichtige — Sache für sich. Daß sie sich der deutschen Sprache bedienen, macht sie nicht mehr zu Deutschen, wie die Fälschung deutschen Geldes den Falschmünzer zum Deutschen macht. Zum deutschen Volk haben sie niemals gehört.“

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  30. Regina M. Delacor: „Auslieferung auf Verlangen“? Der deutsch-französische Waffenstillstandsvertrag 1940 und das Schicksal der sozialdemokratischen Exilpolitiker Rudolf Breitscheid und Rudolf Hilferding. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 47 (1999), S.217–242; mit aktuellem Forschungsstand siehe William Salmone: Rudolf Hilferding. The Tragedy of a German Social Democrat. Dekalb, Illinois 1998; Walter Euchner: Rudolf Hilferding. In: Peter Lösche u.a. (Hrsg.): Vor dem Vergessen bewahren. Lebenswege Weimarer Sozialdemokraten. Berlin 1988, S. 170–192; Hans Ulrich Wehler: Rudolf Hilferding. Theoretiker des Finanzkapitals. In: Peter Alter u.a. (Hrsg.): Geschichte und politisches Handeln. Studien zu europäischen Denkern der Neuzeit. Theodor Schieder zum Gedächtnis. Stuttgart 1985, S. 282–300.

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  31. Heinrich Braun an Lily Braun vom 24.8.1901, zitiert nach Ingrid Gilcher-Holtey: Intellek-tuelle in der sozialistischen Arbeiterbewegung: Karl Kautsky, Heinrich Braun und Robert Michels. In: Jürgen Rojahn u. a. (Hrsg.): Marxismus und Demokratie. Karl Kautskys Bedeutung in der sozialistischen Arbeiterbewegung. Frankfurt/M. 1991, S. 373–390, hier S. 380. Ingrid Gilcher-Holtey unterscheidet zwischen den parteiintellektuellen Vermittlern des Marxismus wie Kautsky selbst, der eine „Scheidewand“ zur bürgerlichen Sozialreform aufrichtet, den parteinahen Sozial-und Wirtschaftsexperten wie Heinrich Braun, der mit Brentano oder Weber wissenschaftlich kooperiert, und den Agitatoren wie Robert Michels, die die Medienpräsenz sichern. Vgl. Dies.: Das Mandat des Intellektuellen. Karl Kautsky und die Sozialdemokratie. Berlin 1986.

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  32. Webb: Diary I., S. 106, (Eintrag vom 18.1.1897); vgl. auch Paul Nolte: Die Ordnung der deutschen Gesellschaft. Selbstentwurf und Selbstbeschreibung im 20. Jahrhundert. München 2000, der Gesellschaftsbilder unterschiedlicher sozialer Gruppen, darunter auch von Intellektuellen, zum Ausgangspunkt nimmt und damit Sozialstrukturgeschichte durch intellektuelle Wahrnehmungsgeschichte ersetzt.

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  33. Die Geschichte des „Archivs für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik“ ist bislang nicht geschrieben, eine der wichtigsten Quellen, Max Webers Briefe aus dem Übergabejahr 1904, sind von Wolfgang Mommsen und Manfred Schön noch zu edieren. Sie werden Schlüsseldokumente liefern auch zur autonomen Stellung von Intellektuellen zwischen sozialistischer und bürgerlicher Sozialreform im Deutschen Kaiserreich. Zur weiteren Entwicklung siehe bereits: Max Weber: Briefe 1906–1908. Hrsg. v. M. Rainer Lepsius u.a. Tübingen 1990 (MWG I115), ferner MWG 1I/6: Briefe 1909–1910. Tübingen 1994 und I117: Briefe 1911–1912. Tübingen 1998, hier besonders die Korrespondenz mit Robert Michels in der Vorphase seiner späteren Pionierstudie: Zur Soziologie des Parteiwesens in der modernen Demokratie. Untersuchungen über die oligarchischen Tendenzen des Gruppenlebens. Leipzig 1911.

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Hübinger, G. (2000). Intellektuelle und Soziale Frage im Kaiserreich. In: von Alemann, U., Cepl-Kaufmann, G., Hecker, H., Witte, B. (eds) Intellektuelle und Sozialdemokratie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93209-9_3

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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