Zusammenfassung
Als eines der wichtigsten Ergebnisse dieser Studie kann festgehalten werden, daß das Auftreten von Stadtteilorganisationen, verstanden als gebietsspezifische, politische Repräsentationsstrukturen, kein vereinzeltes Phänomen darstellt, das nur auf einige Gebiete beschränkt ist, sondern daß es alle Wohngebiete erfaßt hat, wie Karte 1 zeigt. Dabei gibt Karte 1 (im Anhang mit Erklärungsschlüssel) den wahren Organisationsgrad nicht einmal wieder, da jeweils nur die wichtigsten Organisationen aufgeführt sind. Nicht aufgeführt sind Organisationen, die nur eine untergeordnete Rolle spielen oder die nicht repräsentativ oder funktionsfähig sind, sowie jene Organisationen, die ausschließlich in öffentlichen Wohnungsbaukomplexen (public housing) tätig sind1. Die Stadtentwicklungsbehörde zählte 1980 neben den 53 hier als dominant aufgeführten Gruppen noch 153 andere Stadtteilorganisationen (neighborhood organisations)2, die entweder unbedeutend sind, keinen klaren Territorialbezug haben oder nur auf dem Papier existieren.
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Fussnoten Kapitel 10
Die Liste der wichtigsten Stadtteilorganisationen in St. Louis wurde aufgrund von 30 Interviews mit Vorsitzenden von Stadtteilorganisationen in St. Louis im Herbst 1980 erstellt. Auch wurden Auskünfte von der Stadtentwicklungsbehörde von St. Louis, von Bezirkspolitikern und von anderen mit den verschiedenen Stadtteilen vertrauten Personen, z. B. Priestern, ausgewertet. Nützliche Hintergrundinformationen wurden von Frank Avesing, Dozent am Center for Urban Programs, St. Louis University, gegeben. Aufgenommen wurden nur Organisationen, die allen Bewohnern offenstanden, die ein regelmäßiges Organisationsleben hatten, d. h. einen gewählten aktiven Vorstand besaßen und regelmäßige Mitgliederversammlungen abhielten, und die klare, auf die städtebauliche und soziale Situation im Stadtteil bezogene Organisationsziele angeben konnten. Als weitere Auswahlkriterien galten, ob sich die Stadtteilorganisation politisch artikulierte, d. h. ob sie ihre Anliegen der Verwaltung oder den Bezirkspolitikern vermitteln konnte und ob sie von externen Akteuren und Institutionen als legitim und repräsentativ für das Gebiet angesehen wurde. Es wurden also nur solche Gruppen aufgenommen, die “roots in the local Community” haben. Siehe Neil S. Mayer, Jennifer Blake, Keys to the Growth of Neighborhood Development Organisations, Washington 1982, S. 23. In Fällen wie in Hyde Park und Soulard, wo etwa gleichstarke Organisationen um die Vorherrschaft in einem Stadtteil konkurrieren, sind beide Organisationen aufgeführt. Kleinere Gruppen ohne vollen Stadtteilbezug wie block clubs haben keine Berücksichtigung gefunden. Gelegentlich vorkommende Gebietsüberschneidungen sind nicht auf der Karte gekennzeichnet, da sie sich nicht als politisch virulent erwiesen. Sogenannte turf conflicts spielen in St. Louis eine untergeordnete Rolle, was auf die Stabilität der Stadtteilabgrenzungen hinweist.
Vgl. Community Development Agency, Neighborhood Organisations in St Louis, St Louis 1980.
So James Conway, Bürgermeister von 1977–81, in einem Interview am 16.12.1981
Vgl. Douglas Yates, The Ungovernable City, Cambridge, Mass. 1977, S. 23 ff.
Vgl. ders., The Mayor’s Eight-Ring Circus: The Shape of Urban Politics in its Evolving Policy Arenas”, in: Dale R. Marshall, Urban Policy Making, Beverly Hills, London, 1979 S. 51 f.
Janice Perlman, “Grass-rooting the System”, in: Social Policy, 7 (1976), S. 10.
Vgl. Kapitel 4 dieser Arbeit.
Zum Problem generalisierender Aussagen über Stadtteile vgl. Anthony Downs, Neighborhoods and Urban Development, Washington D.C. 1981, S. 13–19, und: Robert Yin, “What a National Commission on Neighborhoods Could Do”, in: Journal of the American Real Estate and Economic Association, 5 (1977), S. 255–78.
Die latente Animosität gegenüber Schwarzen ist nicht nur auf Bewohner deutscher Abstammung beschränkt, sondern ist bei allen weißen ethnics, festzustellen, so z. B. auch bei Bewohnern italienischer Herkunft. Vgl. dazu die Fallstudie über “The Hill 2000”.
“Judge’s Desegregation Order”, St. Louis Post Dispatch, S. 1A und 4A, 22.5.1980.
Dies ist auf die fehlende Territorialbeziehung der schwarzen Kirchen zurückzuführen.
Interview mit Betty Sanguinette von Bevo 2000, 22.11.1980; und Ricky Federhoffer von der South St. Louis Community Services Corporation, 21.9.1980.
Interview mit Tom Barry von der Lindenwood Homeowners’ Improvement Organisation (Nr. 34). Die Organisation, die 1921 gegründet wurde, ist die älteste noch existierende Stadtteilorganisation in St. Louis und belegt die lange Tradition der home improvement associations in der Stadt.
Clement F. Vose, Caucasians Only. The Supreme Court, the NAACP, and the Restrictive Covenant Cases, Berkeley 1967, S. 100–21.
Vgl. die Beispiele bei Vose, S. 108.
Interview mit Betty Sanguinette (Vgl. Fn 12).
Interview mit B. Sanguinette. Bevo 2000 ist die einzige Stadtteilorganisation, die ein größeres soziales Wohnungsbauprojekt für alte Menschen (sogen. Sec. 8 elderly) gebaut hat. Entscheidend bei der Durchsetzung und Akzeptanz des Projektes war die Unterstützung des sehr angesehenen Kongreßabgeordneten Richard A. Gebhardt.
Vgl. zur Rolle der Priester die Fallstudien zum Hill- und zum Shaw- Stadtteil.
Diese Einschätzung beruht auf dem Besuch der Mitgliederversammlung von 10 Stadtteilorganisationen in stabilen Stadtteilen in der Südstadt im Herbst 1980. In 9 Fällen wurden mehr als 100 Teilnehmer gezählt.
Downs, S. 65.
Zu diesem Typ von Vermieter vgl. Rolf Goetze, Rescuing the American Dream, New York 1983, S. 56. Goetze nennt diese Vermieter operators.
Beispiele sind Shaw (Nr. 11), Tiffany (Nr. 12), North 1–44 (Nr. 13)
Zum fast gesetzmäßigen “Umkippen” eines Stadtteils bei einem Anteil von Schwarzen von mehr als 3040% vgl. Downs, S. 95.
Zur Suburbanisierung der Schwarzen vgl. Robert W. Lake, “Racial Transition and Black Ho-meownership in American Suburbs”, in: George Sternlieb, James W. Hughes, America’s Housing, New Brunswick 1980, S. 421–23. Über die Suburbanisierung der Schwarzen in St. Louis, vgl. Kap. 7, S. 224
Vgl. zu diesen Praktiken die Fallstudie über den Shaw-Stadtteil.
Vgl. die Fallstudien über Lafayette Park und Soulard in: Sandra Schoenberg, Neighborhoods That Work, New Brunswick 1980, S. 65–100.
Zu den unmittelbaren Finanzquellen für Stadtteilorganisationen gehört das Development of Capacity Program unter dem CDBG-Programm.Vgl. Kapitel 8.
Vgl. zu einem derartigen Einsatz von sozialem Wohnungsbau die Fallstudie über den Hyde Park-Stadtteil.
Zu den Gründen für die Wahl einer semi-autonomen Organisationsform vgl. die Fallstudie über den Shaw-Stadtteil.
Das Ausmaß und die Funktion von Professionalisierung bei Stadtteilorganisationen in St. Louis wird untersucht von: E. Terrence Jones, Thomas Gosebrink, Phyllis Evans, “The Neighborhood Professional and Urban Politics”, in: Journal of Community Action, 1 (1982). 4347.
Interview mit Mary Dolan and Gina Ryan von SLACO, 273.1981. SLACO gehört zu den Organisationen, die in den ärmsten schwarzen Stadtteilen Bewohner zu organisieren versuchen und dabei zuerst die Eigenheimbesitzer ansprechen.
Häufig suchen obdachlose Bewohner in diesen Häusern Zuflucht.
Donald I. Warren, Black Neighborhoods, New York 1975, S. 31–35.
Ebd., S. 36–48.
Eine wachsende Rolle spielen jedoch die katholischen Grundschulen für schwarze Stadtteile, da sich besonders mittelständische Schwarze darum bemühen, ihre Kinder auf diese Schulen schicken zu können.
Interview mit Mary Dolan and Gina Ryan (vgl. Fn. 31).
Die einzige Stadtteilorganisation in St. Louis, der es bisher gelungen ist, Schritte in diese Richtung zu unternehmen, ist die Union Sarah Economic Development Corporation (Nr. 8).
Ausführlich dazu die Fallstudie über Jeff-Vander-Lou in Kapitel 12.
Diese Tendenz wird ausführlicher in der Fallstudie über den Hyde Park- Stadtteil illustriert.
Diese Karten beruhen auf Census Daten von 1970 und geben wahrscheinlich das Ausmaß des städtebaulichen Verfalls nicht vollständig wieder.
Vgl. die Einträge Dickman, Becker, Kauffman, Darst, Tucker, Cervantes, Poelker und Conway in: Melvin G. Holli, Peter d’A. Jones (Hg.), Biographical Dictionary of American Mayors 1820–1980, Westport, Conn. 1981.
Zum Zusammenhang von katholischer Religionszugehörigkeit und Parteipräferenz für die Demokraten in St. Louis vgl: Scott Greer, “Catholic Voters and the Democratic Party” in: Public Opinion Quarterly, 25 (1961), S. 611–25.
Auf diese Rolle katholischer Priester wird ausführlich in der Studie über den Shaw-Stadtteil eingegangen.
Interview mit Mary Dolan und Gina Ryan von SLACO (vgl. Fn. 31).
Interview mit Ricky Federhoffer (vgl. Fn. 12).
Vgl. dazu Kap. 8, S. 292
Interview mit Ricky Federhoffer.
Interview mit Mike McGrath vom St. Louis Rehab Center, 28.10.1980. Interview mit Louis Bryant, von der Missouri Coalition for Housing 5.11.1980. Beide Organisationen sind praktisch Einmannunternehmen mit unsicherer Finanzierung. Die Coalition ist eine staatsweit agierende Lobbyorganisation, die sich besonders für eine neue Mietgesetzgebung in Missouri einsetzt. Sie hat keinen direkten Stadtteilbezug. Das Rehab Center wurde zwar mit dem Ziel gegründet, Stadtteilorganisationen in Renovierungsfragen zu unterstützen, doch konnte es weder mit der Sachkenntnis noch mit den finanziellen Mitteln aufwarten, um für Stadtteilorganisationen als Partner attraktiv zu erscheinen.
Interview mit Harry E. Berndt, Metro Housing Resources, am 20.10.1980. Siehe seine kritische Bewertung von Stadtteilentwicklungsgesellschaften in seinem Buch New Rulers in the Ghetto. The Community Development Corporation and Urban Poverty, Westport, Conn. 1977.
Das einzige, womit ACORN während des Untersuchungszeitraums 1980–1981 auffiel, war eine Besetzung des Bürgermeister-Büros im Herbst 1981.
Vgl. Mayer, Blake, S.14–17.
Department of Housing and Urban Development, Funding Sources for Neighborhood Groups, Washington 1980 D.C., S. 18.
Jones, Gosebrink, Evans, S. 43–37.
Ebd., S. 47.
Ebd., S. 46.
Ebd., S. 47.
Die Hypothekenzinsen stiegen 1981 bis auf 17%.
Zu den Wahlkampfthemen gehörten der Amtsstil von Bürgermeister Conway und die Schließung eines öffentlichen Krankenhauses in der schwarzen Nordstadt.
Die Kontinuität in der Stadtförderungspolitik wurde auch nicht durch die Haushaltskrise in Frage gestellt, da die Bundeszuweisungen unter dem CDBG-Programm nicht in dem gleichen Maße gekürzt wurden wie andere Zuweisungsprogramme. Vgl. George Otte, “The Community Development Block Grant Program in St. Louis. The Triumph of Institutionalism over Cutbacks”, unveröffentlichtes Manuskript, St. Louis University 1984.
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© 1987 Birkhäuser Verlag, Basel
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Falke, A. (1987). Überblick Über die Stadtteilorganisationen in ST. Louis. In: Großstadtpolitik und Stadtteilbewegung in den USA. Stadtforschung aktuell, vol 16. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93199-3_11
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