Wissenschaft — Darwinismus — Weltanschauung

Zusammenfassung

Die Jahre 1865/66 gehören zu den erfolgreichsten und wissenschaftlich fruchtbarsten in Haeckels Leben. Noch immer suchte er in rastloser Tätigkeit den Verlust der geliebten Frau zu überwinden. In Begleitung des jungen Zoologen Anton Dohrn, der später durch die Begründung der meereszoologischen Station Neapel bekannt wurde, setzte er im August und September 1865 während der Semesterferien seine Untersuchungen über die Medusenentwicklung auf Helgoland fort. Nach der Rückkehr las er im Wintersemester 1865/66 seine erfolgreiche Darwin-Vorlesung, die, wie er den Eltern mitteilte (11. 11. 1865), großes Aufsehen in der kleinen Universitätsstadt erregte und „allgemeines Stadtgespräch und Gegenstand alles Gesellschafts-Klatsches“ wurde. Haeckel mußte den größten verfügbaren Hörsaal benutzen, da neben den 120 eingeschriebenen Hörern (10 Theologen, 14 Juristen, 23 Mediziner, 73 Philosophen, davon 48 Naturwissenschaftler) „Laien aller Berufsstände“ daran teilnahmen. Die Hörerzahl entsprach etwa einem Drittel der damals in Jena immatrikulierten Studenten. Der außerordentliche Erfolg dieser Vorlesung stärkte sein Selbstbewußtsein und gab ihm Mut und Kraft zu neuen Unternehmungen. So begann er im Oktober 1865 mit der Niederschrift seines programmatischen Werkes „Generelle Morphologie der Organismen“.