Deutsch-afrikanische Beziehungen 1989

Zusammenfassung

Auch gegenüber dem bescheidenen Normalzustand der Vorjahre ging das Interesse der Medien und politischen Institutionen an Entwicklungen in und Beziehungen mit Afrika in der Bundesrepublik Deutschland 1989 angesichts der alle Aufmerksamkeit auf sich ziehenden Veränderungen in Osteuropa und in der DDR noch weiter zurück. Größere innenpolitische Kontroversen zu afrikanischen Fragen gab es praktisch schon seit dem Tod von Franz Josef Strauß im Oktober 1988 nicht mehr, denn die meisten früheren Auseinandersetzungen waren weitgehend mit seinem Namen verbunden gewesen. Vor dem Hintergrund der deutschen Kolonialvergangenheit und der Existenz einer deutschsprachigen Bevölkerungsgruppe lag das Hauptaugenmerk während des Jahres auf dem nun endlich in Gang gekommenen Unabhängigkeitsprozeß in Namibia, aber selbst dieser erhielt weniger öffentliche Beachtung als in anderen Zeiten zu erwarten gewesen wäre. Zu Jahresbeginn sorgte die Affäre um eine Beteiligung deutscher Firmen am Bau einer Giftgasfabrik in Libyen für beträchtliche politische Aufregung. Entsprechende Hinweise und Vorwürfe von amerikanischer Seite im Dezember 1988 waren von der Bundesregierung zunächst vehement zurückgewiesen worden, doch aufgrund öffentlichen Drucks angestellte staatsanwaltschaftliche Untersuchungen förderten schließlich nach einigen Verzögerungen die Tatsachen ans Tageslicht. Über den Einzelfall hinaus wurde deutlich, daß die staatlichen Kontrollmaßnahmen beim Export hochsensibler Produkte (wie Waffen und Zulieferungen von Waffensystemen, Chemieerzeugnisse, Nukleartechnologie) in Spannungsgebiete der Dritten Welt völlig unzureichend waren und faktisch recht großzügig gehandhabt wurden.