Ideologie, Politisches Regime und Entwicklung - Die Demokratische Volksrepublik Äthiopien

Zusammenfassung

“Wenn die Revolution gut ist für das Volk, bin auch ich für die Revolution” - mit diesen Worten soll Kaiser Haile Selassie, auf dem Weg ins Militärgefängnis, das Ende der äthiopischen Monarchie kommentiert haben (Kapuscinski 1986: 187). Inzwischen liegt der Sturz des Negus fast anderthalb Jahrzehnte zurück, und der Streit darüber, ob die äthiopische Revolution, wenn sie denn eine war, dem Land neue Entwicklungsperspektiven eröffnet hat, hält an. Sind die politischinstitutionellen Reformen, mit denen radikale Militärs aus dem feudal geprägten Kaiserreich innerhalb weniger Jahre eine “sozialistische Repubulik” gemacht haben, Ausdruck eines kohärenten und zukunftsweisenden Entwicklungskonzeptes? Zeichnet sich in Äthiopien, dem ersten afrikanischen Agrarstaat, der von einer “Arbeiterpartei” regiert wird, eine Alternative zu abhängig-kapitalistischer Entwicklung ab? Oder verbirgt sich hinter der Gründung der “Volksrepublik” v.a. der Pragmatismus einer Militärführung, die die Waffenlieferungen aus der Sowjetunion nicht gefährden will? Hat in Äthiopien eine kleine Gruppe machtbewußter Militärs, gestützt auf die amharisch dominierte Bürokratie, die Staatsmacht usurpiert?