Möglichkeiten und Grenzen der Evaluation Zwischen Anspruch und Wirklichkeit in der klinischen Praxis
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Zusammenfassung
Es geht um die Wahrheit. Wie Dörner (1989) schreibt, hindern uns daran die „idola fori“, die Bilder des Marktes, die Bilder der öffentlichen Meinung, die Bilder der allgemeinen Auffassung über die Dinge und die „idola theatri“, die wissenschaftlichen Paradigmata, von denen wir alle seit Kuhn (1962) wissen, daß sie nur wenig zu tun haben mit einem vorurteilsfreien Betrachten der Dinge, sondern daß sie zeitweilige Übereinkünfte des Wissenschaftsbetriebes darstellen. Als Pilatus die Worte sprach: „Was ist Wahrheit?“, ahnte er nicht, daß er an den Grundfesten der Evaluationsforschung rüttelte. „Noch der einfachste und einleuchtendste Zusammenhang wird .... nur dann anerkannt, wenn sogenannte Studien vorliegen. Wie diese manchmal beschaffen sind, erfährt man, wenn die Initiatoren einer zweiten Studie zum gegenteiligen Resultat kommen. An der sich so potent gebärdenden Statistik von Nummer eins bleibt kein gutes Haar, die Stratifizierung ist ungenügend, der „predictive value“ allem Anschein nach falsch. Studien, die sich mit der gleichen Fragestellung befassen, werden in Metaanalysen zusammengepfercht, auch wenn sie vom Krankengut oder der Methode her nur schwer kompatibel sind. Vor allem aber erwartet man, daß Patienten, Wistar-Ratten ähnlich, gleiche körperliche Voraussetzungen mitbringen. Schon die unterschiedliche Enzymausstattung der einzelnen Individuen, die man ansatzweise kennt, bleibt unberücksichtigt.
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