Kämpfen, Leben, Lernen

Zusammenfassung

An zwei Beispielen, die unmittelbar und praktisch in den Bereich Jugendhilfe/Heimerziehung eingegriffen haben, möchte ich die Bedeutung von antiinstitutionellem Kampf und Selbsthilfeorganisation als Orientierungsmomenten einer offenen Jugendhilfe deutlich machen. Es handelt sich um den Verein Sozialpädagogische Sonderhilfe Köln e.V. (SSK) und das Georg-v.-Rauch-Haus in Berlin (im folgenden kurz Rauch-Haus genannt), Einrichtungen, die beide zu Beginn der siebziger Jahre entstanden. Und diese Beispiele erscheinen mir auch heute noch aus mehreren Gründen bemerkenswert. Beide Einrichtungen

• sind über den lokalen Rahmen hinaus durch Veröffentlichungen und Solidaritätskampagnen bekannt geworden und haben die Diskussion um Fragen der Selbstorganisation und Alternativen zur Heimerziehung entscheidend beeinflußt;

• haben durch ihre Existenz und ihre konsequente Auseinandersetzung mit den Behörden nachhaltige Veränderungen im Jugendhilfebereich bewirkt;

• sind hinsichtlich ihrer Entstehung und ihrer schwierigen, immer wieder Repressalien ausgesetzten Existenz, aber auch in Hinblick auf Dauerhaftigkeit, Stabilität und Dynamik einmalig in der Bundesrepublik;

• existieren heute noch;²

• haben sich bewußt und konsequent herausgelöst aus dem (Jugendhilfe-)System öffentlicher Versorgung und Kontrolle.

So der Titel der Dokumentation über das Georg von Rauch-Haus, im Jahr 1972 herausgegeben vom Jugendzentrum Kreuzberg e.V.; Georg von Rauch wurde im Dezember 1971 in Berlin von der Polizei erschossen.