Zusammenfassung
Die erste in Deutschland ausgebildete Frauenärztin war Dr. med. Hermine Heusler-Edenhuizen aus Pewsum in Ostfriesland1. In ihren 1954 abgeschlossenen, jetzt wiederentdeckten Lebenserinnerungen schildert sie ihren Lebensweg, die Erfahrungen und Ideen ihrer Generation: Von der prägenden Kindheit im abgelegenen ostfriesischen Winkel des Kaiserreichs über die pulsierende Teilhabe an den Umwälzungen im Zentrum des Deutschen Reiches in Berlin bis hin zum Erleben der beginnenden modernen Zeit nach dem 2. Weltkrieg. Als Schülerin von Helene Lange, der aus Oldenburg stammenden zentralen Figur der deutschen Frauenbewegung, wurde sie selbst zu einer führenden Persönlichkeit im Kampf um die Gleichberechtigung der Frau. Die spannend zu lesenden Lebenserinnerungen will ich hier kurz auch im Zusammenhang mit ihrem öffentlichen Wirken darstellen und einige biographische Angaben ergänzen, die mir bekannt wurden durch eigene Nachforschungen zur Familiengeschichte Edenhuizen und Gespräche mit der noch lebenden Adoptivtochter, Hella Häußler, selbst Ärztin.
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Literatur
Bereits 1876 ließen sich als „Arzt für Frauen und Kinder“ Dr. med. Emilie Lehmus sowie Dr. med. Franziska Tiburtius nieder, 1890, als dritte Dr. med. Agnes Bluhm. Sie hatten nach dem Schweizer Examen eine etwa 1jährige Ausbildung in Frauenheilkunde und Geburtshilfe erworben. Hermine Edenhuizen war die erste in Deutschland ausgebildete Ärztin, die eine volle Facharztausbildung zur „Spezialärztin für Frauenkrankheiten und Geburtshilfe“ erreichen konnte. S. dazu Brinkschulte, E.: Weibliche Ärzte, Edition Hentrich, Berlin, S. 24ff., S. 84ff. sowie diese Erinnerungen S. 49, vgl. auch Schriftenverz. Nr. 24 u. 27
Helene Lange, Lebenserinnerungen, F. A. Herbig, Berlin, 1921, S. 212–214.
Zur Familiengeschichte Edenhuizen vgl. Prahm, H.: Die Schwestern Ringena. Privatdruck 1995. Erste urkundliche Erwähnung des Namens Edenhuizen 1716. Der vermutlich aus den Niederlanden stammende Name bedeutet etwa Haus oder Häuser des Ede.
Persönl. Mitteilungen d. Farn. Dieken
S. Abb. S. 26. Farbiger Abdruck in Ottenjann, H.: Lebensbilder aus dem ländlichen Biedermeier. Museumsdorf Cloppenburg 1984, S. 95.
Promotion 1913 in Berlin „Über zwei Fälle von mykotischem Aneurysma der Aorta mit Perforation in den Oesophagus“
Vgl. Schriftenverz. 28
Kurz darauf, am 3.2.1902, unterschreiben ihre drei Mitabiturientinnen eine reichsweite Petition zur Immatrikulation von Frauen mit Abitur, vgl. I. Meseberg-Haubold: Einzelne Hospitantinnen sehe ich gern... — Zur Frage der Anfänge des Frauenstudiums in Deutschland. In: Religion im Wandel. Hrsg. W. Weiß. Bibliotheks- und Informationssystem d. Univ. Oldenburg 1996, S. 31–53.
Zur Beziehung zwischen beiden Frauen s. auch Prahm, H.: Helene Lange fördert die erste Frauenärztin Hermine Edenhuizen, Nordwest-Heimat. Beilage der Nordwest-Zeitung Oldenburg v. 22.06.1996
Vgl. Weibliche Ärzte, S. 64 a.a.O.
Vgl. sogar auch Zweifel an ihrer Qualifikation in: „Weibliche Ärzte“ (Anm. 10). Die tatsächlichen Hintergründe lassen sich aus den erwähnten Briefen vermuten, s. auch Anm. 9.
Mitteilung aus dem Institut für Geschichte d. Medizin, Berlin, s. Anm. 22
Vgl. Schriftenverz. Nr. 31 u. 32
Vgl. auch das Schriftenverzeichnis im Anhang
Vgl. K. Hoesch in: Weibliche Ärzte a.a.O. S. 44ff. mit etwas abweichenden Angaben.
rororo TB 1992 Nr. 4571, S. 418 ff. u. pers. Mitteilung Dr. Häußler
Vgl.Anm. 10
Die fachärztlichen Hinweise zu diesem Abschnitt verdanke ich Frau Dr. Heike Wiesner-Hoffmann, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Oldenburg.
Sie selbst äußerte sich 1952 noch einmal dazu, s. Schriftenverz. Nr. 8
Vgl. Schriftenverz. Nr. 33, 36 u. 37
Einen ähnlichen Vorgang gab es im Bund deutscher Frauenvereine bereits 1919, als Gertrud Bäumer die Wahl von Alice Salomon zur Vorsitzenden verhinderte aus Furcht vor antisemitischen Angriffen, obwohl der BdF den Antisemitismus bekämpfte. Vgl. I. Meseberg-Haubold: Die Auflösung des Bundes Deutscher Frauenvereine -Anpassung oder Widerstand? Antrittsvorlesung C.v.O. Universität Oldenburg, 28.01. 1992.
Diese Informationen verdanke ich Frau Prof. Dr. Johanna Bleker, Institut für Geschichte der Medizin der Freien Universität Berlin, Brief vom 28.02.1994.
S. Schriftenverz. Nr. 9 u. 10, ähnlich auch Nr. 22 und 23.
Damit gehörte sie zum radikaleren Flügel der bürgerlichen Frauenbewegung, was vermutlich auch die Veröffentlichung ihrer Lebenserinnerungen noch in den 50er Jahren behindert hat. Vgl. auch R. Nave-Herz: Die Geschichte der Frauenbewegung in Deutschland. Leske + Budrich 1994, S. 40ff. u. Hermann, B. in: „Weibliche Ärzte“ a.a.O. S. 114ff.
Urteil d. BVG v. 28.05.1993 sowie „Gesetz zur Vermeidung und Bewältigung von Schwangerschaftskonflikten (Schwangerschaftskonfliktgesetz) v. 21.08.1995.
Vgl. Schriftenverz. Nr. 14
Vgl. Schriftenverz. Nr. 12
Vgl. Schriftenverz. Nr. 17
Vgl. S. 154 u. pers. Mitteilung Frau Dr. Häußler
vgl. Schriftenverz. Otto Heusler im Anhang
Unveröffentlichtes Vortragsmanuskript im Nachlaß
Bäumer, G.: „Dr. med. Hermine Heusler-Edenhuizen“. Die Frau 39, 111–112 (1931).
Helene Lange: Lebenserinnerungen S. 260. a.a.O.
Vgl. zusammenfassend R. Nave-Herz, a.a.O. S. 17ff.
Beck, U.: Die Risikogesellschaft. — Auf dem Weg in eine andere Moderne, edition Suhrkamp 1986, S. 161ff.
S. Schriftenverzeichnis. Nr. 13, 15, 17.
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© 1997 Leske + Budrich, Opladen
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Prahm, H. (1997). Biographisches Nachwort zu Hermine Edenhuizen. In: Prahm, H. (eds) Die erste deutsche Frauenärztin Lebenserinnerungen. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-92563-3_6
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