Zusammenfassung
Der Strukturwandel Ostdeutschlands in Richtung einer Tertiarisierung der Wirtschaft ist eingebettet in einen widersprüchlich verlaufenden Prozeß des Umbaus von Produktion und Beschäftigung in den alten Bundesländern. In diesem Kontext eines übergreifenden Strukturwandels mit seinen Umbrüchen in der — geschlechtsspezifisch strukturierten — Erwerbsarbeit soll für ostdeutsche Dienstleistungsinstitutionen (besonders der Finanzdienstleistungs- und Handelsbranche) folgender Frage nachgegangen werden:
Inwieweit ergeben sich aus dem spezifisch ostdeutschen Strukturwandel Hinweise auf eine neue Vergeschlechtlichung von Erwerbsarbeit? Erörtert werden sollen Aspekte der (innerbetrieblichen) Arbeitsmarktentwicklung unter dem Blickwinkel des Geschlechterverhältnisses. Damit werden in diesem Kapitel strukturelle Bedingungen der Frauenerwerbsarbeit in den sich herausbildenden Dienstleistungen der neuen Bundesländer vorgestellt, die erwerbsorientierte Handlungsoptionen von ostdeutschen Frauen im tertiären Wirtschaftssektor deutlich beeinflussen.
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Literatur
Von 1970 bis 1994 wuchs der Frauenanteil an den Erwerbstätigen im tertiären Sektor der alten Bundesländer von 41,1% auf 52,5%. Vgl. Grafik 11 im Anhang.
Zu der Methodik der Datenerhebung in der DDR zu den Dienstleistungen bedarf es weiterer Forschungen. So ist hier offen geblieben, inwieweit z.B. die Erwerbstätigen in den kombinatsinternen Rationalisierungsmittelbauabteilungen zu den Dienstleistungen oder zur Industrie gezählt werden.
Genau waren es 59,2%. 1989 betrug der Anteil weiblicher Berufstätiger z.B. in den Dienstleistungsbranchen Verkehr 26,4%, Post-und Fernmeldewesen 69%, Handel 71,9% und in den übrigen nichtproduzierenden Bereichen 72,6% (Jahrbuch Arbeitskräfte und Löhne 1990). Dagegen betrug der Frauenanteil an den Berufstätigen im primären Sektor nur 37 bzw. im sekundären Sektor 32 Prozent (vgl. Grafik 11 im Anhang).
Von den 1989 existierenden 8547,3 Tsd. Berufstätigen der DDR waren 7541,5 Tsd. (d.h. 88,2%) Arbeiter und Angestellte (Frauenanteil 50,3%), 821,2 Tsd. (d.h. 9,6%) Mitglieder von Produktionsgenossenschaften (Frauenanteil 37,9%) und 184,6 Tsd. (d.h. 2,2%) selbständige Erwerbstätige bzw. mithelfende Familienangehörige (Frauenanteil 39,7%) (Statistisches Jahrbuch der DDR 1990: 132).
1989 hatten von den 8547,3 Tsd. Berufstätigen der DDR 7036,6 Tsd. eine abgeschlossene berufliche Ausbildung (einschließlich jener auf Teilgebieten von Facharbeiterberufen), davon waren 67,1% Facharbeiterabschlüsse (Statistisches Jahrbuch der DDR 1990: 138.
Obwohl der Frauenanteil in den örtlichen Staatsorganen der DDR 64,4% aufwies, waren Frauen nur zu 25% in Leitungsfunktionen vertreten (Statistisches Jahrbuch der DDR 1989: 43).
Hier tritt 1994 erstmals seit 1990 eine leichte Konsolidierung ein: Von 1993 zu 1994 wuchs die Erwerbstätigenzahl geringfügig von 2,31 auf 2,32 Millionen.
Lediglich von 1992 zu 1993 erfolgte ein minimaler Rückgang von 3,99 auf 3,97 Millionen Erwerbstätige.
In diesem Kontext ist besonders hervorzuheben, daß ostdeutsche Frauen nach wie vor nicht nur eine annähernd konstante Erwerbsquote von 1991 bis 1994 aufweisen, die nur in den Altersgruppen 15–20 um durchschnittlich 4,5% zurückging, dafür aber in der Altersgruppe 55–60 insgesamt um 3,9% wuchs, sondern zugleich mit 79,6% für 1994 nach wie vor einer Vollzeiterwerbstätigkeit nachgehen. Von den 20,4% Frauen, die eine Teilzeittätigkeit ausüben, streben 36,6% eine Vollzeittätigkeit an, die sie z.Zt. jedoch nicht finden können. Vgl. Grafiken 3b, 7 und 8 im Anhang.
In diesem Anstieg drückt sich nicht unbedingt eine sozial positiv zu bewertende Tendenz aus, denn er signalisiert den überproportionalen Rückgang männlicher Beschäftigung, während die Landfrauen mangels anderer beruflicher und familialer Alternativen in diesem Sektor verblieben.
Dieses Ergebnis korrespondiert mit Forschungsresultaten von Karin Lüsebrink, die auf der Grundlage einer detaillierten Analyse der Genese weiblicher Büroarbeit zu der Schlußfolgerung einer hohen Stabilität geschlechtsspezifischer Segregation auf Branchenebene gelangt. Demnach würde eine branchenspezifisch hohe Beschäftigung von Frauen als ein Einlaßtor für weitere weibliche Beschäftigte fungieren (Lüsebrink 1993: 10).
Vgl. Grafik 11 im Anhang und Tabelle 3.
Vgl. hierzu Grafik 34 im Anhang.
1989 waren im tertiären Sektor der alten Bundesländer 15,95 — 1994 17,50 Millionen Menschen beschäftigt (Vgl. Grafik 10 im Anhang). Sein Anteil an der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung wuchs von 1991: 1519,5 Mrd. DM auf 1994: 1646,9 Mrd. DM (vgl. Grafik 16 im Anhang).
Die Zunahme der geschlechtsspezifischen Erwerbslosigkeit in den alten Bundesländern von 1991 bis 1994 ist der Grafik 1 zu entnehmen.
Vgl. zur Entwicklung der sektoralen Erwerbstätigenzahlen in den neuen und alten Bundesländern: Grafik 10 im Anhang.
Diese Untersuchung gründete sich auf Datenmaterial bis 1992.
Hier jedoch mit Ausnahme des Bereiches Spedition, Lagerei und Verkehrsvermittlung.
Vgl. Grafiken 20b, 21b und 22b im Anhang.
Vgl. Grafiken 23b und 24b im Anhang.
Vgl. hierzu Grafik 6b im Anhang.
Männer im tertiären Sektor Ostdeutschlands arbeiteten 1994 zu ca. 89% 40 Wochenarbeitsstunden und mehr, zu ca. 5 % bis 20, zu ca. 18% 21 bis 35 und zu ca. 9% 36 bis 39 Arbeitsstunden je Woche (Statistisches Bundesamt, Fachserie 1, Reihe 4.1.1, 1994).
Vgl. auch Grafik 8 im Anhang. Sie enthält im Vergleich zu dieser schematischen Grafik nicht nur alle Items und ist insofern auch genauer, sondern erlaubt auch einen Vergleich der ostdeutschen Entwicklung mit der von Teilzeitarbeit weiblicher abhängiger Beschäftigter im früheren Bundesgebiet.
Vgl. Grafik 13b im Anhang.
Vgl. Grafik 32b im Anhang.
Vgl. Grafik 32a im Anhang.
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Peinl, I. (1997). Neustrukturierung des Geschlechterverhältnisses im Dienstleistungssektor Ostdeutschlands?. In: Hüning, H., Nickel, H.M. (eds) Großbetrieblicher Dienstleistungssektor in den neuen Bundesländern. Beiträge zu den Berichten der Kommission für die Erforschung des sozialen und politischen Wandels in den neuen Bundesländern e. V. (KSPW), vol 1.6. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-92556-5_5
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