Versuche, Fehlschläge, Sackgassen

Zusammenfassung

Als 1989/90 die west-östliche Trennung in der Mitte Europas fiel, d.h. das Nachkriegssystem von Jalta endgültig zusammenbrach, mußten die staatlichen deutsch-tschechischen (damals noch deutsch- tsche-choslowakischen) Beziehungen nach der deutschen Wiedervereinigung neugeordnet werden. Damit tauchte das Problem der Sudeten-deutschen wieder auf. Es hatte sich nicht von selbst durch Zeitablauf gelöst, wie man in der Tschechoslowakei stets gehofft hatte und wie es auch der Vertreibungsplanung entsprach. Obgleich auch die deutsche Politik es eher als eine überflüssige Belastung ansah und vor den Wahlterminen (von Ausnahmen abgesehen) ihre Unterstützung für die Sudetendeutschen mehr heuchelte als ernst meinte, über den versuchten Genozid von 1945/46 war kein Gras gewachsen. Die vertriebene und über alle deutschen Länder zerstreute Volksgruppe hatte sich in den vergangenen vier Jahrzehnten organisiert und in fast alien Parteien Fuß gefaßt. Die Tatsache blieb bestehen: Das Problem verschwand nicht von der Bühne. Dazu kam noch eine unbeabsichtigte Nebenwirkung der tschechischen Vertreibungspolitik: Die über fast das ganz zerstörte Deutschland zerstreuten Sudetendeutschen, die ohne jede Vermögensreserven oder sonstigen Rückhalt eine neue Existenz aufbauen mußten, um zu überleben, entwickelten eine unerhörte Dynamik und infiltrierten so die gesamte Staats-, Gesellschafts- und Wirtschaftsstruktur Deutschlands.