Zusammenfassung
In diesem Erinnerungstext des sizilianischen Dichters Gesualdo Bufalino verschränken sich die traditionellen europäischen Institutionen der Generationen» und Geschlechterverbindung noch einmal. Die Sexualität wird so weit wie möglich in die Ehe eingebunden. Die Ehe allein begründet die Familie als unauflösliche Gemeinschaft. Der Respekt vor der Ehe impliziert die Weggabe der nichtehelichen Kinder. Für die Bastarde gibt es das Heim, als kirchliche oder kommunale Einrichtung. In Frankreich gibt es statt des Drehbrettes die Drehtür. Das Kindeswohl gewährleisten Ehe und Familie, bei den Bastarden die Einrichtungen und speziell die Zuwendungsreserven der von der Familiengründung ausgeschlossenen Frauen.
U Tumminu
Wenn eine Ledige schließlich, nachdem sie neun Monate lang eine kuriose, wachsende Beleibtheit in qualvoll enge, unpassende Kittelschürzen gezwängt hatte, die Hebamme zu Hilfe rief, wurde das wimmernde, nackte kleine Wesen, das das Licht der Welt erblickte, in ärmliche Lumpen gewickelt und in einen Korb gelegt. Frauen brachten es dann, nachdem das Licht gelöscht war, bis zum Drehbrett des tumminu (das Drehbrett eines Findelhauses erinnerte nämlich an den kleinen runden Meßbecher, der tumminu genannt wird, und faßte vier Findelkinder). Hörten die Nonnen den Schlag der Glocke an der Tür, erhoben sie sich rasch aus dem Bett, ließen die Drehvorrichtung von innen kreisen, drückten das unerwartete Kind an den unfruchtbaren Busen und wiegten es leise, die ganze Nacht.
Gesualdo Bufalino
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Anmerkungen
Gesualdo Bufalino, Museum der Schatten, 1992, S. 36.
Furstenberg-Cherlin, Geleilte Familien, 1993.
Nave-Heiz ZSE 1992, 219.
Durch das Gesetz zur Neuregelung der elterlichen Sorge vom 18.7.1979, in Kraft seit 1.1.1980.
Siehe dazu BVerfG NJW 1994, 34 einerseits und den — gegenwärtig diskutierten – Gesetzentwurf zur Regelung der Haftungsbeschränkung für Mindeijährige (Mindeijährigenhaf- tungsbeschrankungsgesetz), mit dem die Entscheidung BVerfG 72, 155 umgesetzt werden soll.
Siehe insb. Mnookin FamRZ 1975, 1.
BVerfG NJW 1993, 2671.
BGH NJW 1993, 848 rechnet es zum ordre public.
Siehe nur Gemhuber-Coester=Waltjen, Famiiienrecht, 4. Aufl., 1994, § 65 IV 3 S. 1050.
Coester, Kindeswohl, in: Der Anwalt des Kindes, Protokolldienst 14/83 der Ev. Akademie Bad Boll, 1983, S. 60.
Jenseits des Kindeswohls, 1974.
Siehe nur BVerfG NJW 1981, 217; BGH FamRZ 1990, 392.
Siehe dazu nur MünchKomm-BGB-Hinz, 3. Aufl., § 1671 Rdnr. 30 ff.
Siehe insb. BGH NJW 1985, 1702.
Siehe insb. Lempp FamRZ 1984, 741.
Sieheinsb. Fthenakis FamRZ 1985, 662, 672.
Siehe § 50 b FGG.
Siehe z.B. OLG München FamRZ 1979, 70 f; OLG Köln FamRZ 1980, 1153.
§ 1705 BGB.
BVerfG 56, 263.
Kritisch dazu z.B. Derleder, in: Lampe (Hrsg.), Persönlichkeit, Familie, Eigentum, 1987, S. 162 ff.
BVerfG NJW 1991.
Siehe nur die Nachweise bei Palandt-Diederichsen, BGB, 53. Aufl., § 1666 Rdnr. 13 ff.
LG Berlin ZBUugR 1980, 188.
BayObLG ZBUugR 1983, 202.
Wiederum BayObLG FamRZ 1986, 102.
OLG Frankfurt FamRZ 1980, 284.
BayObLG FamRZ 1984, 928.
Dafür LG Köln FamRZ 1992, 712.
Siehe dazu AK-BGB-Münder, §§ 1666,1666 a Rdnr. 23 ff; Zenz, Kindesmißhandlung und Kindesrechte, 1979, S. 86 spricht von Adosleszenzkonflikten.
Siehe z.B. OLG Stuttgart DAV 1980, 141.
Siehe z.B. BayObLG FamRZ 1991, 214.
AG Celle FamRZ 1987, 768, 1068, 1177 m. Anm. von Vennemann und Geiger; LG Köln FamRZ 1987, 207.
Siehe dazu Palandt-Diederichsen, § 1666 Rdnr. 16.
Siehe z.B. BGH FamRZ 1993, 316 zu Art. 6 EGBGB.
Siehe dazu die Nachweise zur Intervention gegenüber Müttern nichtehelicher Kinder bei Palandt-Diederichsen, § 1666 Rdnr. 15.
Siehe dazu BVerfG NJW 1994, 183 und NJW 1989, 519.
BVerfG NJW 1988, 125 = BVerfG 75, 201.
BVerfG NJW 1989, 519 = BVerfG 79, 51.
BVerfG NJW 1994, 183.
Daraufbaut weithin Aries, Geschichte der Kindheit, 1975, 175 ff. auf.
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Derleder, P. (1995). Das Kindeswohl als Prinzip der Familiensteuerung. In: Gerhardt, U., Hradil, S., Lucke, D., Nauck, B. (eds) Familie der Zukunft. Reihe „Sozialstrukturanalyse“, vol 6. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-92535-0_13
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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