Zusammenfassung
Auch nach Beendigung des blutigen Bürgerkrieges hat das Land noch nicht wieder zur Normalität zurückgefunden. Während die Kampfeinheiten des Rebellenchefs Taylor den weitaus größten Teil des Staatsgebietes kontrollierten, waren die Interimsregierung und die Friedenstruppe ECOMOG mit etwa 10 000 “Weißhelmen” praktisch in der Hauptstadt eingeschlossen. Durch einen bewaffneten Überfall auf Sierra Leone wollte Taylor erneut Stärke demonstrieren und seinen Anspruch auf Alleinherrschaft unterstreichen. Was er damit ungewollt erreichte, war eine neuerliche Konfrontation mit der ECOMOG und die Erweiterung ihres militärischen Potentials. Eine im Geist der Aussöhnung verlaufene Nationalkonferenz bestätigte Interimspräsident Sawyer in seinem Amt und verwarf damit die ursprüngliche Idee der Staatsführung durch ein Dreiergremium unter Beteiligung des Rebellenchefs. Wachsender Unmut der Bevölkerung mit dem Taktieren Taylors und dem rücksichtslosen Vorgehen seiner Gefolgsleute führte verschiedentlich zur Gründung von Bürgerwehren. Seine aus dem Kampf gegen das verhaßte Doe-Regime gewonnene Popularität schwand in dem Maße, wie das liberianische Volk ihn für die Verlängerung des leidigen Konfliktes verantwortlich machte. Die gegen ihn operierende ULIMO (United Liberation Movement) bot Taylor einen willkommenen Anlaß, seine anfängliche Zusage einer Unterstützung der ECOMOG-Entwaffnungsmission zu widerrufen. Als eine Gefahr für den Friedensprozeß erwies sich zunehmend auch Rebellenführer Johnson, der die von der Eingreiftruppe geforderte Niederlegung der Waffen unter Hinweis auf die nach wie vor brisante Lage ablehnte. Internationale Maßnahmen zur Linderung des Leids der betroffenen Bevölkerung blieben weit hinter den Erwartungen zurück. Zur Wiederherstellung der Kreditwürdigkeit des in eine schwere Verschuldungskrise geratenen Landes erwog der IWF die Umgestaltung der liberianischen Auslandsverbindlichkeiten im Wege eines Rights Accumulation Programme.
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© 1992 Leske + Budrich, Opladen
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Wiedensohler, G. (1992). Liberia. In: Hofmeier, R., Diederichsen, T. (eds) Afrika Jahrbuch 1991. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-92531-2_19
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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