Demokratie und transnationale Identität

Zusammenfassung

Die Vereinigung Deutschlands im Jahr 1990 wurde möglich, weil der Ost-West-Konflikt immer stärker verblaßt und schließlich völlig verschwunden war. Dies wiederum konnte so geschehen, weil die UdSSR und das „sozialistische Lager“ seit den siebziger Jahren immer tiefer in eine Krise hineinsteuerten, die schließlich auch durch einschneidende Reformen nicht mehr zu überwinden war. Mit dem Exitus der großen, seit dem 19. Jahrhundert in zahlreichen binnen-gesellschaftlichen Konflikten und seit der Russischen Revolution von 1917 zusätzlich auch auf der Ebene internationaler Beziehungen an Macht und Ausstrahlungskraft gewinnenden Alternative zur bürgerlichen Gesellschaft ging gleichermaßen ein Kristallisationspunkt für Internationalismus dahin, das heißt also für eine kollektive Identität, die ihren obersten politischen Sinn nicht in der Nation findet, diese vielmehr überschreitet und wenigstens programmatisch, abstrakt und in der sonntäglich herausgeputzten Selbstwahrnehmung — auf zugleich utopische und sehr reale Weise universalistisch ist.