Zusammenfassung
Nicht wenige meinen, eine empirisch orientierte Sozialwissenschaft sei eine Wissenschaft, die sich selbst entmannt habe. Denn durch das Kriterium der empirischen Überprüfbarkeit kettet sich diese Wissenschaft in starkem Maße an die bestehenden Verhältnisse. Sind doch nur solche Sätze (Thesen, Theorien) erlaubt, die an der Wirklichkeit scheitern können, also an dem, was ist. Und aus dem, was ist, so schon Max Weber, kann man nicht ableiten, was sein soll. Und damit, so wiederum Wittgenstein (1978: 6.52), bleiben die drängendsten Lebensprobleme ungelöst. Was ist eine gerechte Gesellschaft? Wohin soll sich Gesellschaft entwickeln? Mit dieser Form der Wissenschaft kann ich keine Werturteile, keine Sollenssätze, begründen.
Leicht veränderte Fassung der Antrittsvorlesung, die der Autor am 25. November 1992 an der Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg gehalten hat.
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Sahner, H. (1995). Gestern Legitimationsinstrument, heute Politikersatz? Empirische Sozialforschung und politisches System. In: Reuband, KH., Pappi, F.U., Best, H. (eds) Die deutsche Gesellschaft in vergleichender Perspektive. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-92509-1_13
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