Zusammenfassung
Die eingangs zitierte Stelle aus Goethes “Faust” ist gewiß eine der schönsten literarischen Beschreibungen des alten Traums von der Freiheit und Unabhängigkeit der Menschheit. Entstanden in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts während der hohen Zeit der Sumpfmeliorationen, stellt der Text auch ein Zeitdokument der damaligen Technikgeschichte dar und transportiert gleichzeitig ein Naturbild, das der heutigen Vorstellung von Natur kaum mehr entspricht: die wilde Natur und die kontrollierbare zivilisierte Welt, dazwischen eine Mauer, welche die geordnete produktive Welt von allem Wilden fernhält. Heute würden wir wohl eher die wildgewordene Technik mit einer Mauer von den letzten Naturresten fernhalten wollen, allerdings unter der Voraussetzung, daß die Natur den Ausbruch in die zivilisierte Welt nicht wagt...
Faust: Ein Sumpf zieht am Gebirge hin, Verpestet alles schon Errungene; Den faulen Pfuhl auch abzuziehn, Das letzte wär das Höchsterrungene. Eröffn ich Räume vielen Millionen, Nicht sicher zwar, doch tätig-frei zu wohnen. Grün das Gefielde, fruchtbar; Mensch und Herde Sogleich behaglich auf der neusten Erde, Gleich angesiedelt an des Hügels Kraft, Den aufgewälzt kühn-emsige Völkerschaft! Im Innern hier ein paradiesisch Land, Da rase drauβen Flut bis an den Rand, Und wie sie nascht, gewaltsam einzuschieβen, Gemeindrang eilt, die Lücke zu verschlieβen.
Ja! Diesem Sinne bin ich ganz ergeben, Das ist der Weisheit letzter Schluβ: Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, Der täglich sie erobern muβ! Und so verbringt, umrungen von Gefahr, Hier Kindheit, Mann und Greis sein tüchtig Jahr. Solch ein Gewimmel möcht ich sehn, Auf freiem Grund mit freiem Volke stehn! Zum Augenblicke dürft ich sagen: “Verweile doch, du bist so schön! Es kann die Spur von meinen Erdetagen Nicht in Äonen untergehn. ” (Goethe, Faust II, 5. Akt, 11′559-11′584)
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Literaturverzeichnis
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Büchi, H. (1996). Autarkie. In: Büchi, H., Huppenbauer, M. (eds) Autarkie und Anpassung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-92507-7_2
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