Zusammenfassung
Rolf Weder ist ein strikter Vertreter der konventionellen neoklassischen Theorie. Wenn man dieser Theorie insgesamt Glauben schenkt, dann muß man auch den daraus abgeleiteten Behauptungen zustimmen, denn die Theorie ist in sich stimmig, sie stellt ein geschlossenes mathematisch-logisches System dar. So weit, so gut. Ein fundamentales Problem entsteht nun aber dadurch, daß dieses System beansprucht, menschliche Handlungen und gesellschaftliche Tatbestände nicht nur monodisziplinär, sondern darüber hinaus wie naturwissenschaftliche Gesetzmäßigkeiten behandeln zu können. Damit wird es zu einer wirklichkeitsfremden und äußerst gefährlichen Konstruktion, denn es blendet jegliche kulturellen Kontexte aus und immunisiert sich gegen ethische Argumente.2 In Tat und Wahrheit ist die neoklassische Theorie natürlich ein historisches Produkt unserer westlichen Zivilisation, im besonderen der Epoche des mechanistischen Weltbildes dieser Zivilisation. Wie aber soll sie unter diesen Umständen zur Lösung von Problemen tauglich sein, die gerade aus diesem Weltbild heraus entstanden sind? “Gewichtige soziale (und man könnte beifügen ökologische) Probleme lassen sich nicht an einer Wandtafel lösen” sagt Donald N. McCloskey hinsichtlich der Sterilität der in der Ökonomie verwendeten mathematischen Formalismen.3
Alle Probleme beginnen bei uns zu Hause und müssen auch dort gelöst werden. Die Hoffnung auf globale Lösungen ist deshalb genauso illusionär wie unser unterschwelliger Glaube an die Unendlichkeit der Ressourcen.1
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Literaturverzeichnis
W. Berry (1992): Die Nutzlosigkeit des globalen Denkens. Der Zeit · Punkt 3, S. 22.
A. Etzioni (1988): The Moral Dimension. Toward a New Economics. The Free Press, New York, und Collier Macmillan, London, S. 249.
Zur heutigen Stellung der Ökonomie als Ersatzreligion siehe z. B. J. Robinson (1962): Economic Philosophy. Penguin Books, Harmondsworth.
Siehe dazu K.G. Zinn (1991): Ethische Probleme der internationalen Arbeitsteilung. In K. Henning und A. Bitzer (Hrsg.) Ethische Aspekte von Wirtschaft und Arbeit. Bibliographisches Institut, Mannheim.
Vgl. H. Daly (1993): The perils of free trade. Scientific American 269(5), S. 24.
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Steiner, D. (1996). Kommentar zum Artikel „Wirtschaft in der Umweltkrise“ von Rolf Weder. In: Büchi, H., Huppenbauer, M. (eds) Autarkie und Anpassung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-92507-7_18
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