Zusammenfassung
Die Vereinigung beider Teile Deutschlands hat sowohl für den Osten als auch für den Westen zu erheblichen Umbrüchen in den bestehenden Systemen sozialer Ungleichheit geführt. In Ostdeutschland ist ein komplettes Gesellschaftssystem zusammengebrochen, das unter dem ökonomischen Aspekt gekennzeichnet war durch relativ geringe Unterschiede zwischen den Menschen hinsichtlich Einkommen und Vermögen, durch das Fehlen von Arbeitslosigkeit, durch eine allgemeine Daseinsvorsorge durch den Staat — wenn auch auf niedrigem Niveau — und relativ geringe Handlungsspielräume für den wirtschaftenden Menschen, bedingt unter anderem durch die weitgehende Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln. Innerhalb der formal sicheren Arbeitsverhältnisse konnten sich allerdings individuelle Initiativen und Leistungswillen nicht entfalten (Häder 1991: 4 Iff). Bürokratische Überreglementierung, schlechte Organisation, veraltete Technik und logistische Probleme haben maßgeblich dazu beigetragen. Die offiziell propagierten Leistungsnormen standen dem scheinbar unvermittelt gegenüber. Die Motivationsfunktion der Kollektiverwartungen dürfte als eher gering veranschlagt werden: Die Beschäftigten erwarteten vom Kollektiv soziale Einbindung und nicht die Bewertung individueller Leistungen. Die berufliche Mobilität war in der DDR in den 80er Jahren nur schwach ausgeprägt. Die Ursachen waren starre arbeitsrechtliche und tarifliche Regelungen und insbesondere ein chronischer Arbeitskräftemangel. Untersuchungen haben auch ergeben, daß die Anpassungsbereitschaft der Beschäftigten an berufliche Veränderungen nur gering war (Häder 1991: 48).
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Literatur
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Braun, M., Kolosi, T. (1994). Wandel der Einstellungen zu sozialer Ungleichheit in Deutschland und Ungarn. In: Braun, M., Mohler, P.P. (eds) Blickpunkt Gesellschaft 3. ZUMA-Publikationen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-92480-3_3
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