Zum Sonderschülerproblem in der Bundesrepublik Deutschland, in der DDR und in Österreich

Zusammenfassung

Der Erkenntniswert der wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Bildungswesen des anderen deutschen Staates ist unbestritten, und es liegt eine Vielzahl westdeutscher Arbeiten zu diesem Thema vor (s. DDR Handbuch 1975, 990f). Sicherlich stellen die pädagogischen Arbeiten eines der zahlenmäßig größten Kontingente unter den der DDR gewidmeten wissenschaftlichen Arbeiten. Dies scheint angesichts der Bedeutung des Gegenstandes beinahe selbstverständlich, gilt indessen nicht für den Bereich der Sonderpädagogik. Hierfür liegen, außer der 152 Seiten umfassenden Studie von Sander (1969), lediglich einige wenige Aufsätze vor, die nur einen groben Überblick verschaffen oder nur Teilaspekte behandeln konnten. Einige Autoren vermochten auch, anders als hinsichtlich des westdeutschen Sonderschulwesens, nicht recht zu unterscheiden zwischen „Papierform“ und DDR-Realität (Bockius et al. 1974) oder beabsichtigten dies gar nicht erst (Künne 1975). Daneben wurden an den sonderpädagogischen Studienstätten einige, zum Teil lesenswerte (Schöpke 1977) Examensarbeiten zum Thema angefertigt, die aber, so weit zu sehen ist, sämtlich unveröffentlicht blieben. Und schließlich gibt es gerade in der Sonderpädagogik eine Rezeption der DDR-Literatur „in aller Stille“. Nicht wenige Sonderschullehrer und Angehörige der sonderpädagogischen Ausbildungsstätten verwenden bei ihrer Arbeit auch DDR-Publikationen (so etwa in der Sprachheilpädagogik), ohne daß dies jedoch in der westdeutschen Literatur einen entsprechenden Niederschlag fände. Insgesamt ist unsere Kenntnis vom Sonderschulwesen der DDR gering, gemessen an den tatsächlich vorhandenen Informationen und der Bedeutung des Gegenstandes.