Zusammenfassung
Wer ist frei? Sind wir nur frei, wenn wir dabei auch den Begriff der Freiheit so denken, wie er in der Kantischen Freiheitstheorie konzipiert wurde? Muß ich, um ich zu sein, nicht nur jeden Gedanken mit dem „ich denke“ begleiten können, sondern muß ich auch um frei zu sein, jeden freien Akt mit dem Gedanken — ich bin frei — begleiten können? Bei der Konstruktion des Ich-Punktes für die Freiheitstheorie wird zumeist von den Konkretheiten des einzelnen Individuums abgesehen und ausgeblendet, daß anders als bei einem Ich-Philosophen das Ich auch von etwas anderem als von der Theorie des Ich erfüllt sein kann. Der Gebrauch der Freiheit kann also zu einem schwierigen Unterfangen werden, wenn man in der Theorie der Freiheit erfahren, nicht nur diese Theorie zur Wirklichkeit bringen will. Unversehens gerät das Bemühen um Wirklichkeit aus dem Blick der Freiheit heraus in die Rumpelkammer der Psychologie und wird dann unter Umständen dem Arsenal der Obsessionen, Archetypen und immer wieder verfügbaren Mythen zugeordnet, die in den tiefen Gewölben der Psyche eine für die Freiheit bestenfalls ungeklärte Rolle spielen, die manchmal aber auch zum Gegner der Freiheit theoretisch aufgewertet wurden.
Schriftliche Fassung der Rede zur Vernissage der Ausstellung „Meeresbilder“, Oktober 1997.
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© 1998 Leske + Budrich, Opladen
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Linke, D. (1998). Konkrete Freiheit. Zum künstlerischen Werk von Werner Gephart. In: Gründerväter. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-92322-6_11
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-92322-6_11
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