Zusammenfassung
Schon vor fünfzehn Jahren haben Soziologen und Theologen das Ende unseres „Zeitalters der Arbeit“ (Nietzsche 1889) zu ahnen begonnen und die Frage nach einer „Krise der Arbeitsgesellschaft“ gestellt1. In den Wahlkämpfen unserer Tage dominiert in Deutschland hingegen der Slogan „Arbeit für alle“, obgleich jedermann weiß, daß in der globalisierten Marktwirtschaft, zumal jener der Europäischen Union, die in Konkurrenz mit den Billiglohnländern der Welt steht, die zum Sparfaktor verkommene Arbeit aus den Rechnungen aller Arbeitgeber, einschließlich jeglicher öffentlicher Verwaltungen, sämtlicher politischer Parteien und beider großer Kirchen unablässig weiter herausgestrichen wird oder auf das Allernotwendigste beschränkt werden muß, um das bestehende Wirtschaftssystem der sogenannten Überflußgesellschaft zumindest vorläufig beibehalten zu können. Doch erst Arbeit macht frei, um an den Segnungen unseres Sozialsystems ungehindert teilnehmen zu können. Diese widersprüchliche Konstellation gibt der berüchtigten KZ-Devise gegenwärtig einen eigentümlich vieldeutigen Klang neuer Art, nachdem sie bisher im historischen Bewußtsein zur Chiffre für Auschwitz geworden war. Jetzt aber lautet die Konnotation geradezu assoziativ: Arbeitslosigkeit2.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Matthes, Joachim (Hg.): Krise der Arbeitsgesellschaft? Frankfurt/M. 1983.-Honecker, Martin: Die Krise der Arbeitsgesellschaft und das christliche Ethos. In: Z. f. Theol. u. Kirche 80 (1983), S. 204ff.
Krug, Hans-Jürgen: Arbeitslosenliteratur. Eine Bibliographie (= Hamburger Beiträge zur Germanistik 13). Frankfurt/M. 1990.-Moser, Johannes: Jeder, der will, kann arbeiten. Die kulturelle Bedeutung von Arbeit und Arbeitslosigkeit(= Materialien zur Arbeiterbewegung 65). Wien 1993.
Rifkin, Jeremy: Das Ende der Arbeit und ihre Zukunft. Frankfurt/M. 1995,’1996 (frz. 1990).-Höge, Helmut: Berliner Ökonomie (= Zeitgeschehen 13). Berlin 1996.-Goebel, Johannes u. Clermont, Christoph: Die Tugend der Orientierungslosigkeit. Berlin 1997 [beschreibt die erzwungene Freiheit als Stimulans, um „an sich selbst arbeiten“ zu lernen].-Adam, Konrad: Flucht aus dem großen Arbeitshaus. Ökonomie, Arbeitsleben und technischer Fortschritt: Die alten Rezepte taugen nicht mehr. In: FAZ, Tiefdruckbeilage v. 28.3.1998, Nr. 74, S. If.
Altwegg, Jürg: Ökonomie und Horror. Frankreich entdeckt das soziale Elend und das Ende der Arbeit. In: FAZ v. 21.1.1997, Nr. 17, S. 27.
Ribolits, Erich: Die Arbeit hoch? Berufspädagogische Streitschrift wider die Totalverzweckung des Menschen im Post-Fordismus (= Bildung, Arbeit, Gesellschaft 18). München 1995. Vgl. dazu die umfangreiche Rez. von Elisabeth Bockhorn in ÖZV 99 (1996), S. 523–532.
Die Zeit“ v. 8.4.1998, Nr. 16, S. 14: „Beschäftigung statt Arbeit”.
Adam, Konrad: Frauen und Kinder zuerst. Aus der Provinz der Solidaritätsgewinnler: Der Sozialstaat und seine Opfer. In: FAZ v. 2.5.1996, Nr. 102, S. 37.
Biernacki, Richard: The Fabrication of Labour. Germany and Britain 1650–1914. Berkeley/Los Angeles 1995.
Schenda 1986, S. 101; 1989, S. 203 (zit.)
Schirrmacher, Frank: Hitler nach Knopp. In: FAZ v. 18.4.1998, Nr. 90, S. 35.
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1998 Katholische Universität Eichstätt
About this chapter
Cite this chapter
Brückner, W. (1998). Die gegenwärtige Krise der Arbeitsgesellschaft. In: „Arbeit macht frei“. Otto-von-Freising-Vorlesungen der Katholischen Universität Eichstätt, vol 13. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-92320-2_1
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-92320-2_1
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-322-92321-9
Online ISBN: 978-3-322-92320-2
eBook Packages: Springer Book Archive