Zusammenfassung
Die Vietnamesin Tran Van Ngoc, heute 17, ist mit sechs Jahren in die damalige DDR nach Ost-Berlin gekommen, weil ihre Mutter dort als Dolmetscherin für vietnamesische Vertragsarbeiter arbeitete. Von ihrem Opa erhielt Tran Van Ngoc den Spitznamen „Titi“. Am Anfang hat Titi mit ihrer Mutter hierin einem Wohnheim für 400 Vietnamesen gelebt. Durch ihren Job als Dolmetscherin hatte Titis Mutter auch Kontakt mit Deutschen. Der Kontakt zwischen Deutschen und Vietnamesen war damals sowohl von der vietnamesischen als auch von der DDR-Regierung unerwünscht. Titis Mutter ignorierte das, weil sie sich in die deutsche Gesellschaft integrieren wollte. Ihre Tochter Titi war die einzige Ausländerin in der Klasse. Sie wurde in der Schule akzeptiert und hatte keine Sprachprobleme. Ein Jahr nach der Wende sind Titi und ihre Mutter in eine eigene Wohnung im Ostberliner Stadtteil Prenzlauer Berg gezogen. Titis Mutter arbeitet heute als Sozialarbeiterin in einem vietnamesischen Kulturverein und betreut dort vietnamesische Frauen. Titi engagiert sich auch in diesem Verein. Sie kümmert sich um die Kinder. Die Probleme innerhalb der vietnamesischen Gemeinde Berlins beschäftigen Titi mehr als Ausländerdiskriminierung. Daß sie manchmal als „Fidschi“ beschimpft oder für eine illegale Zigarettenhändlerin gehalten wird, sind für Titi „niveaulose Kleinigkeiten“. Titis Mutter ist zugleich ihre Freundin, mit der sie über alles reden kann. Ihre Erziehung bezeichnet Titi als „Mittelweg“: Frei denken wie eine Deutsche und sich höflich benehmen wie eine Vietnamesin. Nach dem Abitur will Titi Jura studieren, vielleicht wird sie aber auch Dolmetscherin. Was ihr wichtig ist: Eine gute Arbeit finden und für eine Weile nach Vietnam gehen — aber nicht für immer.
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Aldenrath, P. (2000). Ich bin immer in der Mitte, immer neutral bei allem, Titi. In: Jugend 2000. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-92279-3_30
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