Zusammenfassung
Die „Novemberrevolution“, die Deutsche Revolution 1918/19, die mit der Ausrufung der Republik am 9. November 1918, den Wahlen zur verfassunggebenden Nationalversammlung am 19. Januar 1919 und schließlich mit der Verabschiedung der Verfassung am 31. Juli 1919 zur Gründung der instabilen aber bunten Weimarer Demokratie führte, nahm bekanntlich ihren Ausgang in Kiel: Hier im Reichskriegshafen und am Wohnsitz von Prinz Heinrich mündete die in Wilhelmshaven begonnene Meuterei von Marinesoldaten innerhalb weniger Tage in Revolte und Revolution, hier wurde bereits zwei Tage vor dem 9. November im Kleinen vorexerziert, was man in Berlin dann im Großen vollzog: Die Ausrufung der Republik und auch die Flucht von Prinz Heinrich beziehungsweise Abdankung des Kaisers. Für wenige Tage im November 1918 war Kiel ein Kristallisationspunkt großer Geschichte, das Initial für den ersten wenigstens teilweise erfolgreichen Versuch der Etablierung einer Demokratie in Deutschland. Schon am 9. November spielte die Musik anderswo, allerdings mit all den für die Weimarer Zeit typischen Rückwirkungen auch auf die preußische Provinz Schleswig-Holstein und die Marine- wie Industriestadt Kiel. Im folgenden soll nachgezeichnet werden, was hier in der Provinz geschah, und es wird der Versuch unternommen, die Wirkungen zu bewerten.1 Dabei interessiert uns der Demokratisierungs-aspekt, die Frage nach demokratischen Potentialen, nach nachhaltigen Wirkungen, ebenso die Frage nach Versäumnissen, Irrtümern, Fehlentwicklungen. Die Ereignisse in Schleswig-Holstein insgesamt nachzuzeichnen,2 würde den Rahmen sprengen, wäre in diesem Zusammenhang auch gar nicht sinnvoll. Beispielhaft aber für vieles, was die Revolution 1918/19 insgesamt kennzeichnete,3 sind die Ereignisse in Kiel, denen auf der Basis der weiterhin gültigen Arbeit von Dirk Dähnhardt „Revolution in Kiel“ nachgespürt wird.
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Literatur
Literatur über die Ereignisse in Kiel: Dirk Dähnhardt, Revolution in Kiel, Neumünster 1978; Wolfram Wette, Gustav Noske. Eine politische Biographie, Düsseldorf 1987. An Quellen stehen neben den Tageszeitungen ‚Kieler Zeitung ‘(liberal), ‚Kieler Neueste Nachrichten ‘(deutsch-national), ‚Schleswig-Holsteinische Volks = Zeitung ‘(mehrheitssozialdemokratisch), ‚Republik ‘(unabhängig-sozialdemokratisch), Militär-und Verwaltungsarchivalien vor allem die zeitgenössischen Selbstdarstellungen von Akteuren der Revolution zur Verfügung: Wilhelm Brecour, Die sozialdemokratische Partei in Kiel, Kiel 1932; Bernhard Rausch, Am Springquell der Revolution, Kiel 1918; Lothar Popp und Karl Artelt, Ursprung und Entwicklung der Novemberrevolution 1918, Kiel 1918 (alle drei Publikationen neu herausgegeben von Jürgen Jensen, Zur Geschichte der Kieler Arbeiterbewegung, Kiel 1983); weiterhin die Materialien des Untersuchungsausschusses des Deutschen Reichstages sowie die autobiografische Veröffentlichung von Gustav Noske, Von Kiel bis Kapp, Berlin 1920.
Vgl.: Robert Huhle, Der Präsident, in: Demokratische Geschichte 2, Jahrbuch zur Geschichte der Arbeiterbewegung und Demokratie in Schleswig-Holstein, 1987, S. 163–172; Rolf Schulte, Revolution in der Provinz: Eckernförde 1918/19, in: ebenda, S. 93-116; ders., Landarbeiter und Großgrundbesitz in der Weimarer Republik am Beispiel des Altkreises Eckernförde, in: Demokratische Geschichte 1, Jahrbuch zur Geschichte der Arbeiterbewegung und Demokratie in Schleswig-Holstein, 1986, S. 161-196; Hans-Heinz Brandt, Der Freiheit eine Gasse — erste demokratische Anfänge 1918 bis 1921 im Landkreis Oldenburg in Holstein, in: ebenda, S. 117-162; Eckhard Colmorgen, Bernhard Liesching, Ein Denkmal der Novemberrevolution 1918 in Kiel, in: Demokratische Geschichte 3, Jahrbuch zur Geschichte der Arbeiterbewegung und Demokratie in Schleswig-Holstein, Kiel 1988, S. 241-258; Wolfgang Blandow, „Die unerhörten Treibereien des Rubach“ — Ein Beitrag zum Verhalten des Arbeiterrates in Wentorf, in: ebenda, S. 259-268; ders., „Wat schall de Michel dor noch hängen!“ — Ein Kaiserbild, ein Schulstreik und ein ungeliebter Lehrer, in: ebenda, S. 277-284; Edward Hoop, November 1918. Die Revolution in Rendsburg, in: ebenda, S. 269-276; Dieter Pust, Novemberrevolution von 1918 fand im Kreis Rensburg nur eine schwache Resonanz, in: Rensburger Tageblatt, 26.1.1979, 31.1.1979.
Zum Forschungsstand: Ulrich Kluge, Die deutsche Revolution 1918/19, Frankfurt a.M. 1985; Heinrich-August Winkler, Weimar 1918-1933, München 1994; Hans Mommsen, Die verspielte Freiheit, Frankfurt a.M./Berlin 1990; Horst Möller, Weimar. Die unvollendete Demokratie, München 1994; Detlev J.K. Peukert, Die Weimarer Republik, Frankfurt a.M. 1987; Hagen Schulze, Weimar. Deutschland 1917–1933, Berlin 1982.
Diese gelungene Charakterisierung stammt von Dähnhardt (Fn. 1), S. 166
Vgl. auch zum folgenden Dähnhardt (Fn. 1), S. 37-47
Ebd., S. 52
Zitiert in Dähnhardt (Fn. 1), S. 51. Im „Dolchstoß-Prozeß“ 1925 wird er diese Überlegung öffentlich eingestehen. Vgl. Wette (Fn. 1), S. 205.
Wette (Fn. 1), S. 198.
Zitiert in Dähnhardt (Fn. 1), 57.
Zitiert in Wette (Fn. 1), S. 199, Dähnhardt (Fn. 1), S. 61.
Vgl. Dähnhardt (Fn. 1), S. 80f.
Zitiert in Dähnhardt (Fn. 1), S. 71.
Vgl. Wette (Fn. 1), S. 202f.
Vgl. Wette (Fn. 1), S. 209.
Vgl. Dähnhardt (Fn. 1), S. 86.
Zitiert in Dähnhardt (Fn. 1), S. 87.
Wie Dähnhardt (Fn. 1) so schön formuliert, S. 91
Vgl. Dähnhardt (Fn. 1), S. 90.
Vgl. Wette (Fn. 1), S. 209ff., 224.
Vgl. Dähnhardt (Fn. 1), 102ff.
Zitiert in Dähnhardt (Fn. 1), 95.
Vgl. Wette (Fn. 1), S. 211ff., Dähnhardt (Fn. 1), S. 101f.
Vgl. Wette (Fn. 1), S. 214.
Vgl. Popp (Fn. 1),S.26.
Vgl. Dähnhardt (Fn. 1), 109, Wette (Fn. 1), 216.
Vgl. Wette (Fn. 1), S. 114f., Dähnhardt (Fn. 1), S. 106f.
Zitiert in Dähnhardt (Fn. 1), S. 112, vgl. Wette (Fn. 1), S. 217.
Vgl. Wette (Fn. 1), S. 218-225.
Vgl. Dähnhardt (Fn. 1), S. 138.
Zitiert in Dähnhardt (Fn. 1), S. 138.
Literatur zum Verlauf der Revolution in der Provinz vgl. Fn. 2.
Zitiert in Hoop (Fn. 2), S. 270f.
Vgl. Hoop (Fn. 2), S. 274f.
Zitiert in Dähnhardt (Fn. 1), S. 110f.
Vgl. zum folgenden vor allem Winkler (Fn. 3) und Kluge (Fn. 3).
Vgl. Dähnhardt (Fn. 1), S. 135.
Zitiert in Dähnhardt (Fn. 1), S. 129.
Vgl. zum folgenden vor allem Winkler (Fn. 3) und Kluge (Fn. 3).
Kluge (Fn. 3), S. 64.
Vgl. Peukert (Fn. 3), S. 41.
Peukert (Fn. 3), S. 34.
Zitiert in Dähnhardt (Fn. 1), S. 140.
Vgl. Dähnhardt (Fn. 1), S. 145ff.
Zitiert in Dähnhardt (Fn. 1), S. 148.
Vgl. Dähnhardt (Fn. 1), S. 148-152.
Vgl. Peter Wulf, Revolution, schwache Demokratie und Sieg in der ‚Nordmark ‘— Schleswig-Holstein in der Zeit der Weimarer Republik, in: Ulrich Lange (Hrsg.), Geschichte Schleswig-Holsteins, Neumünster 1996, S. 537–542.
Vgl. auch zum folgenden: Matthias Schartl, Landräte und Kapp-Putsch 1920 im nördlichen Schleswig-Holstein, in: Demokratische Geschichte 8, Jahrbuch zur Arbeiterbewegung und Demokratie in Schleswig-Holstein, Kiel 1993, S. 173-204; Uwe Fentsahm, Der schwierige Umgang mit der Demokratie im Jahre 1920, in: ebenda, S. 153-173; Regina Rocca, Der Kapp-Lüttwitz-Putsch in Kiel, in: Demokratische Geschichte 3, Jahrbuch zur Arbeiterbewegung und Demokratie in Schleswig-Holstein, Kiel 1988, S. 285-305; Rudolf Rietzier, Kampf in der Nordmark, das Aufkommen des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein 1919–1928, Neumünster 1982; Dirk Dähnhardt, Gerhard Granier, Der Kapp-Putsch in Kiel. Eine Dokumentation zum 60. Jahrestag der Märzereignisse von 1920, Kiel 1980; Reiner Paetau, Märzstürme über Kiel. Sozialisten, Kapp-Putschisten und die Weimarer Republik von 1920, in: Arbeiter und Arbeiterbewegung in Schleswig-Holstein im 19. und 20. Jhdt., hrsg. v. R. Paetau/H. Rüdel, Neumünster 1987, S. 311-364. Weitere Literaturhinweise bei Schartl und Rocca.
Vgl. Schartl (Fn. 47), S. 174.
Vgl. Dähnhardt (Fn. 1), S. 157ff.; Wette (Fn. 1), S. 254f.
Vgl. Fentsahm (Fn. 45), S. 162ff.
Vgl. Rocca (Fn. 45), S. 295f.
Zitiert ebd., (Fn. 45), S. 286.
Vgl. Dähnhardt (Fn. 1), S. 10f.
Zitiert in Rocca (Fn. 45), S. 298.
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Danker, U. (1998). Vom Matrosenaufstand in Kiel zur Deutschen Revolution 1918/19. In: Wewer, G. (eds) Demokratie in Schleswig-Holstein. Altenholzer Schriften, vol 5. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-92270-0_8
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