Zusammenfassung
Die kommunale Selbstverwaltung hat heute nach wie vor in der politischen Diskussion einen hohen Stellenwert. Dies gilt nicht nur bei Fragen der Landespolitik sowie bei bundespolitischen Auseinandersetzungen, sondern zunehmend auch auf der europäischen Ebene. Deutlich wird die Anerkennung ferner in den uneingeschränkten Bekenntnissen aller Landesregierungen, der Bundesregierung, der Parlamente sowie durch die Europäischen Charta der kommunalen Selbstverwaltung1. Diese in der Theorie breit vorhandene Akzeptanz der kommunalen Selbstverwaltung hat in Deutschland besondere historische Ursachen2, die heute noch durchaus erkennbar sind. Wenn das Land Schleswig-Holstein jährlich an seine verdienten Kommunalpolitiker eine „Freiherr-vom-Stein-Medaillle“ verleiht, dann wird bei der Nennung dieses Namens die historische Dimension der kommunalen Selbstverwaltung in Deutschland erkennbar. Gerade wenn man sich heute mit der Frage der Weiterentwicklung der kommunalen Selbstverwaltung beschäftigt, muß man sich des historischen Hintergrundes zu Beginn des 19. Jahrhunderts bewußt sein, vor dem die kommunale Selbstverwaltung in Deutschland entstand.
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Literatur
Beschlossen am 27.6.1985 durch den Ministerrat des Europarates; abgedruckt als Anhang 1 bei Vogelsang/Lübking/Jahn, Kommunale Selbstverwaltung, Berlin, 1991, S. 217ff. Zur rechtlichen Bedeutung dieser Charta: F.L. Knemeyer, Die Europäische Charta der kommunalen Selbstverwaltung, (Kommunalrecht-Kommunalverwaltung Bd. 1), Baden-Baden, 1989, S. 59f.
Dazu Heinrich Heffter, Die deutsche Selbstverwaltung im 19. Jahrhundert — Geschichte der Ideen und Institutionen, 2. Aufl., Stuttgart 1969, S. 84f.
Der Begriff „Selbstverwaltung“ ist dem Reichsfreiherrn von Stein noch nicht bekannt gewesen. Er sprach u.a. von „Teilnahme der Nation an Gesetzgebung und Verwaltung“, vgl. Heffter (Fn. 2), S. 91. Dem widerspricht nicht der Umstand, daß zahlreiche noch ständisch beeinflußte Ideen hinter den Vorstellungen standen, vgl. Gerhard Ritter, Stein — eine politische Biographie, 4. Aufl., Stuttgart 1981, S. 255ff.; S. 266 spricht Ritter von „weitgehender Demokratisierung der Stadtverwaltung“.
Reinhart Kosellek, Preußen zwischen Reform und Revolution, Stuttgart 1967, S. 163ff. weist auf den Zusammenhang der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen mit den Stein-Hardenbergschen Reformen hin.
Heffter (Fn. 2), S. 291f.
Otto Gönnenwein, Gemeinderecht, Tübingen 1963, S. 25.
Vgl. Gönnenwein (Fn. 6), S. 249ff.
Dazu Hans Peter Bull, Unsere Politik für lebendige Gemeinden, in: Die Gemeinde 1990, S. 5ff.
Z.B. Entwurf einer Verordnung über die Landschaftsplanung. Mehr als fünf Jahre lang wurde ohne Verordnung von zwei Dritteln der Kommunen die Landschaftsplanung betrieben, und es ging nicht schlecht.
Vgl. dazu die Art. 104 u. 106 GG und das Finanzausgleichsgesetz des Landes Schleswig-Holstein vom 1. März 1991 (GVOB1. S.191).
Der Anteil der eigentlichen Selbstverwaltungsaufgaben sinkt ständig. Vgl. Friedrich Schoch/Joachim Wieland, Finanzierungsverantwortung für gesetzgeberisch veranlaß-te kommunale Aufgaben (Kommunalrecht-Kommunalverwaltung, Bd. 16), Baden-Baden 1995, S. 43f., 48.
Vgl. dazu den jährlichen Bericht über die Gemeindefinanzen.
Vgl. dazu Erich Becker in: Hans Peters, Handbuch der Kommunalen Wissenschaft und Praxis, Bd. 1, Stuttgart 1956, S. 165f.
Diese werden von den Kommunen vielfach in den sogenannten Fachaufsichtsbehörden wie z.B. den Unteren Naturschutzbehörden der Kreise gesehen, da sie in der Praxis weniger als Kommunalbehörden, sondern wie „Untere Landesbehörden“ auftreten.
Vgl. Landtagsdrucksache 14/363 vom 15. November 1996 zur Planungsdichte.
Kommunale Selbstverwaltung in Europa, dazu: Klaus Stern, Europäische Union und kommunale Selbstverwaltung, (Schriftenreihe des Kommunalwissenschaftlichen Instituts Potsdam, Bd. 1) Berlin 1996, S. 21ff.
Zum Begriff „Örtliche Angelegenheiten“ z.B. „Rastede-Entscheidung“ des BVerfG, in: BVerfGE 79, S. 127; Wächter, Kommunalrecht, 2. Aufl., 1995, S. 38f.
Vgl BVerwG-Urteil vom 14. Dezember 1990, in: Die Gemeinde 1991, S. 113
Statistisches Landesamt, Kommunalwahl in Schleswig-Holstein am 22. März 1998 — Ergebnisse vorangegangener Wahlen (vom 30. Oktober 1997).
Vgl. § 9 Gemeinde-und Kreiswahlgesetz (GKWG).
Vgl. § 20 Abs. 3 GKWG.
Vgl. aber Hartmut Borchert in: Kommunalwahlrecht in Schleswig-Holstein (Arbeitspapiere Nr. 33 [1992] des Lorenz-von-Stein-Instituts, Kiel, S. 72.
VerfGH Berlin Urteil vom 17.3.1997 — VerfGH 90/95-, in: DVB1. 1997 S. 787.
Dazu Klaus Ritgen, Bürgerbegehren und Bürgerentscheid dargestellt am Beispiel des § 26 GO NRW (Kommunalrecht-Kommunalverwaltung, Bd. 22), Baden-Baden 1997; O.W.Gabriel/F-L.Knemeyer/K.P.Strohmeier, Neue Formen politischer Partizipation — Bürgerbegehren und Bürgerentscheid (Konrad Adenauer Stiftung, Interne Studien Nr.137/1997), St. Augustin.
In der Gemeinde Hetlingen trat der Ortsverein der SPD nicht zur Kommunalwahl 1998 an, weil ein Bürgerentscheid zu einem Schulneubau eine von ihrer Fraktion in der Gemeindevertretung getroffene Entscheidung aufhob; Pinneberger Tageblatt vom 5. Februar 1998.
Vgl. dazu Bordiert (Fn. 22), S. 57.
Hermann Hill, Die Rolle des Bürgers in der Gemeindeverfassung unter Einfluß der Territorialreform, Jur.Diss., Mainz 1979, S. 59f; Dieter Jauch, Die Auswirkungen der Verwaltungsreform in ländlichen Gemeinden, Stuttgart 1975; S. 158, H.U. Derlien/ D.v. Queis, Kommunalpolitik im geplanten Wandel — Auswirkungen der Gebietsreform auf das kommunale Entscheidungssystem, in: Die Kommunale Gebietsreform II 3, Baden-Baden 1986, S. 147ff.
Vgl. Landesregierung Schleswig-Holstein, „Wie Gemeinden zusammenarbeiten können: Flächenentwicklung ohne Grenzen“, Kiel 1995, S. 7ff.
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Borchert, H. (1998). Kommunale Selbstverwaltung — die örtliche Demokratie und ihre Verwaltung. In: Wewer, G. (eds) Demokratie in Schleswig-Holstein. Altenholzer Schriften, vol 5. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-92270-0_20
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