Zusammenfassung
Die Identifizierung von Männern mit der Welt des öffentlichen Lebens und Frauen mit der Sphäre der Privatheit, die Gegenüberstellung von ‘Innen und Außen’, von ‘Heim und Welt’, wie es für die Geschlechterordnung des 19. Jahrhunderts so typisch war (vgl. Simmel 1985; Tönnies 1979), scheint heute nur noch ein Relikt der Vergangenheit zu sein. Heute gilt das Leitbild der Gleichheit in den Geschlechterbeziehungen. Die rechtliche Gleichstellung von Frauen, die Aufholerfolge, die Frauen im Verlauf der letzten drei Jahrzehnte in Bildungs- und Erwerbsleben zu verzeichnen haben (vgl. Berghahn 1999), befördern in partnerschaftlichen Beziehungen — zumindest auf weiblicher Seite — die Vorstellungen von egalitärer Arbeitsteilung und geteilter Elternschaft. Den Männern dämmere zunehmend, dass sie ein Festhalten an traditionellen Rollenzuweisungen mit Unselbständigkeit in Alltagsdingen und emotionaler Angewiesenheit auf andere (vorzugsweise die Partnerin) bezahlen (vgl. Beck/Beck-Gernsheim 1990). Besonders der Wunsch nach verantwortlicher Vaterschaft würde Männer heute verstärkt in den Binnenraum der Familie ziehen (vgl. Kaufmann 1995; Prenzel/Strümpel 1990), denn “Kinder zu haben erscheint sinnlos, ohne Kinder zu erleben und Kinder zu erziehen“ (Hagemann-White 1995: 507). Wenn auch das tatsächliche Engagement von Männern in der Sphäre der Familie, wie empirische Studien belegen, noch immer relativ mager aussieht, so scheint doch der Einstellungswandel unzweifelhaft: Männer reflektierten heute mehr und mehr die negativen Folgen eines einseitig auf die Welt der Öffentlichkeit und des Erwerbs fokussierten Lebensarrangements.
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Literatur
Beck, U./ Beck-Gerasheim, E. (Hg.) (1990): Das ganz normale Chaos der Liebe, Frankfurt/M.
Behnke, C. (1997): “Frauen sind wie andere Planeten”. Das Geschlechterverhältnis aus männlicher Sicht, Frankfurt/New York.
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Hagemann-White, C. (1995): Beruf und Familie für Frauen und Männer — Die Suche nach egalitärer Gemeinschaft, in: Nauck, B./ Onnen-Isemann, C. (Hg.): Familie im Brennpunkt von Wissenschaft und Forschung, Neuwied, 505–515.
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Liebold, R. (2000): “Meine Frau managt das ganze Leben zu Hause”. Partnerschaft und Familie aus der Sicht männlicher Führungskräfte, Opladen (im Erscheinen).
Prenzel, W./ Strümpel, B. (1990): Männlicher Rollenwandel zwischen Partnerschaft und Beruf, in: Zeitschrift für Arbeits-und Organisationspsychologie Jg. 34, Heft 1, 37–45.
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Rosenthal, G. (1995): Erlebte und erzählte Lebensgeschichte. Gestalt und Struktur biographischer Selbstbeschreibungen, Frankfurt/New York.
Schütze, F. (1983): Biographieforschung und narratives Interview, in: Neue Praxis 3, 283–293.
Simmel, G. (1985): Schriften zur Philosophie und Soziologie der Geschlechter, Frankfurt/M.
Tönnies, F. (1979): Gemeinschaft und Gesellschaft. Grundbegriffe der reinen Soziologie, Darmstadt.
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Behnke, C., Liebold, R. (2001). Beruflich erfolgreiche Männer: Belastet von der Arbeit — belästigt von der Familie. In: Döge, P., Meuser, M. (eds) Männlichkeit und soziale Ordnung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-92264-9_8
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