Zusammenfassung
Familienpolitik ist Mütterpolitik. Dieser Eindruck entsteht leicht, wenn man familienpolitische Debatten westlicher Industrienationen im 20. Jahrhundert verfolgt. Dass Familienpolitik immer auch Väterpolitik gewesen ist, wird erst auf den zweiten Blick deutlich, wenn man die Konzeption und Wirkungen familienpolitischer Maßnahmen näher untersucht. Die historische und sozialwissenschaftliche Geschlechterforschung hat zwar seit rund zwei Jahrzehnten Vaterschaft als Thema entdeckt, doch gibt es hier noch ganz erhebliche Forschungslücken. Das gilt auch für die geschlechterzentrierte Wohlfahrtsstaatsforschung, die sich zwar ausführlich mit dem Thema Wohlfahrtsstaat und Mutterschaft beschäftigt, Vaterschaft dagegen bislang vernachlässigt hat. Zwar werden Männer und Väter als „male breadwinner“ häufig zum Bezugspunkt geschlechterzentrierter Analysen wohlfahrtsstaatlicher Politik (Lewis/Ostner 1994), doch stehen dabei meistens Frauen und Mütter im Vordergrund. Die sozialpolitischen Leistungen an Männer werden dagegen selten zum Gegenstand einer eingehenden geschlechterzentrierten Analyse gemacht; vor allem wird dabei kaum je zwischen (Ehe-)Männern und Vätern differenziert. Im folgenden soll daher der Blick auf das bislang weitgehend unerforschte Phänomen von Vaterschaft im Wohlfahrtsstaat gelenkt werden.
Dieser Beitrag ist eine leicht überarbeitete und erweiterte Fassung eines Artikels, der unter dem Titel “Vernachlässigte Väter? Vaterschaft in der Sozial- und Familienpolitik Schwedens und der Bundesrepublik Deutschland seit der Nachkriegszeit” in den Feministischen Studien 18/2 (2000), 49-63, erschien.
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Kolbe, W. (2001). Vaterschaftskonstruktionen im Wohlfahrtsstaat: Schweden und die Bundesrepublik in historischer Perspektive. In: Döge, P., Meuser, M. (eds) Männlichkeit und soziale Ordnung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-92264-9_10
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