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NIMBY und LULU am Stadtrand — Bürgergesellschaftliche Streitformen um lokale Raumnutzungen und Raumkodierungen im engeren Verflechtungsraum

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Zusammenfassung

LULU (Locally Unwanted Land Use) und NIMBY (Not In My Backyard) bezeichnen zwei aktuelle und weit verbreitete Formen bürgerschaftlichen Widerstands, mit denen gegen unerwünschte Raumplanungen und abgelehnte Raumentwicklungspolitiken protestiert wird. Häufig bilden diese Widerstandsformen den Kern von sog. „slow groth“-movements, von Bewegungen also, die sich gegen „zu schnellen, zu abrupten“ sozialräumlichen Wandel wenden. Derartige Protestbewegungen haben sich zunächst vor allem in den USA, und hier verstärkt seit den 80er Jahren, der sog. Me-Decade, entwickelt. Inzwischen sind sie aber längst zu einem internationalen ’Phänomen’ geworden, mit einer ganzen Fülle von strukturell sehr ähnlichen lokalen Argumentations-, Aktions- und Bewegungsformen des NIMBY-Formenkreises. Die Brisanz dieser single-issue-Bewegungen lässt sich schon durch Verweis auf den sprachlichen Einfallsreichtum belegen, mit dem die US-Amerikaner auf die galoppierende Vermehrung dieser Aktionsformen reagiert haben: durch Erfindung einer ganzen Batterie von weiteren Akronymen nämlich. Neben NIMBY und LULU finden sich etwa NOOS (Not on our Street), NIMTOO (Not in My Term of Office), NOPE (Not on Planet Earth); oder aber CAVE (Citizens against virtually Everything) sowie BANANA (Build Absolutely Nothing Anywhere Near Anything) — die beiden letzteren Akronyme sicherlich eher als Fremdzuschreibung der ’Gegenseiten’ entwickelt (s. Michael J. Dear, 1992; Peter Hall, C. Ward 1998, 111, 199 ff.). Das Winterheft des Journal of the American Planning Association (vol. 59, No 1, 1993) enthält ausführliche Hinweise zur amerikanischen NIMBY-Diskussion unter Stadtplanern, Geographen und Developpern1. Es zeigt zugleich nachdrücklich, welch traumatisierende Effekte diese Bewegungen auf diese Berufsgruppen haben können. Die folgenden fallgestützten Ü berlegungen gehen der normativen Struktur und dem Funktionswandel von NIMBY-Prozessen unter den Pfadbedingungen postsozialistischer Transformationen nach.

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Literatur

  1. Ich danke Michael Southworth vom Institute of Urban and Regional Development (Dpt. of City and Regional Planing, University of California, Berkeley) für kompetente Hinweise in dieser „wicked“ Angelegenheit.

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  2. Auf die Forschungsliteratur zu NIMBY, LULU etc. kann hier nur summarisch verwiesen werden. NIMBY-und LULU-Prozesse überlappen einander zunehmend — ursprünglich markierten Nimby-Pro-zesse örtlich begrenztere Raumentwicklungs-und Planungskonflikte, während LULU-Bewegungen weiträumigere Infrastruktur-Planungen (Flughäfen etc.) betrafen: Die wichtigsten Beiträge stammen weiterhin aus dem angelsächsischen Sprachraum. Siehe etwa Mike Davis 1990, Michael Dear 1992, Rober W. Lake 1993, Barbara Weisberg 1993, R.T. Teuer 1996 (’Curing the „NIMBY“ Cancer’-sic!), Benjamin Davy 1997; schließlich nicht zu vergessen: Jane Anne Morris 1994,’ Not in my backyard: the Handbook’. Hier werden konkrete Handlungsempfehlungen und Mobilisierungsstrategien gereicht, auf der Spur der vier NIMBY-Ziele: „Stop it, move it, delay it, modify it!“ Für den deutschen Sprachraum ist bislang nicht viel vergleichbares erkennbar. S. aber Frank Fischer 1993, der NIMBY als „wicked“ Problem über partiziatorische Expertiseformen auflösen möchte. Vgl. auch Kleger 1996: hier wurde die NIMBY-Welle versuchsweise mit der Fragmentierungsthese der Urbanistik verkoppelt. Nimby-Analysen, die transformationelle Pfadstrukturen in Rechnung stellen, fehlen dagegen bislang.

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Ulf Matthiesen

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© 2002 Leske + Budrich, Opladen

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Matthiesen, U. (2002). NIMBY und LULU am Stadtrand — Bürgergesellschaftliche Streitformen um lokale Raumnutzungen und Raumkodierungen im engeren Verflechtungsraum. In: Matthiesen, U. (eds) An den Rändern der deutschen Hauptstadt. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-92261-8_13

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-92261-8_13

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-8100-3105-1

  • Online ISBN: 978-3-322-92261-8

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