Zusammenfassung
Die Soldaten- und Traditionsverbände sind, nach der Regelung der sozialrechtlichen und materiellen Versorgungsansprüche der ehemaligen Wehrmachtssoldaten und dem Aufbau der Bundeswehr in den fünfziger Jahren, kein wesentlicher macht- oder parteipolitischer Faktor mehr.1 Die Bedeutung von „Kyffhäuserbund“, „Verband deutscher Soldaten“ (VdS), „Ring Deutscher Soldatenverbände“ (RDS), „Arbeitsgemeinschaft Kameradenwerke und Traditionsverbände“ (ARGE), „Stahlhelm“ und der auf Bundesebene aufgelösten, auf Landesebene jedoch weiterexistierenden „Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit“ (HIAG) der Soldaten der ehemaligen Waffen-SS liegt vor allem in ihrer Fähigkeit, eine immer noch virulente politische Subkultur am Leben zu erhalten, ihr Form zu geben und sie zu vernetzen. Diese Einschätzung, vor fünfzehn Jahren von Peter Dudek und Hans-Gerd Jaschke formuliert (Dudek/Jaschke 1984, 79-124), hat von ihrer Gültigkeit nichts verloren. Die Subkultur der Verbände lebt aus der gemeinsamen Erinnerung des Zweiten Weltkriegs als einer Zeit der Bewährung von Kameradschaft, Pflichterfüllung, Tapferkeit, Ehre und Opferbereitschaft, der Bewährung von zeitlos gültigen „soldatischen Tugenden“, an denen man sich seinerzeit guten Glaubens orientiert hätte, die freilich von der NS-Führung für deren politische Zwecke mißbraucht worden seien. Diese Tugenden weisen in den einzelnen Verbänden mehr oder weniger ausgeprägte, jedenfalls immer noch erhebliche Schnittmengen mit der Volksgemeinschaftsideologie auf.
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Latzel, K. (2000). Soldatenverbände gegen die Ausstellung „Vernichtungskrieg“ — der lange Schatten des letzten Wehrmachtsberichts. In: Greven, M.T., von Wrochem, O. (eds) Der Krieg in der Nachkriegszeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-92232-8_19
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