Skip to main content

Zur Funktion neurechter Freund-Feindbilder in Geschichte und Gegenwart der Bundesrepublik

  • Chapter
  • 444 Accesses

Zusammenfassung

Warum Gesellschaften zusammenhalten bzw. warum sie auseinanderbrechen, ist eine uralte Frage, die uns auch bis in die jüngste Zeit hinein verfolgt und sicher noch weiter beschäftigen wird. Zwei Antworten standen sich bis Mitte dieses Jahrhunderts scharf gegenüber; seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist ihre Auseinandersetzung etwas weniger radikal. Die eine, die pluralistisch-demokratische Antwort, geht, kurz gesagt, davon aus, daß infolge der Unterschiedlichkeit der Menschen und der Knappheit der Güter Dissens und Konflikte nichts Ungewöhnliches sind, daß die Inszenierung eines „unblutigen Dauerstreits der demokratischen Öffentlichkeit“ (Dubiel 1997, 439) aber den hinreichenden Zusammenhalt moderner Gesellschaften über jenen vorgängigen Konsens herstellen kann, der für die Engländer in unnachahmlicher Kürze heißt: We agree to disagree. Die andere Antwort, nämlich eines der radikalsten Gegenmodelle zu diesem bereits bei der aristotelischen Polis anknüpfenden pluralistisch-demokratischen Modell, wird häufig als Freund-Feind-Modell von Politik bezeichnet und mit dem deutschen Staatslehrer Carl Schmitt (1888–1985) in Verbindung gebracht. Ende der 20er Jahre nämlich hatte dieser seine sofort Berühmtheit erlangende Schrift „Der Begriff des Politischen“ verfaßt, die nicht nur von Ernst Jünger in einem Brief an den Autor enthusiastisch gewürdigt wurde. Schmitt nimmt Gedanken auf, die u.a. auf Thomas Hobbes zurückgehen, in der Weimarer Republik in der rechten politischen Szene gepflegt wurden und insofern auch in die NS-Ideologie einströmten. Nach der Niederlage des Faschismus schien dieses Modell theoretisch wie praktisch endgültig widerlegt zu sein. Doch diese Hoffnung erwies sich als irrig. Ich will im folgenden nach einer kurzen Darstellung der zentralen Inhalte dieses Modells zeigen, wie es sich im Verlauf der bundesrepublikanischen Geschichte am Leben erhielt, sich dabei in verschiedene Versionen diversifizierte und weiterentwickelte und ganz und gar nicht ohne Einfluß auf die politischen Deutungsmuster und auf die praktische Politik blieb.

This is a preview of subscription content, log in via an institution.

Buying options

Chapter
USD   29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD   49.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD   64.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Learn about institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Literatur

  • Dubiel, Helmut (1997), Un Versöhnlichkeit und Demokratie, in: Heitmeyer, Wilhelm (Hg.), Was hält die Gesellschaft zusammen? Frankfurt am Main, 425–444.

    Google Scholar 

  • Feit, Margret (1987), Die „Neue Rechte“ in der Bundesrepublik. Frankfurt am Main/New York.

    Google Scholar 

  • Geißler, Rainer (1995), Das gefährliche Gerücht von der hohen Ausländerkriminalität, in: Aus Politik und Zeitgeschichte B 35, 30–39.

    Google Scholar 

  • Gessenharter, Wolfgang/ Fröchling, Helmut (Hg.) (1998), Rechtsextremismus und Neue Rechte in Deutschland, Opladen.

    Google Scholar 

  • Gessenharter, Wolfgang (1994), Kippt die Republik? München.

    Google Scholar 

  • Gessenharter, Wolfgang (1998), Neue radikale Rechte, intellektuelle Neue Rechte und Rechtsextremismus: Zur theoretischen und empirischen Neuvermessung eines politisch-ideologischen Raumes, in: Gessenharter, Wolfgang/ Fröchling, Helmut (Hg.), Rechtsextremismus und Neue Rechte in Deutschland. Neuvermessung eines politischideologischen Raumes? Opladen, 25–66.

    Google Scholar 

  • Graw, Ansgar (1992), Das utopische Zeitalter ist zu Ende. Karlheinz Weißmanns Kampfansage an die Meinungseliten, in: Mut Nr. 302, Oktober 1992, 22–23.

    Google Scholar 

  • Habermas, Jürgen (1999), Bestialität und Humanität. Ein Krieg an der Grenze zwischen Recht und Moral, in: DIE ZEIT vom 29.4.1999, 1ff.

    Google Scholar 

  • Herbert, Ulrich (1996), Best. Biographische Studien über Radikalismus, Weltanschauung und Vernunft 1903–1989, 3. Aufl., Bonn.

    Google Scholar 

  • Herrmann, Ludolf (1983), Hitler, Bonn und die Wende, in: Die politische Meinung 28, Heft 209, Juli/August 1983, 13–28.

    Google Scholar 

  • Jaschke, Hans-Gerd (1991), Streitbare Demokratie und innere Sicherheit, Opladen.

    Google Scholar 

  • Jaschke, Hans-Gerd (1994), Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit, Opladen.

    Google Scholar 

  • Jesse, Echkard (1999), Streitbare Demokratie und politischer Extremismus von 1949–1999, in: Ellwein, Thomas/ Holtmann, Everhard (Hg.), 50 Jahre Bundesrepublik Deutschland, Opladen, 583–597.

    Google Scholar 

  • Münch, Ursula (1992), Asylpolitik in der Bundesrepublik Deutschland. Entwicklung und Alternativen, Opladen.

    Google Scholar 

  • Saage, Richard (1983), Neokonservatives Denken in der Bundesrepublik, in: Fetscher, Iring (Hg.), Neokonservative und ‚Neue Rechte‘, München, 66–116.

    Google Scholar 

  • Sander, Hans-Dietrich (1980), Der nationale Imperativ. Ideengänge und Werkstudie zur Wiederherstellung Deutschlands, Krefeld.

    Google Scholar 

  • Schmitt, Carl (1963), Der Begriff des Politischen. Text von 1932 mit einem Vorwort und drei Corollarien, Berlin.

    Google Scholar 

  • Schönekäs, Klaus (1990), Bundesrepublik Deutschland, in: Greß, Franz/Jaschke, Hans-Gerd/Schönekäs, Klaus: Neue Rechte und Rechtsextremismus in Europa. Opladen, 218–347.

    Google Scholar 

  • Schwilk, Heimo (1993), Wann definiert Deutschland seine Rolle in der Welt? In: Welt am Sonntag vom 31.1.1993.

    Google Scholar 

  • Schwilk, Heimo (1997), Rechte Demokraten (1996), wiederabgedruckt in: Schacht, Ulrich/Schwilk, Heimo: Für eine Berliner Republik. Streitschriften, Reden, Essays nach 1989, München, 211–225.

    Google Scholar 

  • Schwind, Hans-Dieter/ Geißler, Rainer (1995), Kommentar und Replik: „Ausländerkriminalität“ — gefährliches Gerücht oder gefährliche Verharmlosung? In: Aus Politik und Zeitgeschichte B 43, 32–39.

    Google Scholar 

  • Uhle-Wettler, Reinhard (1997), Ein Wort zuvor, in: Weber, Joachim F. (Hg.), Armee im Kreuzfeuer, München, 15–21.

    Google Scholar 

  • Weißmann, Karlheinz (1992), Rückruf in die Geschichte, Berlin-Frankfurt.

    Google Scholar 

  • Weißmann, Karlheinz (1994), Herausforderung und Entscheidung. Über einen politischen Verismus für Deutschland, in: Schwilk, Heimo/ Schacht, Ulrich (Hg.), Die selbstbewußte Nation, Berlin/Frankfurt am Main, 309–326.

    Google Scholar 

  • Willms, Bernard (1986), Idealismus und Nation. Zur Rekonstruktion des politischen Bewußtseins der Deutschen, Paderborn/München/Zürich.

    Google Scholar 

Download references

Authors

Editor information

Michael Th. Greven Oliver von Wrochem

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2000 Leske + Budrich, Opladen

About this chapter

Cite this chapter

Gessenharter, W. (2000). Zur Funktion neurechter Freund-Feindbilder in Geschichte und Gegenwart der Bundesrepublik. In: Greven, M.T., von Wrochem, O. (eds) Der Krieg in der Nachkriegszeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-92232-8_12

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-92232-8_12

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-322-92233-5

  • Online ISBN: 978-3-322-92232-8

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics