Abwanderung und Erklärungsansätze

Zusammenfassung

Häufig wird in der Fachliteratur im Hinblick auf Wanderungen davon ausgegangen, dass in entwickelten Staaten eine Entfernung von etwa 50 Kilometern als kritischer Wert für die Unterscheidung von intraregionaler und interregionaler Mobilität angesehen werden kann.²⁶¹ Verlaufen Wanderungen über größere Entfernungen als ca. 50 Kilometer, so kann vermutet werden, dass neue soziale Netze aufgebaut werden müssen, da die persönlichen Beziehungen am vorhergehenden Wohnort kaum noch mit der gewohnten Intensität gepflegt werden können. Diese geografische Distanz kann daher als ein Schwellenwert zwischen einer Wohnortverlagerung unter Beibehaltung der persönlichen Beziehungen und einer Wohnortverlagerung mit neuem sozialen Umfeld herangezogen werden. Bei Überschreitung dieses Wertes wäre ebenso eine mögliche Grenze zwischen Wohnortverlagerungen mit und ohne Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt — gewöhnlich in Form eines Arbeitsplatzwechsels — zu ziehen. Tägliche Pendelentfernungen von mehr als 50km dürften langfristig häufig intolerabel sein. Entsprechend kann eine Mobilität, bei der mehr als 50km zwischen dem alten und dem neuen Wohnort liegen, in der Regel auch als Abwanderung aus dem regionalen Arbeitsmarkt betrachtet werden. Die empirischen Resultate im Hinblick auf die Abwanderung aus der deutsch-niederländischen Grenzregion werden zunächst kurz deskriptiv dargestellt. Im Anschluss erfolgt die analytische Betrachtung der empirischen Daten.