Zusammenfassung
Sind Konflikte heute zu einem allgemein akzeptierten, ja geschätzten Bestandteil des politischen Lebens auch in Deutschland geworden, so läßt sich das gleiche nicht von der besonderen Form des Konflikts behaupten, die als Skandal bezeichnet wird. Skandale werden nach wie vor abgelehnt. Unser Verhältnis zu ihnen ist bestenfalls ein zwiespältiges: Einerseits wird die Aufwallung der Gefühle, die sie in das öffentliche Leben bringen, durchaus als genußvoll empfunden; andererseits werden gerade die Emotionalisierung der Politik und die aufgedeckten Mißstände, die dazu geführt haben, mit Erschrecken registriert. Was im Skandal erlebt wird, widerspricht dem Idealbild von Politik als einer rationalen Veranstaltung zur Formulierung und Durchsetzung von allgemeinverbindlichen Zielen.
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Literatur
Vgl. generell dazu Rolf Ebbinghausen/Sighard Neckel (Hrsg.), Anatomie des politischen Skandals, Frankfurt 1989
Christian Schütze, Skandal. Eine Psychologie des Unerhörten, Bern-München 1985.
Duden, Bd. 7: Etymologie. Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache, Mannheim 1963.
Der Gedanke der »Charaktergerichtsbarkeit« ist bei Richard Sennett, Verfall und Ende des öffentlichen Lebens. Die Tyrannei der Intimität, Frankfurt 1986, S. 252–325, näher ausgeführt.
Vgl. Angela Joost/Jürgen Beule, Analyse der Hormonkälber-Skandale in der Bundesrepublik Deutschland aus soziologischer Sicht, Diplomarbeit, Frankfurt 1989.
Frankfurter Rundschau vom 4. November 1980.
Die Welt vom 18. Oktober 1980.
Weiterreichende Ausführungen zum Skandal als Karrierevehikel finden sich bei Roland Hitzler, Skandal. Karrierebremse oder Karrierevehikel? Inszenierungsprobleme Bonner Parlamentarier, in: Sozialwissenschaftliche Informationen, (1987) 1, S. 22–27.
Frankfurter Rundschau vom 7. September 1988.
Vgl. Süddeutsche Zeitung vom 12. August 1988.
Vgl. Bundesverband für Tiergesundheit e.V. (Hrsg.), Anabolika in der Tiermast, Bonn 1988, S. 3.
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Beule, J., Hondrich, K.O. (1990). Skandale als Kristallisationspunkte politischen Streits. In: Sarcinelli, U. (eds) Demokratische Streitkultur. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-92130-7_8
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