Zusammenfassung
Vom ehemaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt ist bekannt, daß er Journalisten als »Wegelagerer« und »Indiskretins« verachtete. Dieser Einschätzung der Berufsgruppe folgte er hartnäckig bei vielen seiner öffentlichen und nichtöffentlichen Auftritte. Schmidt reihte sich damit ein in die lange Liste von Politikern, die mit Arroganz, Ignoranz oder bestenfalls noch mit Sottisen auf die Personen reagierten, die Öffentlichkeit herstellen sollen. Bismarck nannte die Journalisten bekanntlich Leute, die ihren Beruf verfehlt hätten. Und der amerikanische Politiker Adlai Stevenson hat folgenden Beitrag zum Schatz geflügelter Worte geleistet: »Ein Redakteur ist jemand, der die Spreu vom Weizen sondert und die Spreu druckt.«
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Literatur
Vgl. dazu Cordt Schnibben, Im Olymp der Wegelagerer. Helmut Schmidts »Zeit«, in: ders., Neues Deutschland, Hamburg 1988, S. 302–313.
Vgl. Kurt Koszyk, Deutsche Presse im 19. Jahrhundert, Berlin 1966, besonders S. 229ff.
Vgl. Hans Mathias Kepplinger/Inge Vohl, Professionalisierung des Journalismus? Theoretische Probleme und empirische Befunde, in: Rundfunk und Fernsehen, (1976) 4, S. 309–343.
Vgl. Klaus Berg/Marie-Luise Kiefer (Hrsg.), Massenkommunikation III. Eine Langzeitstudie zur Mediennutzung und Medienbewertung 1964–1985, Frankfurt 1987.
Ulrich Sarcinelli, Symbolische Politik. Zur Bedeutung symbolischen Handelns in der Wahlkampfkommunikation der Bundesrepublik Deutschland, Opladen 1987.
Vgl. Peter Radunski, Wahlkämpfe. Moderne Wahlkampfführung als politische Kommunikation, München-Wien 1980.
Daniel J. Boorstin, Das Image. Der Amerikanische Traum, Reinbek 1987.
Johan Galtung/Mari Holmboe Ruge, The Structure of Foreign News, in: Jeremy Tunstall (ed.), Media Sociology, Urbana-Chicago-London 1970, S. 259–298.
Vgl. Winfried Schulz, Die Konstruktion von Realität in den Nachrichtenmedien. Analyse der aktuellen Berichterstattung, Freiburg-München 1976; ders., Politikvermittlung durch Massenmedien, in: Ulrich Sarcinelli (Hrsg.), Politikvermittlung. Beiträge zur politischen Kommunikationskultur, Bonn 1987, S. 129ff.
Vgl. Klaus Schönbach, Das unterschätzte Medium. Politische Wirkungen von Presse und Fernsehen im Vergleich, München-New York 1983.
Vgl. Siegfried Weischenberg, Die Unberechenbarkeit des Gatekeepers. Zur Zukunft professioneller Informationsvermittlung im Prozeß technisch-ökonomischen Wandels, in: Rundfunk und Fernsehen, (1985) 2, S. 187–201.
Vgl. Cliff Zukin, Mass Communication and Public Opinion, in: Dan D. Nimmo/Keith R. Sanders (eds.), Handbook of Political Communication, Beverly Hills-London 1981, S.359–390.
Vgl. Niklas Luhmann, Öffentliche Meinung, in: Wolfgang R. Langenbucher (Hrsg.), Politik und Kommunikation. Über die öffentliche Meinungsbildung, München-Zürich 1979, S. 29–61,
sowie den Überblick von Maxwell E. McCombs, Agenda-Setting Research. A Bibliographic Essay, in: Political Communication Review, 1 (1976) 3, S. 1–7.
Vgl. zum Problem der Public Relations in diesem Zusammenhang Barbara Baerns, Öffentlichkeitsarbeit oder Journalismus? Zum Einfluß im Mediensystem, Köln 1985. Vgl. ebenso: dies., Macht der Öffentlichkeitsarbeit und Macht der Medien, in: Ulrich Sarcinelli (Hrsg.), Politikvermittlung. Beiträge zur politischen Kommunikationskultur, Bonn 1987, S. 147ff.
Vgl. Peter Nißen/Walter Menningen, Der Einfluß der Gatekeeper auf die Themenstruktur der Öffentlichkeit, in: Publizistik, (1977) 2, S. 159–176.
Vgl. Eric Ertl, Sport-Journalismus. Wie der Leistungssport auf den Begriff kommt, in: Gerhard Vinnai (Hrsg.), Sport in der Klassengesellschaft, Frankfurt 1972, S. 128–152, hier S. 133. Ertl meint mit »Propagandisten« damals die Sportredakteure; erst später wurde deutlich, daß politische Redakteure ein ähnliches Innenverhältnis zu Spitzenpolitikern unterhalten wie Sportredakteure zu Spitzensportlern.
Vgl. zum folgenden: Klaus Merten, Django und Jesus. Verbal-non-verbales Verhalten der Kanzlerkandidaten Helmut Kohl und Johannes Rau im Bundestagswahlkampf 1987, in: Erich Latinak/Manfred Op de Hipt (Hrsg.), Sprache als Politik?, Opladen 1990.
Vgl. zum folgenden: Klaus Merten, Django und Jesus. Verbal-non-verbales Verhalten der Kanzlerkandidaten Helmut Kohl und Johannes Rau im Bundestagswahlkampf 1987, in: Erich Latinak/Manfred Op de Hipt (Hrsg.), Sprache als Politik?, Opladen 1990.
Vgl. Siegfried Weischenberg, Diener des Systems. Wenn Journalisten den Politikern zu nahe kommen, in: Die Zeit, Nr. 14 vom 27. März 1987, S. 13–17.
Vgl. z.B. die Rede des damaligen ZDF-Chefredakteurs Reinhard Appel bei der ZDF-Jahrespressekonferenz seines Senders am 9. Februar 1987 in Hamburg, in Teilen wiedergegeben, in: TV-Courier/Dokumentation/Ansprachen-Referate, Nr. 5-D vom 2. März 1987, S.13f.
Vgl. Siegfried Weischenberg, Die Glaubwürdigkeitslücke des Fernsehjournalismus, in: Media Perspektiven, (1987) 11, S. 711–717.
Esquire, 12/1987, S. 26.
Stern-TV magazin vom 8. Dezember 1988, S. 7.
Ebd.
Das Montagsthema: »Medienopfer«. Der Fall Barschel und die Presse, Sendung des NDR III vom 26. Oktober 1987 (zit. nach der Transkription des O-Tons).
Spiegel-TV vom 8. Mai 1988 (Transkription des O-Tons).
Vgl. z. B. Funkreport, Nr. 5 vom 4. Februar 1988, S. 7 f.
William Horsley, The Press as Loyal Opposition in Japan, in: Anthony Smith (ed.), Newspapers and Democracy, Cambridge, Mass. 1980, S. 200–227.
Vgl. zum folgenden W. Horsley (Anm.28) sowie Gerd Kopper, Journalistenrolle und Journalistenausbildung in Japan, in: Heinz-D. Fischer/Otto B. Roegele (Hrsg.), Ausbildung für Kommunikationsberufe in Europa, Düsseldorf 1977, S. 185–196.
Der Journalistenclub bei der Abgeordnetenversammlung z. B. hat 5 000 Mitglieder. Er wird beschickt von allen Medienunternehmen, die dem »Ninon Shimbun Kyokai« angehören. Dem »Nagata Club«, der über das Kabinett berichtet, gehören etwa 300 Journalisten aus 70 Medienunternehmen an. Bei jedem der Ministerien gibt es einen Journalistenclub mit 100 bis 200 Mitgliedern. Alle größeren Zeitungen achten darauf, in jedem Club ein eigenes Redaktionsmitglied zu haben. Freie Journalisten sind nicht zugelassen, vgl. W. Horsley (Anm.28).
Vgl. ebd., besonders S. 204–213.
Vgl. zum folgenden Michael Gurevitch/Jay G. Blumler, Linkages between the Mass Media and Politics. A Model for the Analysis of Political Communications Systems, in: James Curran et al. (eds.), Mass Communication and Society, London 1977, S. 270–290.
Vgl. dazu verschiedene Beiträge in: Rolf Ebbinghausen/Sighard Neckel (Hrsg.), Anatomie des politischen Skandals, Frankfurt 1989.
Einzelheiten zu dieser Studie finden sich in: Siegfried Weischenberg/Susanne von Bassewitz/ Armin Scholl, Konstellationen der Aussagenentstehung. Zur Handlungs- und Wirkungsrelevanz journalistischer Kommunikationsabsichten, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft Massenkommunikation 1989, S. 280–300;
Siegfried Weischenberg, Der enttarnte Elefant. Journalismus in der Bundesrepublik — und die Forschung, die sich ihm widmet, in: Media Perspektiven, (1989) 4, S. 227–239;
Siegfried Weischenberg/ Armin Scholl, Kommunikationserwartungen und Medieneffekte. Wie Publikumsvariablen Wirkungsabläufe beeinflussen können, in: Rundfunk und Fernsehen, (1989) 4, S. 421–434.
Vgl. z.B. Morris Janowitz, Professional Models in Journalism: the Gatekeeper and the Advocate, in: Journalism Quarterly, 52 (1975) S. 618–626 u. S. 662; John W. C. Johnstone/ Edward J. Slawski/William W.Bowman, The New People. A Sociological Portrait of American Journalists and Their Work, Urbana-Chicago-London 1976, S. 113ff.; Hans Jürgen Weiß u. a., Synopse. Journalismus als Beruf, München 1977 (maschinenschriftliches Manuskript); David Weaver/G. Cleveland Wilhoit, The American Journalist. A Portrait of U.S. News People and Their Work, Bloomington, Indiana 1986, S. 112ff.
Vgl. z. B. D. Weaver/G. C. Wilhoit (Anm. 35), besonders S. 116ff.
Vgl. K. Berg/M.-L. Kiefer (Anm. 4), besonders S. 46ff.
Vgl. Richard Maisei, The Decline of Mass Media, in: Public Opinion Quarterly, 37 (1973) 2, S.159–170.
Vgl. z. B. Ronald Inglehart, Die stille Revolution, Königstein 1979.
Vgl. Holger Rust, Hintergründe, Strategien und Ziele des gesellschaftsorientierten Marketing. Eine kommunikationswissenschaftliche Bewertung der Gruner + Jahr-Studie »Dialoge 2«, in: Media Perspektiven, (1987) 10, S. 657–666.
In früheren Veröffentlichungen aus unserem Projekt war statt von »Engagierten« von »Anspruchsvollen« und statt von »Konsumenten« von »Unpolitischen« die Rede. Vor allem letzterer Begriff bot jedoch Anlaß zu Mißverständnissen, da es hier nicht um politisches Verhalten, sondern um Kommunikationserwartungen geht.
Vgl., auch zum folgenden, Siegfried Weischenberg, Investigativer Journalismus und »kapitalistischer Realismus«, in: Rundfunk und Fernsehen, (1983) 3–4, S. 349–369.
Vgl. Udo Branahl, Pressefreiheit und redaktionelle Mitbestimmung, Frankfurt-New York 1979.
Curtis MacDougall, Interpretative Reporting, New York 19824.
Vgl. J. Galtung/M. H. Ruge (Anm. 8); W. Schulz (Anm. 9).
Vgl. Siegfried Weischenberg (Hrsg.), Journalismus & Kompetenz. Qualifizierung und Rekrutierung für Medienberufe, Opladen 1990.
Cordt Schnibben, Herr Minister, ich danke Ihnen! Über das Elend des deutschen Fernsehjournalismus, in: Die Zeit, Nr. 38 vom 16. September 1988, S. 52.
Vgl. Rolf-Rüdiger Hoffmann, Politische Fernsehinterviews. Eine empirische Analyse sprachlichen Handelns, Tübingen 1982; U. Sarcinelli (Anm. 5), S. 220f.
Vgl. Werner Holly u. a., Politische Fernsehdiskussionen. Zur medienspezifischen Inszenierung von Propaganda als Diskussion, Tübingen 1986.
Vgl. z. B. Barbara Sichtermann, Stumme Diener, in: Die Zeit, Nr. 4 vom 20. Januar 1989.
Vgl. K. Berg/M.-L. Kiefer (Anm. 4), S. 146ff.
Vgl. Günter Bentele, Der Faktor Glaubwürdigkeit. Forschungsergebnisse und Fragen für die Sozialisationsperspektive, in: Publizistik, (1988) 2–3, S. 406–426, hier besonders S. 407.
Vgl. Siegfried Weischenberg, Die Glaubwürdigkeit des Fernsehjournalisten, in: Politische Gesprächskultur im Fernsehen, hrsg. von der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1989, S. 37–48.
Vgl. S. Weischenberg (Anm. 11).
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Weischenberg, S. (1990). Gladiatoren und Propagandisten? Die Akteure politischer Kommunikation in einer medialen Streitkultur. In: Sarcinelli, U. (eds) Demokratische Streitkultur. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-92130-7_6
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