Zusammenfassung
In der modernen Wissensgesellschaft ist das Wissen nicht mehr an die Person gebunden, es ist säkularisiert und es hat die Funktion, Basis für die Veränderung der Welt und damit auch der Unternehmen zu sein. Im Zuge der wachsenden Bedeutung von Wissen für den Unternehmenserfolg und der damit verbundenen Probleme entsteht eine neue Beratungsform: das Wissensconsulting, dessen Aufgabe es ist, Unternehmen in der Akquisition, der Hervorbringung, der Verknüpfung und der Prüfung von Wissen zu unterstützen. Es werden fünf Wissensformen, die die Basis des Wissensconsultings bilden, im Beratungskontext im einzelnen vorgestellt das Beurteilungswissen, das Gestaltungswissen, das Prozesswissen, das Beobachtungswissen und das Nicht-Wissen.
Dieser Beitrag ist Univ.-Prof. Dr. Reinhard Rock gewidmet, der mit den hier angesprochenen Wissensformen vertraut ist und dem ich herzlich dafür danke, dass er mir auf seine unvergleichliche Weise Einblick in den praktischen Umgang mit ihnen gewährt und meine eigene Bewegung darin immer wieder unterstützend begleitet hat.
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Literatur
Vgl. Drucker, P., 1992 The New Society of Organizations. In: Harvard Business Review, 70. Jg., Hf. 5, S. 95–104. Vgl. auch Lyotard, J.-F., 1986: Das postmoderne Wissen. Graz, Wien.
Vgl. Stehr, N., 1994: Arbeit, Eigentum und Wissen Zur Theorie von Wissensgesellschaften, Frankfurt a.M., und kritisch zur Idee der Wissensgesellschaft Böhme, G., 1997: Wissen: kulturelles Kapital. Die Wissensgesellschaft zwischen Expertenherrschaft und neuer Aufklärung. In: Frankfurt Rundschau, Nr. 85, 12 04. 1997, S. ZB3.
Vgl. Böhme, G., 1992 Der Typ Sokrates. Frankfurt a.M., S. 81 ff.
Vgl. zum sogenannten Höhlengleichnis Platon, 1982 Der Staat, Stuttgart, 514a ff.
Vgl. Albrecht, F., 1993: Strategisches Management der Untemehmensressource Wissen. Inhaltliche Ansatzpunkte und Überlegungen zu einem konzeptionellen Gestaltungsrahmen. Frankfurter a.M. u.a.; Gödicke, P., 1992: Wissensmanagement - aktuelle Aufgaben und Probleme. In: io Management Zeitschrift 61 (4), S. 67–70; Walger, G./ Schencking, F., 1999: Wissensmanagement, das Wissen schafft, Diskussionspapiere der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft, Heft 30.
Vgl. Schreyögg, G./ Noss, C., 1995: Organisatorischer Wandel: Von der Organisationsentwicklung zur lernenden Organisation, in: Die Betriebswirtschaft, 55. Jg., Hf. 2, S. 169–185, insbesondere S. 176 ff.; Vgl. auch Willke, H., 1995: Systemtheorie III: Steuerungstheorie. Stuttgart, Jena, S. 287 ff.
Vgl. Nonaka, I., 1991: The Knowledge-Creating Company. In: Harvard Business Review, 69. Jg., Hf. 6, S. 96–104.
Vgl. Sveiby, K./ Lloyd, T., 1990: Das Management des Know-how. Führung von Beratungs-, Kreativ-und Wissensuntemehmen. Frankfurt a.M., S. 29.
Vgl. hierzu die Formen der Untemehmensberatung Walger, G. (Hrsg.), 1995a Formen der Unternehmensberatung. Systemische Untemehmensberatung, Organisationsentwicklung, Expertenberatung und gutachterliche Beratungstätigkeit in Theorie und Praxis. Köln. S. 1 ff.
Vgl. Kant, I., 1988: Kritik der reinen Vernunft 11781], 10. Aufl., Frankfurt a.M.; sowie Kant, I., 1994: Kritik der Urteilskraft 11790], 13. Aufl., Frankfurt a.M.
Vgl. Miethe, C., 1999: Marketing unterschiedlicher Formen der Untemehmensberatung. Leistungserstellung und entsprechende Vermarktung von gutachterlicher Beratungstätigkeit, Expertenberatung und Organisationsentwicklung, Witten.
Vgl. z.B. Husserl, E., 1900/01: Logische Untersuchungen, Teil 1, Halle, S. 14 oder vgl. Höfler, A./ Meinong, A., 1890: Logik. Philosophische Proprädeutik, 1. Teil Prag u.a., S. 125.
Vgl. Hitzler, R., 1994: Wissen und Wesen der Experten. In: Hitzler, R./ Honer, A./ Maeder, C. (Hrsg.), 1994: die institutionalisierte Kompetenz zur Konstruktion von Wirklichkeit, Opladen, S. 14 ff.
Vgl. als Beispiel für den sachgerechten Einsatz von Beurteilungswissen Rock, R./ Witt, F.H., 1995: Zur Strukturierung von Zukunftsmärkten: Glanz und Elend der Prognosen zur Entwicklung des Telekommunikationssektors. In: Walger, G. (Hrsg.): Formen der Untemehmensberatung. Systemische Untemehmensberatung, Organisationsentwicklung, Expertenberatung und gutachterliche Beratungstätigkeit in Theorie und Praxis. Köln, S. 41–62.
Vgl. Leihner, E., 1982: Die Entwicklung der Betriebswirtschaftslehre aus der Sicht der Untemehmensberatung unter besonderer Berücksichtigung der Betriebswirtschaftslehre des Handels. In: Zeitschrift für Betriebswirtschaft, 52 Jg., S. 580–597.
Vgí. kritisch zur Möglichkeit der Wissenschaftsanwendung Lohmann, N., 1989: Kommunikationssperren in der Untemehmensberatung. In: Luhmann, N./ Fuchs, P., 1989: Reden und Schweigen. Frankfurt a.M., S. 209–227.
Vgl. Briiggen, M., 1974: Wissen. In: Krings, H./Baumgarten, H./ Wild, C. (Hrsg.): Handbuch philosophischer Grundbegriffe, Studienausgabe Band 6. München, S. 1735.
Vgl. z.B. Hax, A./ Majluf, N., 1988: Strategisches Management. Ein integratives Konzept aus dem MIT. Frankfurt a.M., New York.
Vgl. Karlöf, B./ Östblom, S., 1994: Das Benchmarking-Konzept. München; vgl. auch Oakland, J., 1989: Total Quality Management. Oxford u.a.
Vgl. Schmidt, S., 1993: Unternehmen verstehen: Management Consulting bei A.T. Kearney. In: Walger, G. (Hrsg.): Das Mentorenfirmenkonzept. Untemehmentipraais im Universitätsstudium–Konzeption und Erfahrungen. Bem u.a., S. 65–77.
Vgl. Peters, T., 1993: Jenseits der Hierarchie. Liberation Management, Düsseldorf u.a., S. 526 ff.
Vgl. Gödicke, P., 1992 aaO., S. 67–70; vgl. Heilmann, H./ Gassert, H./Horvath, P. (Hrsg), 1990: Informationsma- nagement: Aufgabe der Unternehmensleitung. Stuttgart; vgl. Scheer, A.-W. (Hrsg.), 1993: Handbuch Informationsmanagement. Wiesbaden; vgl. Willke, H.,1995: aaO., S. 287ff.
Vgl. Kralimann, H./ Herzog, M./ Müller, F.,1993: Wird der papierlose Berater auch zum kopflosen Berater? In: Information Management, Nr. 1/93, S. 37.
Vgl. auch Kraus, M./ Kraemer, W., 1993: Zum Stand der papierlosen Beratung. In: Information Management, Nr. 1 /93, S. 6–9.
Vgl. Sattelberger, T. (Hrsg.), 1991: Die lemende Organisation. Konzepte für eine neue Qualität der Unternehmensentwicklung. Wiesbaden. Vgl. auch Senge, P., 1990: The fifth discipline. The art and practice of the learning organization, New York u.a.
Vgl. Walger, G.,1993: aaO. Vgl. auch Ryle, G.,1969: Der Begriff des Geistes. Stuttgart.
Vgl. Schein, E. H., 1990: A General Philosophie of Helping Process Consultation. In: Sloan Management Review, 32 Jg., spring 1990, S. 60.
Vgl. zur Prozessbeschreibung Rogers, C., 1991: Die nicht-direktive Beratung. Frankfurt a.M., S. 38 ff.
Vgl. Wächter, H., 1983: Organisationsentwicklung — Notwendig, aber paradox. In: Zeitschrift für Organisation, Hf. 2, S. 61–66; vgl. auch Wimmer, R., 1991: Organisationsberatung. Eine Wachstumsbranche ohne professionelles Selbstverständnis. Überlegungen zur Weiterführung des OE-Ansatzes in Richtung systemischer Untemehmensberatung. In: Hofmann, M. (Hrsg.), 1991: Theorie und Praxis der Unternehmensberatung. Bestandsaufnahme und Entwicklungsperspektiven. Heidelberg. S. 103 ff.
Vgl. Luhmann, N., 1994: Die Wissenschaft der Gesellschaft, 2. Aufl., Frankfurt a.M., S. 21 ff. Vgl. auch Berger, P./ Lucl mann,T., 1980: Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit. Eine Theorie der Wissenssoziologie. Frankfurt a.M.; Schreyögg, G., 1991: Der Managementprozess - neu gesehen: In: Staehle, W. H./ Sydow, J. (Hrsg.): Managementforschung 1. Berlin, New York, S. 255–289; Steinmann, H./ Schreyögg, G., 1993: Management. 3., überarb. u. env. Aufl. Wiesbaden.
Vgl. Willke, H., 1998: Systemisches Wissensmanagement, Stuttgart, S. 30.
Vgl. Luhmann, N., 1984: Soziale Systeme. Grundriss einer allgemeinen Theorie. Frankfurt a.M., S. 448.
Vgl. Wimmer, R., 1992 Was kann Beratung leisten? Zum Interventionsrepertoire und Interventionsverständnis der systemischen Organisationsberatung. In: den. (Hrsg.): Organisationsberatung — Neue Wege und Konzepte. Wiesbaden, S. 72 ff.
Vgl. Wilke, H., 1994: Systemtheoretische Strategien des Erkennens. Wirklichkeit als interessierte Konstruktion. In: Götz, K. (Hrsg.): Theoretische Zumutungen. Vom Nutzen der systemischen Theorie für die Managementpraxis. Heidelberg, S. 97–116.
Willke, H., 1992: Beobachtung, Beratung und Steuerung von Organisationen in systemtheoretischer Sicht. In: Wimmer, R. (Hrsg.), 1992: aaO., S. 37; zum Interventionsverständnis im Rahmen der Systemtheorie vgl. Walger, G., 1995c: Chancen und Folgen der Irritation in der systemischen Untemehmensberatung. In: den. (Hrsg.) 1995a; vgl auch Willke, H., 1987: Strategien der Intervention in autonome Systeme. In: Baecker, D. et al. (Hrsg.): Theorie als Passion. Niklas Luhmann zum 60. Geburtstag. Frankfurt a.M.
Vgl. auch den „Prozesscharakter der Erkenntnis“ bei Wild: „Indern die Frage nach einem Nichtgewussten auftaucht, wird die Abgeschlossenheit eines bestimmten Wissens aufgebrochen und der Prozess des Suchens bzw. der Untersuchung eröffnet.” (Wild, C., 1973: Problem. In: Krings, H./ Baumgartner, H./ Wild, C. (Hrsg.): Handbuch philosophischer Grundbegriffe, Studienausgabe Bd. 4. München, S. 1139–1146). Auch hier ist es nicht ein spezifisches Wissen oder Gewusstes, sondern ein „Nichtgewusstes“, das den Anstoß fur einen zunächst unbestimmten Erkenntnisprozess liefert.
Vgl. zum Wissen des Nicht-Wissens Zimmerli, W.Ch., 1997: Technologiefolgenabschätzung. Wissenschaft oder Politik? In: den.: Technologie als „Kultur“, Hildesheim sowie Zimmerli, W.Ch., 1998: „Nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für das Leben[...]”. Alte Aufgaben der Universität im Licht eines neuen Europa. In: Rusterholz, P./ Liechti, A. (Hrsg.), 1998: Universität am Scheideweg. Herausforderungen — Probleme — Strategien, Zürich, S. 113–137. Vgl. auch Thom, M., 1980: Wissen. In: Sandkühler, H.J. (Hrsg.): Europäische Enzyklopädie zu Philosophie und Wissenschaften, Bd. 4. Hamburg, S. 903–911.
Vgl. Böhme, G., 1992: aaO., S. 117 ff. und S. 130 ff.; vgl. auch Graeser, A., 1993: Sophistik und Sokratik, Plato und Aristoteles. 2., überarb. und erw. Aufl., München [Geschichte der Philosophie, hrsg. V. W. Rod, Bd. 2: Die Philosophie der Antike 2], S. 87 ff.
Die Elenktik (word.: Kunst der Widerlegung) ist ein wesentliches Moment der sokratischen Argumentationsmethode. In den Dialogen Platos prüft Sokrates im Gespräch das Wissen seiner Gesprächspartner, indem er unterstellt, dass, wer etwas weiss, auch sagen kann, was er weiss. Durch die Elenktik regt Sokrates seine Gesprächspartner zur selbständigen Produktion von Wissen an und führt sie zum Erkennen von lediglich vermeintlichem Wissen (vgl. Böhme, G., 1992: aaO., S. 118 f. und S. 130 f£; vgl auch Graeser, A., 1993: aaO., S. 89 f1.; sowie Waldenfels, B., 1961: Das sokratische Fragen. Aporie, Elenchos, Anamnesis. Meisenheim).
Der beratende Charakter des sokratischen Dialogs kommt in der ursprünglichen Bedeutung des Begriffs „Dialog“ zum Ausdruck: „Im dialegesthai, dem ‘Sich-Auseinandersetzen’, dokumentiert sich der positive Entscheid zur konstruktiven Auseinandersetzung über eine Sache [...1 Sich mit dem Gesprächspartner auseinandersetzen, heisst, ihm helfen. Und ihm ’helfen, heisst, ihn auf seinen möglichen Irrtum hinweisen’.” (Graeser, A., 1993: aaO., S. 87).
Vgl. z.B. Peters, T. J./ Waterman, RH., 1982: In Search of Excellence. New York.
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Walger, G. (2000). Wissen und Wissensconsulting. In: Witt, F.H. (eds) Unternehmung und Informationsgesellschaft. Gabler Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-92050-8_7
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