Zusammenfassung
In dem Weißbuch über Wachstum, Wettbewerb und Beschäftigung der Europäischen Kommission wird die Entwicklung der „Informationsgesellschaft“ mit der „industriellen Revolution“ des 18. und 19. Jahrhunderts verglichen. Tatsächlich bleibt kein Teil der Gesellschaft, sei es die Wirtschaft, die Politik, die Wissenschaft und das Bildungssystem oder das Gesundheitswesen von Veränderungen im Zuge des Einsatzes von Informations- und Kommunikationstechnologien ausgenommen. Die Parallele zur Mechanisierung der Produktion durch den Einsatz von Maschinen, mit von natürlichen Kraftquellen unabhängigen Antriebssystemen erscheint von daher angemessen. Allzu leicht vergessen wird dabei aber, dass die „industrielle Revolution“ mit vorauslaufenden, begleitenden und nachfolgenden sozialen Veränderungsprozessen verbunden war, die nicht einfach als Folgewirkungen des Technikeinsatzes gedeutet werden können: Ohne ein aus der Renaissance und der Aufklärung abzuleitendes allgemeines Bewusstsein der Veränder- und Gestaltbarkeit sozialer Ordnungen wäre eine zügige Anpassung traditioneller Formen der Produktion ebenso wenig denkbar gewesen, wie ohne die Entwicklung moderner Naturwissenschaften, deren Erkenntnisgewinn auf methodisch kontrollierten Experimenten beruht, und deren Anwendung in den Ingenieurwissenschaften, die Wissensbasis für die Vollendung der „industriellen Revolution“ durch Konstruktion von Systemen der Fließfertigung geschaffen hat. Die Produktivitätssteigerung durch Kombination von Maschinen und menschlicher Arbeitskraft erfolgte demnach in Wechselwirkung oder in Co-Evolution mit einschneidenden Veränderungen in der Gesellschaft, und sie hat durchaus auch negative Folgen gehabt, die eine Zerreissprobe für die frühindustriellen Gesellschaften des 19. Jahrhunderts darstellten. Die Früchte der „New Economy“ werden, nicht ohne Mühen zu haben, und schon gar nicht von jedem in gleichem Umfang zu genießen sein.
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Literatur
Forrester, V., 1997: Der Terror der Ökonomie, Wien.
Martin, H.-P./Schumann, H., 1997: Die Globalisierungsfalle. Der Angriff auf Demokratie und Wohlstand, Reinbeck bei Hamburg.
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Witt, F.H., Brewing, J. (2000). Entwicklungstrends von Wirtschaft und Gesellschaft: Schnittstellen digitaler Ökonomie. In: Witt, F.H. (eds) Unternehmung und Informationsgesellschaft. Gabler Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-92050-8_11
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