Zusammenfassung
„Die Geschichte des neuen Theaters beginnt mit dem Naturalismus. Hier wird die neue gesellschaftliche Funktion angestrebt. Der Versuch, die Realität zu meistern, beginnt mit passiven Dramatikern und passiven Helden. Die Aufstellung sozialer Kausalität beginnt mit Zustandsschilderungen, wo alle menschlichen Handlungen pure Reaktionen sind. Kausalität ist Determination. Typisch das Explosionsstück. Wolken haben sich über bestimmten Leuten, Familien, Gruppen zusammengezogen, jetzt kommt das Unwetter. Das soziale Milieu hat Fetischcharakter, ist Schicksal. Man spielt vor allem nur den letzten Akt. Die neue Dramatik beginnt mit dem Undramatischen. Zwei Schlagworte: Kraßheiten (Verismus) und wenig Handlung! Die Tragik wird krampfhaft aufrechterhalten, obgleich ein paar geringfügige Reformen jederzeit Erleichterung bringen könnten. Alles Entscheidende geschieht zwischen den Worten, hinter der Szene, unter dem Dialog. Das aktive Element drängt sich ein als Leitartikel (Sprechchor, Song).“1 In stichwortartig komprimierter Form verweist diese Naturalismus-Notiz in Brechts Arbeitsjournal (Eintragung vom 19.12. 1940) auf die historische Bedeutung und Beschränktheit des naturalistischen Dramas, auf die Besonderheit seiner Dramaturgie sowie auf seine gesellschaftskritischen Möglichkeiten und Grenzen.
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Literaturhinweise
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Schütz, E., Vogt, J. (1977). Gerhart Hauptmann. In: Einführung in die deutsche Literatur des 20. Jahrhunderts. Grundkurs Literaturgeschichte, vol 1. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91932-8_5
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