Zusammenfassung
Es scheint kaum eine literarische Erscheinung des 16. Jahrhunderts zu geben, die so viele verschiedene und zugleich so widersprüchliche Namen hat, wie die — um nur den allgemeinsten und am wenigsten kontroversen zu nennen — Prosa-Literatur des 16. Jahrhunderts; ein Jahrhundert, das auf der Grundlage der Erfindung des Buchdrucks und in Analogie zur politisch-reformatorischen Publizistik eine auffällige Vorliebe für Geschriebenes, speziell eben für jene Texte entwickelt, die man — je nach Standpunkt oder wissenschaftsgeschichtlicher Überzeugung — als „Volksbücher“, als „frühneuhochdeutsche Erzählprosen“, als „Prosahistorien“, als Anfänge einer eigenständigen deutschen Romanliteratur oder gar als Zeugnisse einer sich entwickelnden Literatur der bürgerlichen Klasse zu kategorisieren und zu interpretieren pflegt. So vielfältig wie die Bezeichnungen und so kontrovers wie die Ansichten der Literaturwissenschaft zu dieser im eigentlichen Sinne nicht gattungsspezifisch zu definierenden Textgruppe, so heterogen und im Einzelfall der besonderen Interpretation bedürftig sind die Texte selbst, deren Entstehung hier zunächst allgemein und deren besondere Problematik am Beispiel zweier Texte — des Hug Schapler und des Fortunatus — skizziert werden sollen.
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Literaturhinweise
Der leichteren Zugänglichkeit wegen wurde für die vorliegende Darstellung die folgende Ausgabe des Hug Schapler benutzt.
Heinz Kindermann (Hrsg.): Volksbücher vom sterbenden Rittertum. (Deutsche Literatur in Entwicklungsreihen, Reihe Volks-und Schwankbücher, Bd. 1) Nachdruck Darmstadt 1974. (Hug Schapler: S. 23-114).
Für die textkritische Arbeit vgl. außerdem.
Elisabeth v. Nassau-Saarbrücken: Der Huge Scheppel. Hrsg. von Hermann Urtel. (Veröffentlichungen der Hamburger Stadtbibliothek 1) Hamburg 1905.
Hug Schapler, Ein lieplichs lesen und ein warhafftige Hystorij. Nachwort von Marie-Luise Linn. (Deutsche Volksbücher in Faksimiledrucken. Hrsg. von Ludwig Erich Schmitt und Renate Noll-Wiemann, Reihe A, Bd. 5), Hildesheim New York 1974.
Leicht zugängliche Ausgaben des Fortunatus finden sich bei.
Franz Podleiszek (Hrsg.): Anfänge des bürgerlichen Prosaromans in Deutschland. (Deutsche Literatur in Entwicklungsreihen, Reihe Volks-und Schwankbücher, Bd. 7), Nachdruck Darmstadt 1974, S. 27-155.
Peter Suchsland (Hrsg.): Deutsche Volksbücher in drei Bänden. Bd. 1 (S. 3-164) Berlin-Weimar 1968.
Fortunatus. Vom Fortunato und seynem Seckel auch Wunschhüttlein. Mit einem Nachwort von Renate Noll-Wiemann. (Deutsche Volksbücher in Faksimiledrucken. Hrsg. von Ludwig Erich Schmitt und Renate Noll-Wiemann, Reihe A, Bd. 4), Hildesheim / New York 1974.
Neben der im Text genannten sei noch auf folgende Literatur verwiesen.
Hildegard Beyer: Die deutschen Volksbücher und ihr Lesepublikum. Diss. Frankfurt 1962.
P. Heitz und Fr. Ritter: Versuch einer Zusammenstellung der deutschen Volksbücher des 15. und 16. Jhdt’s. nebst deren späteren Ausgaben und Literatur. Straßburg 1924.
Dieter Kortschoke: Weisheit oder Reichtum? Zum Volksbuch vom Fortunatus und seinen Söhnen. In: D. Richter (Hrsg.): Literatur im Feudalismus (Literaturwissenschaft und Sozialwissenschaften Bd. 5), Stuttgart 1975, S. 213-259.
Hans Joachim Kreuzer: Der Mythos vom Volksbuch. Studien zur Wirkungsgeschichte des frühen deutschen Romans seit der Romantik. Stuttgart 1977.
Wolfgang Liepe: Elisabeth von Nassau-Saarbrücken. Entstehung und Anfänge des Prosaromans in Deutschland. Halle / S. 1920.
Wolfgang Liepe: Die Entstehung des Prosaromans in Deutschland. In: W.L., Beiträge zur Literatur und Geistesgeschichte. Neumünster 1963, S. 10-28.
Clemens Lugowski: Die Form der Individualität im Roman. Berlin 1938, Nachdruck Frankfurt 1977.
Lutz Mackensen: Die deutschen Volksbücher. (Forschungen zur deutschen Geistesgeschichte des Mittelalters und der Neuzeit Bd. 2), Leipzig 1927.
Helmut Melzer: Trivialisierungstendenzen im Volksbuch. Ein Vergleich der Volksbücher ‚Tristant und Isalde‘, ‚Wigalois ‘und ‚Wilhelm von Österreich ‘mit den mhd. Epen. Hildesheim/New York 1972.
Renate Noll-Wiemann: Die Erzählstruktur im Volksbuch Fortunatus. Hildesheim/New York 1970.
Walter Raitz: Zur Soziogenese des bürgerlichen Romans. Eine literatursoziologische Analyse des ‚Fortunatus‘. (Literatur in der Gesellschaft 19), Düsseldorf 1973.
Ingeborg Spriewald u.a.: Grundpositionen der deutschen Literatur im 16. Jhdt. Berlin/Weimar 1972.
Ingeborg Spriewald: Vom ‚Eulenspiegel ‘zum ‚Simplissisimus‘. Zur Genesis des Realismus in den Anfängen der deutschen Prosaerzählung. Berlin 1974.
Wolfgang Stammler: Mittelalterliche Prosa in deutscher Sprache. In: Deutsche Philologie im Aufriß, Bd. II, 2. Auflage, Berlin 1960, Sp. 1047-1080.
Fritz Wahrenburg: Funktionswandel des Romans und ästhetische Norm. Die Entwicklung seiner Theorie in Deutschland bis zur Mitte des 18. Jhdt’s. Stuttgart 1976.
Günther Weydt: Der deutsche Roman von der Renaissance und Reformation bis zu Goethes Tod. In: Deutsche Philologie im Aufriß, Bd. II, 2. Auflage, Berlin 1960, Sp. 1217ff.
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Frey, W., Raitz, W., Seitz, D. (1981). Die Anfänge des Prosaromans: Hug Schapler und Fortunatus . In: Einführung in die deutsche Literatur des 12. bis 16. Jahrhunderts. Grundkurs Literaturgeschichte. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91930-4_4
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