Zusammenfassung
Das Streben der separatistischen Bewegungen geht dahin, die Eigenstaatlichkeit, d.h. die Souveränität über das von der Minderheit besiedelte Gebiet zu erlangen. Sie können dieses Ziel jedoch vorerst nur als Anspruch formulieren, da das fragliche Territorium noch unter der Kontrolle des angegriffenen Zentralstaates ist. In diesem Punkt unterscheidet sich ihre ihre Lage deutlich von der einiger Guerillaorganisationen in Lateinamerika, etwa in El Salvador oder Kolumbien, wo es den Aufständischen bereits gelungen ist, Teile des nationalen Territoriums in ihren Besitz zu bringen, so daß von dualen Machtverhältnissen gesprochen werden kann. In Nordirland und im Baskenland haben die Rebellen vorerst keine Chance, einen Stützpunkt, Brückenkopf oder dergleichen zu bilden, sondern müssen im Untergrund operieren. Dennoch wäre die Annahme verfehlt, territoriale Kategorien spielten nur im Wunschdenken der beiden Gewaltorganisationen und ihres Unterstützungsfeldes eine Rolle. Wir werden ihre Relevanz für den Ausbruch und Verlauf der Konflikte in drei sukzessiven Schritten aufzuzeigen versuchen. In einem ersten Abschnitt sollen die räumlichen Schwerpunkte in den Aktionen der terroristischen Verbände herausgearbeitet werden. Daran anschließend wird auf die strategische Bedeutung von Flucht-und Unterstützungsgebieten für die Überlebensfähigkeit dieser Organisationen einzugehen sein. Im dritten Abschnitt schließlich wird allgemein die enge Beziehung einer Minderheit zu “ihrem” Raum thematisiert werden, um zu erklären, warum demographische Verschiebungen und sonstige dieses Raumgefühl tangierende Entwicklungen als akute Bedrohung wahrgenommen werden, die heftige Reaktionen auslöst.
“... It would be illusory to consider territory as a gift of God and as a purely physical phenomenon. The natural components of any given territory have been delimited by human action and they are used by a certain number of people for specific purposes. Territory is a concept generated by people organizing space for their own aims”.
J.Gottmann 1975 A, S. 29.
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Waldmann, P. (1989). Das Territorialprinzip. In: Ethnischer Radikalismus. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91921-2_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-91921-2_4
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