Zusammenfassung
Wie im Zusammenhang mit der Darstellung der Steuerwirkungen des “Rechtsinstituts” der Betriebsaufspaltung gezeigt werden konnte, zwingt die innere Logik der Betriebsaufspaltungs — Judikatur dazu, die bei der Grün — dung einer Betriebsaufspaltung (zunächst) vermiedene Gewinnrealisierung (spätestens) bei ihrer Beendigung nachzuholen 54). Im Prinzip muß daher immer dann, wenn die persönlichen und/oder sachlichen Voraussetzungen der Betriebsaufspaltung entfallen, eine Betriebsaufgabe angenommen werden. Denn mit dem Wegfall der tatbestandlichen Voraussetzungen für die An — nahme gewerblicher Einkünfte entfällt auch die Grundlage für die Qualifi — kation des Vermögens als Betriebsvermögen und damit für die Sicherstellung der steuerlichen Erfassung der stillen Reserven. Rechtstheoretisch und rechtspragmatisch ist dieser Automatismus in doppelter Hinsicht bedenklich:
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Anders als in den klassischen Fällen der Betriebsaufgabe setzt der Wegfall der persönlichen und/oder sachlichen Voraussetzungen der Betriebsaufspaltung keine Entnahmehandlung, sondern lediglich einen “die Entnahmehandlung substituierenden Rechtsvorgang” 55) voraus. Der Eintritt der Rechtsfolge bleibt folglich weitgehend dem Zufall überlassen; im Extrem kann eine Gewinnrealisierung ohne jedes ei — gene Zutun, z.B. allein aufgrund einer Veränderung des wirtschaft — lichen Umfelds, ausgelöst werden 56).
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Selbst geringfügige Änderungen des Sachverhalts — beispielsweise die Veräußerung einer 1%igen Beteiligung — führen unweigerlich zu einer Besteuerung sämtlicher stiller Reserven von Besitz — und Betriebsgesellschaft, da — nach Auffassung des BFH — auch die Anteile an der Betriebsgesellschaft zum (Sonder — )Betriebsvermögen der Besitzgesellschaft(er) gehören 57).
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Literatur
Vgl. S. 70— 72 dieser Arbeit.
BFH vom 13.12.1983 VIII R 90/81, BStBI 11 1984, 474, 478.
Vgl. S. 69 f. dieser Arbeit.
Vgl. S. 69 dieser Arbeit.
Zu diesem Begriff HERZIG, Steuerfragen, BB 1984, 741.
Zu denken wäre z.B. an die Abfärbe— oder Geprägetheorie nach § 15 Abs. 3 Nr. 1 oder 2 EStG; ausführlich hierzu HERZIG/KESSLER, Tatbestandsmerkmale, DStR 1986, 451–457.
Abs. 1 Nr. 2 EStG.
Vgl. hierzu HERZIG, Beendigung, 119–121; KNOBBE—KEUK, Untemehmensteuerrecht, 693.
Z.B. BFH vom 25.7.1979 I R 175/76, BStBI II 1980, 43; s.a. BFH vom 13.8. 1987 VIII B 179/86, BStBI II 1987, 782.
Die begrenzte Steuerrechtsfähigkeit einer Personengesellschaft stößt hier auf ihre Grenze; der Einheitsgedanke wird durch den Vielheitsgedanken verdrängt. Ausführlich hierzu HERZIG/KESSLER, Steuerrechtsfähigkeit, DB 1985, 2476–2478.
BFH vom 26.1.1978 IV R 97/76, BStBI II 1978, 368, 370; s.a. BFH vom 30.1.1974 IV R 109/73, BStBI II 1974, 352; BFH vom 31.7.1974 I R 226/70, BStBI 1975, 236; BFH vorn 12.6.1975 IV R 129/71, BStBI II 1975, 807 sowie insbesondere BORDEWIN, Reinvestitionsmöglichkeiten, BB 1978, 1355; DOLLERER, Entwicklungen, DStZ 1976, 439 f.; ders., Personengesellschaft, DStZ 1983, 180; L. SCHMIDT, Probleme, FR 1978, 353.
Da diese Wertung grundsätzlich für alle Formen von Mitunternehmerschaften gilt, muß sie auch auf Innengesellschaften entsprechend angewendet werden. Unbeschadet der Tatsache, daß zivilrechtlich bei der “Veräußerung’ an den Geschäftsinhaber überhaupt kein Wechsel in der Rechtszuständigkeit stattfindet, ist der Vorgang einkommensteuerlich als Veräußerung der Anteile an dem ‘Quasi—Gesamthandsvermögen” zu beurteilen. MARKLE, Unterbeteiligung, DStZ 1985, 535; L. SCHMIDT,, Kommentar, § 16 Anm. 76.
BFH vom 15.7. 1986 VIII R 154/85, BStBI II 1986, 896; s.a. HÖRGER in: LIT MANN/BITZ/MEINCKE, Kommentar, § 16 Anm. 137; LEHMANN, Sonderbetriebsvermögen, 272 f.; L SCHMIDT, Kommentar, § 16 Anm. 70; a.A. KNOBBE— KEUK, Gewinnrealisierung, StuW 1973, 79 f.
L. SCHMIDT, Kommentar, § 16 Anm. 70.
BFH vom 185.1983 I R 5/82, BStBI II 1983, 771; s.a. BFH vom 29.10.1971 I R 161/68, BStBI II 1972, 118.
Dieser Sachverhalt liegt dem Urteil BFH vom 15.7. 1986 VIII R 154/85, BStBI II 1986, 896 zugrunde.
KNOBBE—KEUK, Unternehmenssteuerrecht, 668 Fußnote 2.
Zu diesem Begriff HERZIG/KESSLER, Einzelfragen, DStR 1986, 643 f.
Vgl. S. 170–172 dieser Arbeit.
Vgl. Fußnote 42 S 181.
Vgl. S. 182–184 dieser Arbeit.
BFH vom 13.11.1963 GrS 1/63 S, BStBI III 1964, 124, 126.
BFH vom 27.2. 1985 I R 235/80, BStBI II 1985, 456.
BFH vom 16.11. 1967 IV R 8/67, BStBI II 1968, 78.
BFH vom 16.11.1967 IV R 8/67, BStBI II 1968, 78; BFH vom 12.12.1973 I R 122/72, BStBI II 1974, 208; BFH vom 19.1.1983 I R 84/79, BStBI II 1983, 412; BFH vom 27.2.1985 I R 235/80, BStBI II 1985, 456; FG Niedersachsen I1 174/70, EFG 1974, 576— rkr.; s.a. BFH vom 26.6.1975 IV R 122/71, BStBI II 1975, 885; BFH vom 12.4.1978 I R 136/77, BStBI II 1978, 494; BFH vom 14.12. 1978 IV R 106/75, BStBI II 1979, 300 sowie RITZ, in: LITTMANN/BITZ/MEINCKE, Kommentar, § 15 Anm. 147; HERRMANN/HEUER/RAUPACH, Kommentar, § 15 Anm. 13 c); SOFFINO, in: LADEMANN/SÖFFING/BROCKHOFF, Kommentar, § 16 Anm. 66; STUHRMA.NN, in: BLÜHICH/FALK, Kommentar, § 16 Anm. 237. Demgegenüber hält L. SCHMIDT (Kommentar, § 16 Anm. 150) in diesen Fällen auch eine analoge Anwendung der Grundsätze zum Strukturwandel für denkbar.
Bejahend, RICHTER, Einzelfragen, in: Kölner Handbuch, 309, Tz. 990; verneinend, da keine Handlung KNOPPE, Betriebsaufspaltung, 100.
RICHTER, Einzelfragen, in: Kölner Handbuch, 309, Tz. 990; a.A. WENDT, Betriebsaufspaltung, Stbib 1986/87, 74 f., der zutreffend auf den Umfang des Verpachtungsvolumens im Zeitpunkt des Pachtbeginns abstellt.
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Kessler, W. (1989). Besteuerungsunterschiede bei der (rechtstechnischen) Beendigung. In: Typologie der Betriebsaufspaltung. Besteuerung der Unternehmung, vol 16. Gabler Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91694-5_15
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