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Dirk Baecker — Ein Theoretiker der Differenz

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Book cover Zirkuläre Positionen
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Zusammenfassung

Dirk Baecker ist ein glänzender Moderator wie Promotor der Differenztheorie. Mit Argusaugen sondiert er die laufenden Diskussionen, um sie in zahlreichen Besprechungen zu kommentieren1, in engagierter Herausgebertätigkeit schafft er Mitstreitern wie Kontrahenten den Platz zur Entfaltung neuer Ideen2, mit sehr viel Witz und analytischem Scharfsinn treibt er immer wieder über ein beeindruckend breites Themenspektrum hinweg die Diskussion mit mutigen und provozierenden Eigenbeiträgen voran. Seine besondere Leistung besteht darin, die Kybernetik zweiter Ordnung, speziell die Differenztheorie des Logikers George Spencer Brown, für das Feld sozialwissenschaftlicher Fragestellungen, insbesondere die Organisationssoziologie, fruchtbar gemacht zu haben. Dirk Baecker hat es geschafft, die für viele unüberwindlich scheinende Kluft zwischen allgemeiner System- bzw. Differenztheorie und anwendungsbezogener sozialwissenschaftlicher Forschung zu schließen. Seine Arbeiten belegen den Ertrag, Praxis mit anspruchsvoller Theorie auszustatten.

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Literatur

  1. Unter dem bezeichnenden Titel ‘Postheroisches Management’ (Baecker 1992, neu aufgelegt 1994) hat Baecker eine bunte Sammlung von Kurzbesprechungen zusammengestellt, die während eines Studienaufenthalts an der Stanford University in Kalifornien entstanden ist. Sie stellt in leichter Schreibweise aktuell diskutierte Themen und Motive der Managementphilosophie, Organisationstheorie und Unternehmensberatung vor. Jeder der 36 kleinen Artikel spricht auf seine ganz eigene Art für einen Abschied von einem in unseren Wirtschafts- und Verwaltungsorganisationen bislang konservierten ‘heldenhaften’ Managementstil, der noch beansprucht, alles im Griff und ‘unter Kontrolle’ zu haben. Statt dessen werben Baeckers pfiffige Rezensionen für eine neue, eben ‘postheroische’ Haltung (vgl. Handy 1990), die Baecker (1992:2) unter die Motti “Be stupid!” (R. Wilson) und “Complicate yourself!” (K.E. Weick) stellt. Baecker gibt hier einen sehr plastischen Eindruck von der Gestimmtheit einer neuen Managementgeneration, die sich der Komplexität des Geschehens, den Paradoxien des eigenen Handelns und den Risiken des nicht mehr einfach nur rational zu nennenden Entscheidens stellt. Ob es sich um die spielerisch vorgetragenen und leicht verdaulichen Häppchen des ‘Postheroischen Managements’ oder um die anspruchsvolleren, unzähligen, hier alle gar nicht aufzuführenden Einzel- und Sammelrezensionen von Dirk Baecker handelt, — etwa zur neuen Wissenssoziologie (vgl. Baecker 1985a) oder zum 40jährigen Jubiläumsheft der Sozialen Welt (vgl. Baecker 1990b) -, mir will es immer scheinen, als seien seine Rezensionen stets etwas mehr als nur Rezensionen. Sie lassen neben Sach- und Fachkenntnis auch einen eigenen Ansatz, eine eigenwillige Perspektive durchschimmern, so daß der Leser zuletzt nicht nur über das zu Besprechende gut informiert ist, sondern auch neugierig gemacht ist auf eine aus dem Hintergrund winkende, doch noch zurückgehaltene Sichtweise.

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  2. Es ist Dirk Baecker zu danken, daß die wissenschaftlich sehr voraussetzungsreiche wie sozialwissenschaftlich äußerst anschlußfähige Diskussion um die ‘Laws of Form’ von George Spencer Brown (1969) im Oktober 1991 in der Hamburger Villa Warburg von namhaften Wissenschaftlern neu aufgenommen und innerhalb nur eines Jahres in Form von zwei Sammelbänden einem deutschsprachigen Publikum zugänglich gemacht wurde (vgl. Baecker 1993a und 1993c). Baecker hat darüber hinaus dafür gesorgt, daß die originellen Arbeiten des englisch/irischen Kybernetikers Ranulph Glanville ins Deutsche übersetzt und publiziert wurden (vgl. Glanville 1988). Ebenso ist es Dirk Baeckers Verdienst, daß viele der spannenden Interviews, die Niklas Luhmann ‘mal so zwischendurch’ gab, gesammelt, überarbeitet und publiziert wurden (vgl. Baecker, Stanitzek 1987), so wie er mitverantwortlich dafür ist, daß der 60. Geburtstag ‘des Meisters’ durch den Sammelband Theorie als Passion’ (Baecker, Markowitz, Stichweh, Tyrell, Willke 1987) gebührend markiert wurde. Damit nicht genug: Seit Anfang 1995 erscheint ‘Soziale Systeme’, eine vielversprechende Zeitschrift, die als Entwicklungs- und Diskussionsplattform systemischen, kybernetischen und differenztheoretischen Arbeitens konzipiert ist. Man braucht nur einen kurzen Blick ins erste Heft dieser Zeitschrift zu werfen, um zu wissen, daß auch hier Dirk Baecker an der Herausgabe wie Gestaltung maßgeblich beteiligt ist (vgl. Baecker 1995b, 1995c).

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  3. Die übliche Übersetzung von Spencer Browns “Draw a distinction!” lautet: “Triff eine Unterscheidung!” Dabei geht aber leider der Bezug zum Setzen von Ge-setzen verloren, der mir wichtig erscheint. Die Gesetze der Form sind schließlich (von Spencer Brown gesetzte) Gesetze.

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  4. Man lese vor diesem Hintergrund die Genesis mit ihrem zu Verwechselungsspielen einladenden Anfang noch einmal neu: “Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde…”. Man nutze das “Im…” des Anfangs, das den Anfang als einen selbst wiederum mit Anfang und Ende versehenen Zeitraum (eben nicht Zeitpunkt) markiert, um dort hinein den Satz von Laudse zu setzen, den Spencer Brown seinem Text voranstellt: “namenlos/des himmels, der erde beginn.” (Laudse, 1980:51, so übersetzt von Ernst Schwarz und bei Baecker [1993b: 17] zitiert).

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  5. Gründe gründen mit anderen Worten im Unterscheidungshandeln selbst und niemals irgendwo außerhalb. Gründe sind, wie alles andere auch, Beobachterkonstruktionen. Vor diesem Hintergrund lassen sich Begründungen als ‘Interpunktionen’ im Sinne von Watzlawick u.a. (1969) lesen, mit denen wir in den endlosen Lauf der Dinge, der weder Anfang noch Ende kennt, Orientierungspunkte eingeben, von denen aus dann Kausalität, Schuld und Verantwortung konstruiert werden kann.

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  6. Alle drei Momente verbindend, konstatiert Bauman (1994) den Übergang des Menschen vom ‘Pilger’, der noch an einen alles begründenden Anfang oder Ursprung und damit auch an ein alles orientierendes und bindendes Ziel, eine Bestimmung, glaubte, zum ‘Flaneur’, ‘Vagabunden’, ‘Spieler’ und ‘Touristen’, deren Gemeinsamkeit darin besteht, sich Ziele und Wege, Motive und Ambitionen selbst zu kreieren. Nach der Absage an die Notwendigkeit und nach der Abklärung der Aufklärung wird der Mensch beweglich und in seiner Beweglichkeit selbstbestimmt, mit allen Kosten, die dieser Freiheitsgewinn bedeutet.

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  7. Nachdem alles, was gesagt wird, von einem Beobachter zu einem Beobachter gesagt wird (vgl. Maturana 1980:8), darf man sagen: “Du bist, was du siehst!”, und das könnte irgendwann auch bedeuten: “Du siehst, was bzw. wer du bist.” Dieses Wortspiel verdankt sich Joachim Koch (1988:309), der — allerdings weniger an Selbsterkenntnis denkend — Tina Turners “What you get is what you see!” in “What you see is what you get!” umwandelte. Meine Übersetzung: “Mit Deinem Sehen entscheidest Du darüber, was und wieviel du wovon bekommst!” Fazit: “Lerne zu sehen!”

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  8. Dieses Arbeitsprogramm ist deutlich durch Luhmanns Analysen zu ‘Gesellschaftsstruktur und Semantik’ (vgl. Luhmann 1980, 1981a, 1989, 1995b) inspiriert.

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© 1997 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

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Bardmann, T.M. (1997). Dirk Baecker — Ein Theoretiker der Differenz. In: Bardmann, T.M. (eds) Zirkuläre Positionen. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91676-1_9

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-91676-1_9

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-12964-8

  • Online ISBN: 978-3-322-91676-1

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