Zusammenfassung
Politikvermittlung im Fernsehen ist traditionell durch eine Reihe — mehr impliziter als expliziter — Negationen definiert. Zum einen gilt Politik meist als Prototyp des Nicht-Unterhaltenden. Als zentraler Bestandteil des Informationsangebots des Fernsehens wird Politikberichterstattung herkömmlicherweise der Programmsparte „Unterhaltung“ gegenübergestellt (vgl. Weiß/Trebbe 1994: 31 ff.). Auf der Ebene der Programmstruktur ist Politik daher ein nicht-unterhaltendes Programmelement. Zum zweiten steht Politik traditionell für das Nicht-Private. Über sie — so die gängige Ansicht — soll gerade deshalb im Fernsehen berichtet werden, weil sie Sachverhalte betrifft, die nicht „bloß“ im privaten, alltäglichen Kontext von Belang sind. Auf der Ebene der Themenstruktur der Fernsehberichterstattung markiert Politik daher einen herausgehobenen, zudem mit besonderen normativen Ansprüchen belegten Bereich von öffentlicher Bedeutung. Auf der Ebene der Präsentationsformen schließlich ist Politik das Nicht-Emotionale. Politik soll dem traditionellen Verständnis zufolge generell sachlich und distanziert vermittelt, nicht jedoch emotionalisiert und damit „verflacht“ werden.
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Literatur
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Röttger, U., Weßler, H. (1996). Interviewstile und das neue Politikbild im Fernsehen. In: Jarren, O., Schatz, H., Weßler, H. (eds) Medien und politischer Prozeß. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91675-4_15
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