Zusammenfassung
Wenn man den Umgang der Sozialwissenschaften mit dem Begriff der Solidarität in den Blick nimmt, dann sticht ganz ohne Zweifel die Diskrepanz zwischen seiner paradigmatischen Prominenz und der Vielschichtigkeit seines Bedeutungsgehaltes ins Auge. Schon ein kursorischer Blick in die Fachliteratur reicht aus, um der allgemeinen Unübersichtlichkeit gewahr zu werden, mit der wir es bezüglich dieses Begriffs heute zu tun haben. Da ist zunächst das eher klassische Verständnis von Solidarität als soziale Bindung, die auf dem Gefühl gleichgerichteter Interessenlagen oder Handlungsziele beruht (Hondrich/Koch-Arzberger 1992:14). Dagegen setzen soziologische Ansätze, die von ökonomischen Axiomen inspiriert sind, die Vorstellung, daß Solidarität sich nur in Gestalt nutzenmaximierender Kooperationen manifestiere (vgl. den Überblick bei Weede 1992). In kommunikationstheoretischen Arbeiten hingegen wird Solidarität eher als Interaktionsverhältnis begriffen, “in dem Subjekte wechselseitig an ihren unterschiedlichen Lebenswegen Anteil nehmen, weil sie sich untereinander auf synmietrische Weise wertschätzen” (Honneth 1992:208). Steuerungstheoretisch wiederum erscheint Solidarität als Koordinationsmechanismus neben Markt und Hierarchie (vgl. Kaufmann 1983, Gretchmann 1991). Mit Prisching (1992:270) könnte man festhalten, daß der Begriff mal als Ausdruck von Vergemeinschaftung, mal als Mechanismus sozialer Kooperation, mal als Steuerungsmodus verstanden wird. Entsprechend vage bleiben denn auch Überlegungen zu den Strukturmerkmalen von Solidarität.
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Bode, I. (1997). Solidarität und kollektives Handeln. In: Die Organisation der Solidarität. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 181. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91673-0_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-91673-0_3
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-13016-3
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