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Literatur ist Codierbar. Über das Böse, Schöne, Interessante und Langweilige

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Literatur als System
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Zusammenfassung

Wenn man die ästhetische Semantik zwischen Kants »Kritik der Urteilskraft« von 1790 und Schlegels Fragmenten um 1800 betrachtet, spricht alles dafür anzunehmen, daß die Kunst nunmehr »autonom« sei. Diese Semantik aber ist nicht die der Literatur selbst, sondern Resultat der Beobachtung der Literatur durch die philosophische Ästhetik. Systemtheoretisch gefaßt läßt sich zwar im Anschluß an die bisherigen Überlegungen feststellen, daß im System ästhetischer Kommunikation über Kunst diese als autonom gilt; dies impliziert aber keinesfalls, daß sich auch die Literatur als Teil des Kunstsystems tatsächlich so verhält. Man darf sich hier nicht mit der bloßen Pflege liebgewordener Traditionen zufrieden geben. Was »Autonomie« bedeutet — je nachdem ob der Begriff von der philosophischen Ästhetik gebraucht wird oder als Selbstbeschreibungsformel der Kunst selbst dient — wäre zunächst im systemtheoretischen Kontext am literarischen Material zu prüfen. Als Sozialsystem betrachtet könnte man die Literatur als autonom bezeichnen, sofern sie nach selbst erarbeiteten Regeln prozessiert. Autonomie bedeutete in diesem Zusammenhang keinesfalls monadische Verschlossenheit des Systems, wie dies vor nicht allzu langer Zeit noch so bekannte Wissenschaftler wie Habermas und Grathoff völlig mißverstehen konnten1, sondern operative Geschlossenheit bei gleichzeitiger Offenheit gegen die Umwelt. Das heißt, daß ein System alles beliebige, also seine Umwelt oder sich selbst, beobachten kann, jedoch ausschließlich nach Maßgabe der eigenen, internen Operationsmodalitäten.

“Wer möchte durch einen Band voll Langeweile waten?”

(Oscar Wilde, »Kritik als Kunst«)

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Literatur

  1. Grathoff, Richard, Über die Einfalt der Systeme und die Vielfalt der Lebenszeit. Eine Antwort auf Niklas Luhmann, in: Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie, Vol. 1987, Heft 2, S. 251–263, S.255 und

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  2. Habermas, Jürgen, Der philosophische Diskurs der Moderne. Zwölf Vorlesungen, Frankfurt/M 1985, S.437.

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  3. Adorno selbst hat es so formuliert: “Regelmäßig wird die Rede vom Ende der Kunst an dialektischen Knotenstellen laut, dort, wo jäh eine neue Gestalt hervortritt, polemisch gegen die vorhergehende. Seit Hegel bildet die Untergangsprophezeiung eher ein Bestandstück der von oben her aburteilenden Kulturphilosophie als der künstlerischen Erfahrung […] Innerhalb der Kunst sieht es stets anders aus.” (Ästhetische Theorie, Frankfurt/M 1973, S.474.)

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  4. Dennoch schließt z.B. auch Peter Bürgers Aufsatz Das Altern der Moderne aus der philosophisch-elitären Perspektive einer auf die Avantgarde reduzierten Kunst mit dem Paradox von ihrem Ende: “Wird der avantgardistische Aufhebungsanspruch als realisierbar dargestellt, verfallt die Kunst. Wird er getilgt, d.h. wird die Trennung von Kunst und Lebenspraxis als selbstverständlich hingenommen, verfällt sie auch.” (In: Adorno Konferenz, hrsg.v. Ludwig von Friedeburg und Jürgen Habermas, Frankfurt/M 1983, S. 177–197, S.195)

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  5. An mancher Stelle vermutet jedoch auch Adorno, es drohe die “Abschaffung der Kultur”, bzw. die “Umfunktionierung” der Kunst in eine “Barbarei der Kunst” (Ästhetische Theorie, a.a.O., S.474f). Unter “Hegels Prophezeiung” des Endes der Kunst falle auch jene Variante der Kunst, die hinausliefe “auf die unreflektierte, im abscheulichen Sinn realistische Verdopplung dessen, was ist.” (S.145) Jene Kunst also, die den hohen Erwartungen nicht genügt, wird als Anti-Kunst der Kulturindustrie zugeschlagen und als Indiz für das Ende der Kunst gewertet.

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  6. “Aber die Funktion der Kunst in der gänzlich funktionalen Welt ist ihre Funktionslosigkeit” (Adorno, Theodor W., Ästhetische Theorie, a.a.O., S.475).

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  7. Luhmann, Niklas, Das Kunstwerk und die Selbstreproduktion der Kunst, in: Stil, hrsg.v. H.-U. Gumbrecht u. K. L. Pfeiffer, S.620–672, Frankfurt/M 1986, S.623.

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  8. Ebd.

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  9. Vgl. das Kapitel Evolution in Luhmann, Niklas, Wissenschaft als soziales System, Frankfurt/M 1991 und für einen kurzen Überblick

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  10. Luhmann, Niklas, Geschichte als Prozeß und die Theorie sozio-kultureller Evolution, in: Soziologische Aufklärung, Bd. III, Opladen 1981, S. 178–198, besonders S. 185ff.

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  11. Oder die Literatur verwendet ihr eigenes Verhältnis zu koexistenten Systemen als Thema wie etwa Eichendorff, der in seiner ironischen Erzählung Auch ich war in Arkadien! [1832] u.a. das Problem der “Preßfreiheit” behandelt (Eichendorff, Joseph von, Sämtliche Erzählungen, Stuttgart 1990, S.259–278).

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  12. Um ihrerseits von der Zensur verschont zu bleiben, wird die Erzählung als Traum deklariert (S.278). Dieser Strategie, mit Hilfe einer bestimmten Rahmengebung externe Zumutungen abzuweisen, werden wir uns unten genauer widmen.

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  13. Luhmann, Niklas, Das Kunstwerk…, a.a.O., S.646.

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  14. Auch hier muß wieder auf Gerhard Plumpes Seminar Literatur als System verwiesen werden.

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  15. Siehe Luhmann, Niklas, Ist Kunst codierbar?, in: Soziologische Aufklärung 3, Opladen 1977, S.245ff. Luhmanns Vorschlag ist in der systemtheoretischen Diskussion bisher weitgehend übernommen worden (vgl. z.B. Schwanitz, Dietrich, Systemtheorie und Literatur, Opladen 1990, S.259 und auch

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  16. Müller, Harro, Systemtheorie und Literaturwissenschafi, in: Klaus-Michael Bog-dal, Hrsg., Neue Literaturtheorien, Opladen 1990, S.201–217, S.206). Luhmann selber sind neuerdings Zweifel an seinem eigenen Vorschlag gekommen (vgl. Luhmann, Niklas, Weltkunst, in: Luhmann, Niklas, Bunsen, Frederick D., Baecker, Dirk (Hg.), Unbeobachtbare Welt. Über Kunst und Architektur, Bielefeld 1990, S.7–45, S.29).

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  17. Plumpe, Gerhard, Codeprobleme des Literatursystems, in: Empirische Literaturwissenschafi, hrsg.v. Achim Barsch, Gebhard Rusch und Reinold Viehoff, Frankfurt/M 1992.

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  18. Luhmann, Niklas, Ökologische Kommunikation, Opladen 1986, S.266.

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  19. Luhmann, Niklas, Das Kunstwerk…, a.a.O., S.625.

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  20. Stanitzek, Georg, Schöne Kontingenz. Niklas Luhmanns systemtheoretische Analysen der Kunst, im Feuilleton der F. A. Z. vom 25.3.1987.

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  21. Vgl. Plumpe, Gerhard, Codeprobleme…, a.a.O. sowie Werber, Niels, Die Kunst der Unterhaltung. Der Kampf gegen die Langeweile der freien Zeit, in: Texte zur Kunst, Heft 5/Frühjahr 1992, S. 169–172.

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  22. Vgl. Schön, Erich, Der Verlust der Sinnlichkeit oder Die Verwandlung des Lesers, Stuttgart 1987.

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  23. Luhmann, Niklas, Weltkunst, Typoskript 1990, S.43.

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  24. Herder, Johann Gottfried, Kalligone. Vom Angenehmen und Schönen [Leipzig 1800, S.189], in: Herders Sämmliche Werke, Berlin 1880. S.94.

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  25. Schlegel, Friedrich, Über Goethes Meister [1798],

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  26. Kritische Ausgabe, hrsg.v. Ernst Behler, Zweiter Band, Charakteristiken und Kritiken, München 1967, S. 122–146, S. 143.

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  27. Luhmann, Niklas, Ethik als Reflexionstheorie der Moral, in: Ders., Gesellschaftsstruktur und Semantik, Bd.3, Frankfurt/M 1990, S.358–447, S.359. Dies gilt natürlich auch für die Literatur. Friedrich Schlegel formuliert eine ästhetische Perspektive auf die Welt so aus: “Es gibt unvermeidliche Lagen und Verhältnisse, die man nur dadurch bewältigen kann, daß man sie durch einen kühnen Akt der Willkür verwandelt und durchaus als Poesie betrachtet.” (Schlegel, Friedrich, Athenäumsfragment Nr. 430, Kritische Ausgabe, hrsg.v. Ernst Behler, Zweiter Band, Charakteristiken und Kritiken, München 1967, S.251.) Schlegel behauptet nicht, daß Welt und Kunst identisch seien, sondern daß es möglich sei, daß man Welt “wie Poesie behandelt” (Ebd., Anmerkung zu Fragment 430).

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  28. Luhmann, Niklas, Weltkunst, a.a.O., S. 11.

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  29. Herder, Johann Gottfried, Kalligone. Vom Angenehmen und Schönen, a.a.O., S.96.

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  30. Ich beschränke mich hier ausdrüchlich auf die Problematik um 1800. Die Kulturpolitik des Nationalsozialismus sollte später zeigen, daß auch Form “moralisch” attackiert wird.

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  31. Schlegel, Friedrich, Athenäumsfragment Nr.310, a.a.O., S.218.

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  32. Schlegel, Friedrich, Kritische Ausgabe, hrsg.v. Ernst Behler, Sechzehnter Band, Fragmente zur Poesie und Literatur, Paderborn, München, Wien 1981, S. 172, Fragment Nr. 1052.

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  33. Eichendorff, Joseph von, Geschichte der poetischen Literatur Deutschlands, in: Sämtliche Werke des Freiherrn Joseph von Eichendorff, Bd. IX, hrsg.v. Wolfram Mauser, Regensburg 1970, S.265 über Goethe.

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  34. Brentano, Clemens, Godwi, in: Werke. Zweiter Band, hrsg.v. Friedhelm Kemp, München 1963, S.7–459, S.316.

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  35. Dies wußte man etwa 100 Jahre vor Baudelaire, in dessen Werk Niklas Luhmann und Peter Fuchs, Reden und Schweigen, Frankfurt/M 1989, die Reflexion auf die Möglichkeit verordnen, “den nicht präferierten Gegenwert (des Codes) in den präferierten Wert” hineinzukopieren (S. 158). Lessing kann 1766 schon eine communis opinio zitieren, wenn er schreibt: Man sagt, “daß durch Wahrheit und Ausdruck das Häßlichste in der Natur in ein Schönes der Kunst verwandelt werde” (Lessing, Gotthold Ephraim, Laokoon oder über die Grenzen der Malerei und Poesie, Stuttgart 1987, S.22.

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  36. Heinse, Wilhelm, Ardinghello [1787], Stuttgart 1975. S.189.

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  37. Brentano, a.a.O., S.369.

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  38. Zur Begiffsgeschichte vgl. die Artikel »Interesse« in Historisches Wörterbuch der Philosophie, hrsg. v. Joachim Ritter und Karlfried Gründer, Bd. 4 und in Geschichtliche Grundbegriffe, hrsg. v. Otto Brunner u.a., Bd. 3.

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  39. Hist. Wörterbuch, d. Philosophie, Artikel »Interesse«, a.a.O., S.483.

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  40. Geschichtliche Grundbegriffe, Artikel »Interesse«, a.a.O., S.326.

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  41. Oeuvres Completes de Diderot, Tome Treisieme, Paris 1876, S.421.

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  42. Oeuvres Completes de Diderot, Tome Quintiziěme, Paris 1876, S.232.

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  43. Übrigens kann man ein schönes Werk ohne Genie, allein anhand der Regeln herstellen; Das Genie dagegen bricht diese Regeln. Dies kann konsequenterweise nur bedeuten, daß Genies keine Schöne Kunst produzieren, sondern — interessante. Vgl. den Artikel »Génie« in Oeuvres Completes de Diderot, Tome Quintiziěme, a.a.O., S.37.

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  44. Stiertle, Karlheinz, Diderots Begriff des »Interessanten«, in: Archiv für Begriffsgeschichte, Bd. XXIII, 1979, S.55–76, S.66f.

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  45. Sulzer, Johann George, Allgemeine Theorie der schönen Künste, Artikel »Interessant«, Leipzig 1773, S.751.

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  46. Zuerst in Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste, Leipzig 1771, S. 1–42.

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  47. Garve, Christian, Einige Gedanken über das Interessirende, Erster Theii 1771, Zweyter Theil 1772, Anhang 1779, in: Popularphilosophische Schriften, hrsg.v. Kurt Wölfel, Faksimile, Stuttgart 1974, S. 161–347. Zitiert wird nach der Seitenzählung der Ausgabe Leipzig 1779, S.253–439.

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  48. Sulzer, a.a.O., S.752.

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  49. Ein solcher Hinweis ist sicherlich auch der fast selbstverständliche Bezug auf Garves Auffassung des »Interessanten« bei einem Rezensenten der Neuen Bibliothek. Er übernimmt explizit von Garve die Frage, “was geschehen müsse, damit ein Werk interessant werde”, und überlegt, ob “Seelenkränkungen interessanter als körperlicher Schmerz” seien. (Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste, Leipzig 1778, S.278).

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  50. Man könnte hier den Vorschlag erwägen, der Dual »neu/alt« sei der Code der Kunst, und sich dabei auf die zunehmende zeitgenössische Verwendung des Begriffs des Neuen und auf Adornos »Ästhetische Theorie« berufen. Dieses Begriffspaar erfüllt jedoch eine zentrale Voraussetzung an Funktionscodes nicht: ihre Konvertibilität. Das Neue kann zwar alt werden, nie aber das Alte neu. »Interessant« und »langweilig« werden zwar ebenfalls asymmetrisch verwendet (das Interessante wird meistens vorgezogen), doch können beide Werte immer wieder einander abwechseln und dies sogar bei Kommunikationen über dasselbe Substrat. Diese Konvertibilität des Codes garantiert seine Stabilität.

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  51. Grimminger, Rolf, Die Utopie der vernünftigen Lust. Sozialphilosophische Skizze zur Ästhetik des 18. Jahrhunderts bis zu Kant, in: Aufklärung und literarische Öffentlichkeit, hrsg.v. Christa Bürger, Peter Bürger und Jochen Schulte-Sasse, Frankfurt/M 1980, S. 116–132, S. 126.

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  52. Schlegel, Friedrich, Über das Studium der griechischen Poesie [1795–97], in: Ders., Kritische Ausgabe, hrsg.v. Ernst Behler, Erster Band, Studien des klassischen Altertums, München, Wien 1979, S.205–367, S.213.

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  53. Garve, a.a.O., S.303.

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  54. Mathy, Dietrich, Zur frühromantischen Selbstaufhebung des Erhabenen im Schönen, in: Das Erhabene. Zwischen Grenzerfahrung und Größenwahn, hrsg.v. Christine Pries, Acta Humaniora, Weinheim 1989, S.143–160, S.145.

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  55. Heinzmann, Johann Georg, Appell an meine Nation. Über die Pest der deutschen Literatur [1795], Bern, Reprint Hildesheim 1977, S.413f.

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  56. Knigge, Adolph Freiherr von, Ueber Schriftsteller und Schriftstellerey [1793], Hannover, S.83.

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  57. Heinzmann, Johann Georg, a.a.O., S.414.

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  58. Paul, Jean, Vorschule der Ästhetik [1804], in: Werke Bd.5, München 1963, S.510.

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  59. Heinzmann, Johann Georg, a.a.O., S.70.

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  60. Knigge, Adolph Freiherr von, a.a.O., S.76.

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  61. Herder, Kalligone, a.a.O., S.96.

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  62. Schön, Erich, a.a.O., S.43, 236, 244f.

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  63. Heinzmann, Johann Georg, a.a.O., S.294f.

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  64. Zit. Schön, Erich, a.a.O., S.244.

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  65. Zit. Martino, Alberto und Stützel-Prüsener, Marlies, Publikumsschichten, Lesegesellschafien und Leihbibliotheken, in: Deutsche Literatur: eine Sozialgeschichte. Bd. 5, hrsg.v. Horst Albert Glaser, Reinbek 1980, S.45–57, S.50.

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  66. Heinzmann, Johann Georg, a.a.O., S. 108.

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  67. Hegel über Hoffmann, siehe Hegel, G.W.F., Werke Band 13, Vorlesungen über Ästhetik I, Frankfurt/M 1986, S.288f; Heine über Hoffmann, Novalis und Brentano, siehe Heine, Heinrich, Die romantische Schule, Frankfurt/M 1987, S.127 und 138; Haym über Tiek und Brentano, Haym, Rudolf, Die romantische Schule, Berlin 1906, S.46f, 85 und 861.

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  68. Vgl. Bohrer, Karl Heinz, Kritik der Romantik. Der Verdacht der Philosophie gegen die literarische Moderne, Frankfurt/M 1989.

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  69. Zitiert wird nach Hoffmann, Ernst Theodor Amadeus, Poetische Werke, Zweiter Band, Die Elixiere des Teufels, Berlin 1958.

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  70. So Altrud Dumont in der noch unveröffentlichten Habilitationsschrift Das Interessante — Theorie und narrative Praxis. Friedrich Schlegel und E.T. A. Hoffmann, o.O, O.J. [Erfurt 1992] S.179.

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  71. Der Alb der Perversheit, in: Poe, Edgar Allan, Faszination des Grauens, München 1981, S. 137–145. S. 142.

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  72. Vgl. zu den romantischen Wurzel Poes auch Pochmann, Henry A., German Culture in America. 1600–1900, Madison 1961.

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  73. Tieck, Ludwig, William Lovell, in: Ders., Frühe Erzählungen und Romane, München o.J., S.237–697.S.461.

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  74. Dies kann man als Moral von der Geschichte nehmen und gegen die vorher inszenierte “höllische Glut der Lust” ausspielen. Vgl. Kluckhohn, Paul, Die Auffassung der Liebe in der Literatur des 18. Jahrhunderts und in der deutschen Romantik, Halle 1922, S.605.

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  75. Heine, a.a.O., S.15f.

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  76. Vgl. zu Heines Romantikrezeption: Bohrer, Kritik der Romantik, a.a.O., S.97–137.

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  77. Vgl. das Kapitel Interpenetration in: Luhmann, Niklas. Soziale Systeme, Frankfurt/M 1987, S.286–345.

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  78. Ebd., S.293.

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  79. Dumont, Altnid, a.a.O., S. 167.

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  80. Brentano, Clemens, Die drei Nüsse, in: Werke, a.a.O., S.762–773, S.767.

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  81. Luhmann, Niklas, Liebe als Passion. Zur Codierung von Intimität, Frankfurt/M 1982, S. 161.

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  82. Eichendorff, Geschichte…, a.a.O., S.395.

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  83. Von 1826 in: Eichendorff, Joseph von, Sämtliche Erzählungen, Stuttgart 1990, S.85–183.

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  84. Eichendorff, Joseph von, Eichendorff im Urteil seiner Zeit, 3 Bde., hrsg.v. G.u Niggl, in: Sämtliche Werke des Freiherrn Joseph von Eichendorff, Bd. X VIII, Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1975/1986, S. 129.

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  85. Ebd., S. 136.

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  86. Ebd., S. 137.

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  87. Ebd., S.668.

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  88. Rudolph Gottschall, Die deutsche Nationalliteratur, 1855, zit.ebd., S. 1049.

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  89. Ebd., S.1049f.

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  90. Zit.n. Eichendorff, Sämtliche Erzählungen, a.a.O., S.548.

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  91. Jedenfalls nicht, soweit die Rezeption in der von uns zitierten dreibändigen Ausgabe Eichendorff im Urteil seiner Zeit dokumentiert ist.

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  92. Den Text vom Ende her zu verstehen und sich zuerst mit dem Ganzen vertraut zu machen, um dann die Teile zu verstehen, ist eine Empfehlung der römischen Rhetorik- Vgl. Quintilian, Institutio oratoria X. Stuttgart 1990, S.21. Das Ziel der Wiederholung ist es, mehr zu lernen als bei flüchtiger Lektüre. Der Redner selbst allerdings hat die “Langeweile”, die in den Wiederholungen “eintönigen Schildems” ihren Ursprung hat, unbedingt zu vermeiden. Quintilian trennt die gelehrte Lektüre von einer, die sich nur erfreuen will (S.25). Um 1800 gilt es, dieses Differenzierungsvermögen wiederzugewinnen. Eichendorff leistet dazu einen entschiedenden Beitrag.

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  93. Eintrag vom 9.7. 1804 in: Constant, Benjamin, Autobiographische und kritische Schriften, in: Werke in vier Bänden, Zweiter Band, Berlin 1970, S. 128.

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  94. Heinzmann, Johann Georg, a.a.O., S.460f.

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  95. Eichendorff, Geschichte…, a.a.O., S.471.

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  96. Eichendorff, Joseph von, Das Schloß Dūrande, in: Sämtliche Erzählungen, a.a.O., S.345–389.

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  97. Nachwort von Hartwig Schultz in: Eichendorff, Sämtliche Erzählungen, a.a.O., S.650f.

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  98. Vgl. die pointiert als unzeitgemäß gezeichnete Figur der alten Grafen Dürahde (S.372f) sowie Gabrieles Anspielung auf das Kloster als Hort unfruchtbarer, ungesunder Langeweile (S.353).

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  99. Diese Warnung findet sich fast wörtlich in Eichendorffs Geschichte der deutschen Poesie, a.a.O.: “Hüte jeder das wilde Tier in seiner Brust, daß es nicht plötzlich ausbricht und ihn selbst zerreißt! Denn das war Kleist’s Unglück und schwergebüßte Schuld, daß er diese, keinem Dichter fremde, dämonische Gewalt nicht bändigen konnte oder wollte, die bald unverhohlen, bald heimlichleise, und dann nur um so grauenvoller, fast durch alle seine Dichtungen geht” (S.429).

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  100. Wie hier diese Warnung die Dichtung Kleists zum Anlaß hat, so gilt sie im Schloß Dūrande Eichendorffs eigenem Schaffen und dessen Effekt auf die Rezipienten. Die von Eichendorff als Poesie des Grauens beschriebene Literatur Kleists wird damit Eichendorffs eigenem Werk angenähert. Die Texte beider Autoren machen dieselbe Warnung nötig. Es verwundert nicht, daß Eichendorff seiner Maxime eine Besprechung des Michael Kohlhaas folgen läßt, dessen enge Verwandtschaft mit dem Schloß Dürande evident ist. Man könnte die Charakterisierung der Werke Kleists denn fast als verkappte Selbstinterpretation Eichendorffs verstehen.

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  101. Zit.n. Eichendorff im Urteil seiner Zeit, a.a.O., S.416. Phillip von Leitner 1836 in Literarische und kritische Blätter der Börsen-Halle.

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  102. Ebd. Blätter fūr literarische Unterhaltung, 1836.

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  103. Niklas Luhmann schreibt ganz allgemein dazu: Alles, was auch vorkommt, ist immer zugleich zugehörig zu einem System (oder zu mehreren Systemen) und zugehörig zur Umwelt anderer Systeme. (Soziale Systeme, Frankfurt 1987, S.243)

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  104. Müller, Harro, Systemtheorie und Literaturwissenschaft, a.a.O., S.210. Müller schreibt weiter: “Unter codetheoretischen Gesichtspunkten zumindest scheint Karl Heinz Bohrers vehementes Plädoyer, daß in und seit der Frühromantik sich die ästhetische Produktion auf das Böse umstelle, problematisch” (S.210). Wenn man bereit ist aufzugeben, daß der Code der Kunst schön/häßlich ist, und ihn durch die Differenz interessant/langweilig ersetzt, kann man Bohrers These in modifizierter Form zustimmen. Das Böse wird in der Kunst unter der Perspektive des Interessanten entdeckt. Unter dem “Leitcode »schön-häßlich«”(ebd.) sind jedenfalls die Innovationen der Romantik kaum zu begreifen.

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  105. Vgl. Brentano, Clemens, Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl [1817], Stuttgart 1986.

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  106. Dies ist auch das Credo in dem noch nicht veröffentlichten Manuskript Gernard Plumpes: Epochen moderner Literatur, Bochum 1991.

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  107. Ygl. Schmidt, Siegfried J., Die Selbstorganisation des Sozialsystems Literatur, a.a.O.. S.43lf. Ähnlich bezeichnet Umberto Eco, Einfūhrung in die Semiotik. München 1985, S. 147 die Ambi-guität als eine der beiden “Hauptcharakteristika” der “ästhetischen Botschaft” (neben der ebenfalls anfechtbaren “Autoreflcxivität”). Während die Eindeutigkeit eine Eigenschaft informativer Botschaften wie “der Zug kommt um 18 Uhr” (ebd.) sei, sei die intendierte Zweideutigkeit das Signum der Kunst. Doch könnte selbst der von Eco zitierte Mustersatz fur die informative Funktion einer Kommunikation durchaus in einem Roman stehen. Entscheidend für die Zugehörigkeit ist die Systemreferenz der Kommunikation und nicht die vorgeblich “primäre” Mono- oder Poly-valenz eines Satzes.

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  108. Constant, Benjamin, Werke in vier Bänden, Erster Band, Berlin 1970, S. 11.

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  109. Constant, Benjamin, Gedanken über die Tragödie [1829], in: Werke in vier Bänden. Erster Band, a.a.O., S.423.

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  110. Constant, Benjamin, Schillers Schauspiel »Wallenstein« und das deutsche Theater (1809/1829], in: Werke in vier Bänden, Erster Band. a.a.O., S.378.

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  111. Constant, Benjamin, Madame de Staël et ses ouvrages [1829], in: Oeuvres, Paris 1957, S.825–852, S.835.

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  112. Constant, Benjamin, Werke in vier Bänden, Zweiter Band, a.a.O., S.78.

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  113. Constant, Benjamin, Werke in vier Bānden, Erster Band, a.a.O., S.400f, 414, 417 sowie Oeuvres, a.a.O., S.831, 833.

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  114. Constant, Benjamin, Werke in vier Bänden, Erster Band, a.a.O., S. 388f.

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  115. Staël, Madame de, Über Deutschland [1814], Frankfurt/M 1985, S. 414.

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© 1992 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

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Werber, N. (1992). Literatur ist Codierbar. Über das Böse, Schöne, Interessante und Langweilige. In: Literatur als System. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91664-8_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-91664-8_3

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-12325-7

  • Online ISBN: 978-3-322-91664-8

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