Zusammenfassung
Das traditionelle Hörspiel und das Feature erlebten in den späten 40er und in den 50er Jahren in Westdeutschland eine Blütezeit, die untrennbar mit den Namen Wolfgang Borchert, Ernst Schnabel, Günter Eich und Alfred Andersch verbunden ist. Die Kritik hat Anderschs Hörspielschaffen jedoch bis heute erstaunlich wenig beachtet, sei es aus Desinteresse der Rezipienten, sei es aus Unsicherheit gegenüber dieser in den 50er Jahren als ‘neu’ oder wohl ephemer empfundenen Form. Andersch machte die Beobachtung:
„Es ist absurd [...], aber aufgrund irgendeiner geheimen Abmachung gilt in unserem Literaturbetrieb der zum Hören geschriebene Text nicht. Das aufs Radio-Werk gelöste Ticket verschafft keinen Eintritt ins Literatur-Theater. Die Gazetten, die noch das peripherste Ereignis erwähnen, wenn es nur zwischen zwei Buchdeckeln erscheint, würdigen den zentralen Texten des Mediums, das doch als Medium schlechthin gilt, kaum eine Zeile“.1
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Anmerkungen
Alfred Andersch: „Die Geheimschreiber“ (1976). In: Öffentlicher Brief an einen sowjetischen Schriftsteller, das Überholte betreffend. Reportagen und Aufsätze. Zürich: Diogenes 1977, 5.174 f.
Siehe das (unvollständige) Verzeichnis der in deutscher Sprache gedruckten Hörspiele westdeutscher und ausländischer Autoren für den Zeitraum 1945–1962 in Heinz Schwitzke: Das Hörspiel. Dramaturgie und Geschichte. Köln/Berlin: Kiepenheuer & Witsch 1963, S. 462470.
Siehe die Liste seiner Hörspiele in Über Alfred Andersch. Hrsg. v. Gerd Haffmans unter Mitarbeit von Rémy Charbon und Franz Cavigelli. Zürich: Diogenes 1987, S. 327–330. Die sieben Hörspiele sind abgedruckt in Hörspiele. Zürich: Diogenes 1973 und Neue Hörspiele. Zürich: Diogenes 1979.
Andersch, Hörspiele,5.153 f.
Erwin Wickert: „Die innere Bühne“. In: Akzente 1 (1954), S. 508. Siehe auch Reinhard Döhl, „Vorläufiger Bericht über Erzähler und Erzählen im Hörspiel”. In: Probleme des Erzählens in der Weltliteratur, hrsg. v. Fritz Martini. Stuttgart: Klett 1971, S. 367–408.
Siehe Jean-Paul Sartre: L’Imaginaire. Psychologie phénoménologique de l’imagination. Paris: Gallimard 1948, S. 243 ff.
Hermann Pongs: Das Hörspiel. Stuttgart: Fromanns Verlag 1930, S. 17 f.
Bodo Würffel: Das deutsche Hörspiel. Stuttgart: Metzler 1978, S. 22, und Wickert, S. 509.
Wickert, S. 509.
Erhard Schütz: Alfred Andersch. München: Beck/ Verlag text + kritik 1980, S. 90.
Siehe Stephan Reinhardt: Alfred Andersch. Eine Biographie. Zürich: Diogenes 1990, S. 222. Die Erzählung erschien in Aussprache 3 (1951), S. 332–335, und ist-bis auf wenige, allerdings interessante Varianten-textidentisch mit dem späteren Druck.
Andersch: Geister und Leute. Zehn Geschichten. Zürich: Diogenes 1974, S. 39–45. (Ich zitiere im folgenden nach dieser Ausgabe in der Form „E“ und Seitenzahl.) Ebenfalls 1951 ist „Ein Auftrag für Lord Glouster” zuerst erschienen, in Frankfurter Hefte 6 (1951), S. 741–744.
In einem Brief an Willi Fehse schlug Andersch-vergeblich-seine Erzählung für dessen Reclam-Anthologie Deutsche Erzähler der Gegenwart. Stuttgart: Reclam 1959, vor: „Am liebsten wäre mir die Aufnahme der Erzählung ‘Die Letzten vom ’Schwarzen Mann“”. (Zit. nach Matthias Liebe: Alfred Andersch und sein „Radio-Essay“. Frankfurt a.M./Bern/New York/Paris: Lang 1990, S. 221, Arum 11.) Abgedruckt wurde die Erzählung später in Geschichten aus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,hrsg. v. Klaus Roehler. Darmstadt/Neuwied: Luchterhand 1980, S. 44–49.
Beda Allemann: „Geister und Leute“. In: Neue Zürcher Zeitung, 21. Nov. 1958, Bl. 16.
Karl Korn: „Zehn Geschichten“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4. April 1959.
Karl August Horst: „Wirklichkeit als Figur“. In: Merkur 13 (1959), S. 290.
Günter Blöcker: „Erzählungen lassen sich verkaufen. Der Autor erwirkt Vertrauen durch Genauigkeit“. In: Die Zeit, 9. Jan. 1959, S. 4.
Daibers Erzählung erschien zuerst in Akzente 5 (1958), S. 170–173, später in Daiber, Argumente für Lazarus. Komische, ironische und drakonische Geschichten. München/Wien: Albert Langen/Georg Müller 1966, S. 135–139 und u. a. auch in Geschichten aus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, S. 93–98. Bölls Hörspiel Sprechanlage wurde 1961 vom NDR gesendet und erschien in Labyrinth 2 (1961), H. 5, S. 62–69.
Siehe Volker Wehdeking: Alfred Andersch. Stuttgart: Metzler 1983, S. 36–41.
Irmela Schneider: „Verschlüsselte Opposition und verspätete ‘Stunde Null’. Zum Hörspiel nach 1945 in der Bundesrepublik Deutschland“. In: Kontroversen, alte und neue, Bd 10: Vier deutsche Literaturen?/Literatur seit 1945-nur die alten Modelle?/Medium Film-das Ende der Literatur?. Hrsg. v. Karl Pestalozzi, Alexander von Bormann, Thomas Koebner. Tübingen: Niemeyer 1986, S. 164.-Weitere nützliche Literatur: Marek Adamski: „Zur Kriegsproblematik im westdeutschen Hörspiel der fünfziger Jahre”. In: Germanica Wratislaviensia 15 (1971), S. 61–83, und bes. Margret Bloom, Die westdeutsche Nachkriegszeit im literarischen Original-Hörspiel. Frankfurt a.M./Bern/New York: Lang 1985.
Liebe, Alfred An dersch und sein „Radio-Essay“, S. 127. Siehe auch Simone Petchke, Die Trennung des Feature vom Hörspiel im Zeitraum von 1950 bis 1954 beim NWDR (Diss. FU Berlin 1985).-Im Text zitiere ich aus dem unredigierten Hörspiel-Ts. des NWDR/HR in der Form „H” und Seitenzahl. Der SDR sendete „Die Letzten“ in Übernahme zuerst am 20. und 25. Nov. 1955 und wiederholte es kürzlich während seiner Andersch-Retrospektive am 6. Aug. 1992. Das Ts. des SDR führt den veränderten Untertitel „Eine Geschichte, nach der Erzählung des Wirtes in O., aufgeschrieben von Alfred Andersch”.
Schütz, S. 97.
Ein Vergleich sei erlaubt zwischen dem jeweiligen Schluß von Dürrenmatts Roman Das Versprechen und dessen Filmdrehbuch, da bei letzterem der Spitzenkommissar nicht seinem Wahn, den bereits toten Kindesmörder zu finden, zunehmend verfällt, sondern den Kriminalfall durch eine Falle für den noch lebenden Mörder löst.
Im Erstdruck: „Ehe“, S. 334.
kll: „Die Letzten vom Schwarzen Mann“. In: Abendpost (Frankfurt); 25. Nov. 1954.
Anon.]: „Ein Ruf nach Exorzismus. ‘Die Letzten vom Schwarzen Mann’ Hörspiel von Alfred Andersch (Hamburg und Frankfurt)“. In: Kirche und Rundfunk, Nr. 24, 29. Nov. 1954. Gekürzt auch in der Westfalen-Zeitung (Paderborn), 4. Dez. 1954.
Helmut Braem: „Kritisch gehört. Die Letzten vom Schwarzen Mann“. In: Stuttgarter Zeitung, Nr. 268, 21. November 1969, S. 21.
Eva-Maria Lenz: „Metaphern des Überlebenskampfs. Im Radio: Hörspiele von Alfred An- dersch (S 2 Kultur)“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 177, 1. August 1992, S. 28.
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Olschner, L. (1994). Die peinlichen Geister in Alfred Anderschs „Die Letzten vom ‘Schwarzen Mann’“. In: Heidelberger-Leonard, I., Wehdeking, V. (eds) Alfred Andersch. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91663-1_8
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