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Handlungsfeld Flachsanbau und Flachsverarbeitung

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Blickwende in der Technologiepolitik

Zusammenfassung

Der Flachs bzw. Faserlein (Linum usitatissimum) ist eine der ältesten Kulturpflanzen überhaupt (Funde ab 7000 v. Chr., vgl. Körber-Grohne 1988: 375). Die Verarbeitung von Flachsfasern und der Handel mit Leinengewebe war eine der wesentlichen ökonomischen Grundlagen der spätmittelalterlichen bzw. frühneuzeitlichen Kulturzentren Oberitaliens (Venedig, Mailand), des süddeutschen Raums (Augsburg, Ulm, Kempten) und Flanderns (Gent, Brügge, Antwerpen, Kortryk). Die Hauptanbau- und Hauptverarbeitungsgebiete des Flachses lagen im deutschsprachigen Raum zunächst vor allem im Bodenseegebiet und in Schlesien, dann auch im Allgäu, auf der Schwäbischen Alb, im Wuppertal, in der Ravensberger und Osnabrücker Region, in der Gegend von Hannover und Braunschweig, in Friesland, Sachsen, Thüringen, in Böhmen und Ostpreußen.

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Literatur

  1. vgl. Pattis 1969 und Gesamttextil 1988a, Verbrauchszahlen aus dem 18. und 19. Jahrhundert sind allerdings mit Vorsicht zu behandeln, weil 1. die Statistik noch nicht sehr weit entwickelt war, 2. das Bezugsterritorium wechselte und vor allem 3. die Hausproduktion und Selbstversorgung, die gerade bei Wolle und Leinen eine sehr große Rolle spielte, statistisch nicht erfaßt werden konnte.

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  2. Pro-Kopf-Verbrauch BRD 1985: Chemiefasern 9,1 kg/Jahr = 47%, Baumwolle 8,4 kg/Jahr = 43,3%, Wolle 1,7 kg/Jahr = 8,8% und Leinen 0,2 kg/Jahr = 1,03%, vgl. Gesamttextil 1988a: 57.

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  3. Im Rheinland war das erst ab 1850 der Fall; vgl. Adelmann 1966: 173.

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  4. Vgl. v. Gleich/Lucas/Schleicher 1987: 115 ff. Immerhin gibt es als ersten Schritt einer solchen Entwicklung schon automatische Dickstellenerkennungsgeräte.

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  5. vgl. als Beispiel die Entwicklung der Baumwollpreise in Anhang 3

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  6. wobei allerdings die Menge des anfallenden Schwungwergs uns etwas hoch erscheint. Ein Verhältnis von Schwungflachs zu Schwungwerg von 1:3 scheint eher der Wirklichkeit zu entsprechen (vgl. Wurster u.a. 1985: 37). Der jeweilige Anteil hangt allerdings stark auch von der Qualität des Flachsstrohs und der Technik der Faseraufbereitung ab. Auch müßte der Ertrag an Nebenprodukten im zweiten Schema noch um ca. 80 kg Flachswachs ergänzt werden.

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  7. 2 kg Schäben entsprechen ungefähr dem Heizwert von einem Liter leichtem Heizöl.

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  8. 1987 wurden in der BRD 468,3 ha Öllein und 866,6 ha Faserlein angebaut. Auch mit Leinsorten, die sowohl Fasern als auch Samen in akzeptabler Menge und Qualität liefern (sog. Kombinationslein) wird derzeit am Institut für Pflanzenbau der Universität Bonn wieder experimentiert (mündliche Mitteilung B. Kümmerling, Universität Bonn).

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  9. So konzentriert sich z.B. das Bundesministerium für Forschung und Technologie im Rahmen des vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (BMELF) entworfenen Programms ‘Faserlein’ auf die Kurzfasertechnologie und auf die Meß- und Regeltechnik (v.a. für Qualitätsbestimmungen), während sich das BMELF auf die textile Flachsverarbeitung konzentriert (mündliche Mitteilung Dr. Koch BMFT und KFA Jülich).

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  10. Je eine Flachsspinnerei existierte bis vor kurzem in Füssen und in Bielefeld. Hinzu kamen 23 Spinnereien, die Mischgarne mit einem Faseranteil zwischen 5 und 40% verarbeiteten. Inzwischen hat allerdings eine der beiden letzten bundesdeutschen Flachsspinnereien, die traditionelle ‘Ravensberger Spinnerei’ (gegr. 1852 (!)) ihre Tore für immer geschlossen. Informationen über die Gründe im Einzelnen liegen uns nicht vor. Auf jeden Fall ist damit ein weiterer Teil der ehemaligen Flachsinfrastruktur der BRD verloren gegangen, der in einigen Jahren vermutlich wieder mühsam aufgebaut werden muß.

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  11. vgl. zur Vorgeschichte, zum Durchsetzungsprozeß und zum Leistungsvergleich Ripken 1981

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  12. Entwicklung der Rotordrehzahlen: 1967: 30.000, 1971: 45.000, 1975: 60.000, 1988: 90.000 U/min. Mittlerweile wurden auf Versuchsanlagen schon Rotordrehzahlen von 100.000 bis 110.000 U/min und damit allerdings anscheinend auch eine vorläufige Grenze erreicht; vgl. Artzt 1988.

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  13. Für das Rotorspinnen wurde ein mindestens 10% geringerer Personalbedarf errechnet; vgl. Ripken 1981, vgl. auch Derichs 1988 mit noch drastischeren Ergebnissen; hingegen ist der Anteil der Energie- und Kapitalkosten vor allem bei feineren Garnen erheblich höher (vgl. Anhang 7). Der Übergang zum Rotorspinnverfahren verstärkt somit eine ohnehin schon nicht unproblematische Tendenz in der gesamten Textilindustrie zu stark steigender Kapital- und Energieintensität (elektrischer Strom) der Produktion bei sinkender Beschäftigung. Die Kapitalintensität der bundesdeutschen Textilindustrie ist inzwischen höher als die der Automobilindustrie, des Maschinenbaus und der elektrotechnischen Industrie; vgl. Gesamttextil 1988. Dies führt zu einem wachsenden ökonomischen Druck in Richtung auf längere Maschinenlaufzeiten, d.h. zu Mehrschichtbetrieb und Sonntagsarbeit.

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  14. Dies gilt z.T. auch schon für die Vorgarnbleiche im Rahmen des Naßspinnverfahrens, die, neben der Cottonisierung von Wurster u.a. als Verfahrensinnovation bei der Flachsverarbeitung propagiert wird (vgl. Wurster u.a. 1985: 43 ff.). Dort wird mit — aggressiven Bleichmitteln wie Natriumhypochlorit und Chlordioxid gearbeitet, die nicht nur Abwasserprobleme mit sich bringen, sondern auch die Qualität der Fasern angreifen.

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  15. Dr. Funder (Textil-Forschung Bielefeld) weist allerdings darauf hin, daß die angestrebten Leinen-Rotorgarne nicht die Langflachs- oder Werggarne verdrängen oder ersetzen, sondern in neue Absatzbereiche fließen sollen, die von den klassischen Leinengarnen gar nicht abgedeckt werden können.

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  16. Dr. Funder weist allerdings darauf hin, daß dem auch ökonomische Gründe entgegenstehen. Maschinen mit einem geringen Absatzpotential haben nur wenig teil am technischen Fortschritt bzw. sind im Preis-Leistungs-Verhältnis extrem nachteilig. Deshalb wird zunächst versucht, Maschinen, die einen weit größeren Markt haben, auch für Flachsfasern zu nutzen.

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  17. Dr. Funder, mündliche Mitteilung. Die Ergebnisse dieser Versuche wurden bisher noch nicht veröffentlicht. Zum Prinzip des Friktionsspinnens und zu technischen Einsatzmöglichkeiten von friktionsgesponnenen Garnen vgl. Gsteu 1988. Auch Gsteu weist auf vielfältige Möglichkeiten zum Verspinnen von Mischfasern hin. Bisher werden allerdings auch hier nur die groben Garnbereiche Nm 0,25–10 versponnen.

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  18. “In 130 Jahren industrieller Farbstofforschung sind die meisten heute verwendeten technischen Produkte wegen der Echtheitsanforderungen an Färbung so optimiert, daß sie chemisch (hydrolytisch, oxidativ, photochemisch usw.) sehr stabil sind. Diese Eigenschaften erschweren es aber, Farbstoffe in Abwässern chemisch zu zerstören.” (Rys, Zollinger 1982: 2 f.) Weitere problematische Stoffe sind vielfach unter den Textilhilfsmitteln zu finden, z.B. chlorierte Kohlenwasserstoffe als Lösemittel sowie Formaldehyd, Tenside, Fette, Öle, Säuren und Laugen. Zum Problem der Abwässer und des Sondermülls und hier vor allem wieder der Schlämme aus den (betriebseigenen) Abwasserreinigungsanlagen aus Textilveredelungsbetrieben vgl. Meyer, Overney, von Wattenwyl 1979 und Kull, Meyer 1979. Teilweise erschreckende gesundheitliche Folgen von Chemikalienrückständen in Textilien wie Allergien, Hautausschläge und Ekzeme wurden in der Fernsehsendung ‘report’ vom 9.8.1988 dargestellt.

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  19. Mündliche Mitteilung B. Kämmerling, Universität Bonn

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  20. Zum technischen Stand der entsprechenden Entwicklungsarbeiten vgl. z.B. Transferzentrum 1987.

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  21. vgl. dazu Wurster u.a. 1985: 54 ff. und Transferstelle 1987. Wie schon erwähnt konzentriert sich das BMFT inzwischen neben dem Einsatz von Meß- und Regelungstechnik bei der Qualitätsbeurteilung von Fasern auf diese ‘Kurzfasertechnologie’.

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  22. vgl. Bröltaler Ernteverein 1957: 86 ff., vgl. auch die Karten über die Verteilung des Flachsanbaus im vorigen Jahrhundert und Anfang dieses Jahrhunderts in den Anhängen 12 und 13. “Flachsverarbeitung wird in dieser Gegend ebenso wie im Märkischen betrieben, aber nirgends mit dem Fortschritt wie in Flandern und Brabant. Das Trocknen geschieht auf Rasenplätzen”, hieß es in einem Reisebericht durchs Bergische Land aus dem Jahre 1758, vgl. Reulecke 1984.

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  23. Vgl. Bröltaler Ernteverein 1957: 86 ff. sowie die derzeitige Ausstellung des Heimatvereins Meinerzhagen über Flachsanbau und -Verarbeitung im Oberbergischen.

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  24. In der Gesamtregion sind es sogar nur noch 3,3% der Beschäftigten und des Umsatzes, vgl. Junkernheinrich 1987.

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  25. Mündliche Mitteilung von Herrn Wirths, Maschinenfabrik Schirp, Wuppertal. Die Firma Schirp arbeitet seit ca. 125 Jahren im Textilmaschinenbau und hat z.Zt. 75 Mitarbeiter.

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  26. Zur Zeit kostet die Chemiefaser Aramit ca. 45 DM/kg, und selbst Glasfasern sind mit 7,50 DM/kg noch teurer als die ‘mineralisierten’ Flachskurzfasern.

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  27. Mündliche Mitteilung von Herrn Bauer, Firma ‘Zanders Feinpapiere AG’, Werk ‘Reflex’ Düren.

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  28. In der BRD werden pro Jahr immerhin 20.000 to Leinsamen als Nahrungs- und Heilmittel eingesetzt.

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  29. Es kämen z.B. die Schneckendlpressen infrage, die die Firma IBG Monforts + Reiners in Mönchengladbach herstellt.

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  30. Wichtig ist hier v.a. die Finanzierung von Erstausstattungen, z.B. die Einrichtung einer Schwinge. Die zu griindende 'Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft Flachs im Bergischen Land’ könnte bei der Unterstützung von Investitionen an eine sehr alte Tradition der Wirtschaftsförderung im Bergischen Land wieder anzuknüpfen. So wie der preußische Staat Anfang des 19. Jahrhunderts den damaligen Textilbetrieben der Region kostenlos neue Maschinen überlassen hatte, mit der Auflage, sie zu betreiben und sie jedem Interessenten zu zeigen, so könnte heute eine Leasinggesellschaft als Teil des Forschungs- und Entwicklungszentrums oder einer ‘Gesellschaft fur eigenständige Regionalentwicklung Bergisch Land’ (GERBEL) (vgl. Teil 1114) die notwendigen Ernte- und Faserautbereitungsmaschinen sowie modernste Textilmaschinen von den entsprechenden Maschinenbaubetrieben der Region bauen lassen und sie dann interessierten Erzeugergemeinschaften und Betrieben über Leasingverträge fiberlassen und ihnen so die Barriere der Investitionskosten überwinden helfen.

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v. Gleich, A., Lucas, R., Schleicher, R., Ullrich, O. (1992). Handlungsfeld Flachsanbau und Flachsverarbeitung. In: Blickwende in der Technologiepolitik. Sozialverträgliche Technikgestaltung Materialien und Berichte. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91661-7_10

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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