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Nationalismus: Herausforderung oder Gefahr für die Demokratie? Das Beispiel Ungarn

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Auf dem Weg nach Europa

Zusammenfassung

Nach dem Zusammenbruch des Staatssozialismus entwickelte sich der durchideologisierte, vulgarisierte Gegensatz zwischen den Konzepten der “Re-Nationalisierung” und der “Europäisierung” fast überall in Osteuropa zur dominanten Konfliktlinie zwischen den Akteuren der Politik. Im folgenden Beitrag wird einigen Ursachen dieses Phänomens anhand der Auseinandersetzungen der neuen ungarischen Parteien nachgegangen und werden einige spezifische Züge des Systemwechsels in Ungarn bzw. in anderen ostund mitteleuropäischen Ländern durch dieses Prisma reflektiert. Dabei wird diese Diskussion 1. als Phänomen, das mit einigen Besonderheiten der Entstehung des pluralistischen politischen Systems zusammenhängt, 2. als Ausdruck eines Modernisierungsdilemmas, 3. als Frage der Identität der Nation bzw. der nationalen Minderheiten und 4. als Debatte über die Problemlösungskapazität parlamentarischer Demokratie analysiert. Anschließend werden Entwicklungstendenzen in der Politik der Parteien dargestellt, die in Richtung “Pragmatisierung” und Suche nach programmatischer Synthese im Interesse der Überwindung der falschen Alternative “Re-Nationalisierung oder Europäisierung” weisen.

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Literatur

  1. Mihály Bihari: “Divergaló partrendszer es polarizalt partpluralizmus”, In: A többpartrendszer kialakulasa Magyarorszagon 1985–1991, Budapest, 1992, S. 313.

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  2. Vgl. Ivan Szelényi, György Konrad: “Die Intelligenz auf dem Weg zur Klassenmacht”, Frankfurt am Main, 1978.

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  3. Dank dieses Ausgleiches war die Politik der USAP in der späten Kadar-Zeit und noch stärker danach durch landesweit bekannte Intellektuelle geprägt, und konnte sie (bzw. deren entsprechende Flügel) ihr Image als “Reformerpartei” - im Gegensatz zu den Staatsparteien der meisten “realsozialistischen” Länder - in der breiten Öffentlichkeit bis in das letzte Jahr vor dem Systemwechsel bewahren.

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  4. Ivan Szelényi, György Konrad: “Ertelmiség és dominancia a posztkommunista tarsadalmakban”, in: Politológiai Szemle, Budapest, 1/1992, S. 15.

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  5. In der späten Kâdâr-Zeit kam es nicht selten vor, daß anerkannte Wissenschaftler in ihren Forschungsstellen an den Reformvorschlägen für die Leitungsgremien der USAP mitwirkten, während sie auch in der Samisdat-Presse publizierten.

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  6. Ein Teil des Parteiapparats brauchte sich außerdem dank seiner im Prozeß des schrittweisen Ausbaus der Privatwirtschaft hergestellten guten Beziehungen zu dieser Sphäre und seiner Verflechtungen mit ihr keine Sorgen um die Zukunft zu machen. Die Analyse dieser Phänomene gehört zu den wichtigsten Erklärungsmustern der Erscheinung der nahezu widerstandslosen Aufgabe der Macht seitens der ungarischen Staatspartei.

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  8. Vgl. Ivan Szelényi, György Konrad: “Ertelmiség Cs dominancia a posztkommunista tarsadalmakban”, in: Politológiai Szemle, Budapest, 1/1992, S. 9–28.

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  11. Es handelt sich aber hier auf keinen Fall um einen vollkommenen Neubeginn dieser Diskussion, da entsprechende Mentalitätsunterschiede die Auseinandersetzungen bestimmter intellektueller Kreise - am prägnantesten im literarischen Bereich - auch während der letzten Jahrzehnte latent beeinflußt haben.

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  12. Gyula Borbândi: “Der ungarische Populismus”, München, 1976, S. 136.

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  13. Vgl. Ivan Szelényi: “Polgarosodas Magyarorszagon” in: Valósag, Budapest, 1/1990. S. 29–41.

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  14. Einen solchen Wertezerfall deutet z. B. József Antall, der ungarische Ministerpräsident, in seiner am 13.Januar 1992 in Budapest auf einer Gedenkfeier zu Ehren der im Zweiten Weltkrieg am Don gefallenen ungarischen Soldaten gehaltenen Rede an. Anknüpfend an seine Ausführungen über den Heroismus der ungarischen Soldaten in dieser Phase des Zweiten Weltkrieges betont er, daß die patriotische Erziehung der Jugend auch heute notwendig sei. Einer der Grundwerte dieser Erziehung sollte sein, für das Vaterland sterben, wenn es nötig ist. Er weist dabei auf ein seines Erachtens negatives Beispiel hin: Nach einer in der Zeit des Falkland-Krieges in einigen westeuropäischen Ländern durchgeführten Umfrage wären - mit Ausnahme von Großbritannien - nur 1924 Prozent der Jugendlichen in diesen Ländern bereit gewesen, ihr Leben für das Vaterland zu geben. Vgl. Antall, Jozsef Miniszterelnök beszéde a Hadtörténeti Muzeumban (1992. januâr 11-én) In: Magyar Fórum 23.01.1992 S. 11–13.

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  15. Miklós Szabó: “Restauration und Aufarbeitung? Geschichte und politische Kultur in Ungarn”, In: Transit Heft 2, 1991, S. 75.

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  16. Z. B. findet die Notwendigkeit einer für moderne Gesellschaften charakteristischen relativen Trennung der verschiedenen gesellschaftlichen Sphären, Institutionen (z. B. Staat - Kirche, Politik - Ökonomie, Parteien - Interessenverbände) voneinander nur ungenügend Berücksichtigung. Es sei hier an die durch die ungarischen Kolitionsparteien in mancher Beziehung unterstützten Bestrebungen zur Schaffung einer neuen Staatskirche, an einige nach Loyalitätskriterien gegenüber der Regierung getroffene wirtschaftspolitische Entscheidungen oder an die eigenartige “Dopplung” der gesellschaftlichen Strukturen: z. B. an die Schaffung eines zweiten (regierungfreundlichen) Journalistenverbandes erinnert.

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  17. Agnes Heller, Ferenc Fehér: “Ungarn ‘56. Geschichte einer antistalinistischen Revolution”, Hamburg, 1982, S. 93.

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  20. Miklós Szabó: “Restauration und Aufarbeitung? Geschichte und politische Kultur in Ungarn”, In: Transit Heft 2, 1991, S. 78.

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  21. Es sei an einige mißverständliche Außerungen führender Politiker mit nationalistischem Beigeschmack erinnert, die schon mehrmals wegen ihrer negativen Resonanz in den Nachbarländern im nachhinein korrigiert werden mußten, z. B. an die Worte von József Antall, im Geiste empfinde er sich als Ministerpräsident von 15 Millionen Ungarn. In: Magyar Hírlap, 4.6.1990.

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  23. Timothy Garton Ash: Après le déluge, nous, In: Transit Heft 1, 1990, S. 19.

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  24. Die Regierung kann zwar in ihrer Wirtschafts-, besonders in der Finanzpolitik bedeutende Ergebnisse verzeichnen, deren sozialer “Preis” ist aber nicht vorauszusehen. Die Arbeitslosigkeit nimmt drastisch zu; für ihre strukturpolitische und soziale Handhabung existiert bis heute kein Maßnahmepaket. Im August 1992 gab es über 600.000 /11%/, 1993 wird mit ungefähr 1 Million Arbeitslosen /1920%/ gerechnet. Diese Fakten sind schon problematisch genug, und wenn man dabei noch in Betracht zieht, daß es sich hier um eine völlig andere Struktur der Arbeitslosigkeit handelt als im Westen bzw. dadurch auch die in der späten Kädâr-Zeit gut funktionierenden privaten Krisenmanagement-Strategien der Bürger für viele unmöglich geworden sind, kann man überhaupt nicht vorhersehen, welche Folgen diese Entwicklung für die gesellschaftliche Stabilität haben wird. Vgl. Janos Tímâr: “Munkanélküliség, foglalkoztatas, gazdasâg”, in: Târsadalmi Szemle, 10/1992, S. 25–34.

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  26. “Köztarsasag Part. Van új a nap alatt”, in: Beszélö, 28.11.1992.

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  28. Vgl. Zsolt Németh, Csaba Lörincz: “Nemzet, kisebbség, önrendelkezés”, in: Népszabadsâg 18.6.1992

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  31. Ernest Gellner: “Nationalismus und Politik in Osteuropa”, in: Prokla, 2/1992, S. 250.

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  32. Adam Michnik: “Im Schatten des Sokrates. Nationale Identität und moderne Gesellschaft”, in: Transit, Heft 4, 1992, S. 117.

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© 1994 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

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Machos, C. (1994). Nationalismus: Herausforderung oder Gefahr für die Demokratie? Das Beispiel Ungarn. In: Glaeßner, GJ., Sühl, K. (eds) Auf dem Weg nach Europa. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91659-4_8

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