Zusammenfassung
Die Gegenwartsgesellschaften sind nicht nur, aber auch Mediengesellschaften — jedenfalls insofern, als die für demokratische Systeme fundamentale politische Öffentlichkeit durch die Medien der Massenkommunikation, insbesondere durch das Leitmedium Fernsehen hergestellt wird. Im Medienzeitalter sind soziale Umbrüche, wie sie in der Folge der “nachholenden Revolution” in den ehemals sozialistischen Gesellschaften stattgefunden haben, strukturelle Veränderungsprozesse, die aufgrund ihres unvorhergesehenen, überraschenden Eintritts einen spektakulären Charakter haben und sich deshalb zweimal ereignen, als zwei Wirklichkeiten: einmal als Ereignis vor Ort des tatsächlichen Geschehens, dessen Verlauf einen zufälligen Anfang und ein unvorhersehbares Ende hat. Zum anderen als eine ausschnitthafte Szenenabfolge, die wenige Zeit nach dem realen Ablauf des Ereignisses als aktuelle Information im spezifischen Nachrichtenformat präsentiert wird. Diese Präsentation von Realität ist zwar durchaus eine Dokumentation mit den Gestaltungsmitteln Ton und Bild. Aber trotz allen journalistischen Bemühens um die Authentizität und Exaktheit der Wiedergabe des Wirklichen ist sie, schon wegen ihrer notwendigerweise fragmentierten Form der publizistisch aufbereiteten Berichterstattung, eine Inszenierung des Ereignisses, und zwar eine publikumsbezogene Inszenierung, die das zielgruppenspezifische Informationsinteresse des jeweils angesprochenen Zeitungslesers oder Fernsehzuschauers unter Bedingungen kultureller Pluralisierung in Rechnung stellen muß. Das Ereignis, so zweifelsfrei es als Faktum existent sein muß, wird überhaupt erst Ereignis durch den Aufmerksamkeitswert in der Folge der Kameras, die auf die Geschehnisse gerichtet sind, der televisionären Bilderserien, die über sie auf den Millionen von Bildschirmen optisch und akustisch in Erscheinung treten.
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© 1995 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Müller-Doohm, S., Weiß, HJ., Weisenbacher, U., Reichertz, J. (1995). Sektion Medien- und Kommunikationssoziologie. In: Sahner, H., Schwendtner, S. (eds) 27. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Gesellschaften im Umbruch. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91658-7_8
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