Zusammenfassung
Während die Erforschung kognitiver Prozesse oder allgemeiner der Kognition eine alte Tradition hat und sicher seit den Schriften von Neisser (1974, engl. Original 1967) zu einem Informationsverarbeitungsansatz mentaler Prozesse durchgängig als eine der zentralen Domänen in der Beschreibung und Erklärung menschlichen Verhaltens und Erlebens angesehen wurde, hat die Emotionsforschung Höhen und Tiefen durchlaufen. Frühe Ansätze von Darwin, Freud oder Wundt gerieten in der experimentellen Psychologie zeitweilig in Vergessenheit oder gar in Verruf, die Frage nach Emotionen war in Zusammenhang mit behavioristischen Ansätzen von untergeordneter Bedeutung, im Informationsverarbeitungsansatz mit seiner kognitiven Ausrichtung kamen sie ebenfalls lange Zeit nicht oder nur in Form von Bewertungsprozessen vor. Ihre Relevanz und Unter- suchbarkeit ist in der Literatur durchaus umstritten. Schon Meyer (1933) äußerte starke Vorbehalte gegen den Emotionsbegriff, und Duffy (1941, 1962) ging so weit zu fordern, daß für eine Aufrechterhaltung des Emotionsbegriffes keine Notwendigkeit bestünde, da jede Gefühlsregung objektiv als Aktivationsgrad physiologischer Erregung definiert werden könne und qualitative Unterschiede nicht existierten. Dagegen sah Tomkins (1962, 1963) in den Affekten und Emotionen die primären Determinanten der menschlichen Motivation. Das Fehlen der Behandlung emotionaler Fragestellungen in einschlägigen Veröffentlichungen wurde von Scherer noch in einem Vortrag 1981 bedauert; durch viele namhafte Forscher getragen bildet die Emotionsforschung seit Beginn der 80er Jahre wieder einen Schwerpunkt neben und in Interaktion mit der Kognitionsforschung, so daß heute eine fast unübersehbare Menge an Veröffentlichungen ein breites Spektrum aktueller Fragestellungen behandelt — ohne jedoch annähernd den Stand definierter Antworten erreicht zu haben (vgl. z. B. Frijda, 1986; Meyer, Schützwohl & Reisenzein, 1993; Ulich & Mayring, 1992, für einen Überblick über historische Ansätze bis zur heutigen Diskussion und Kontroversen). Die heutige, sehr stark kognitivistische Behandlung emotionaler Fragestellungen wird dem Gegenstandsbereich allerdings auch nicht immer voll gerecht (vgl. Rost, 1990). Trotzdem dient die vorliegende Arbeit der Untersuchung eines weiteren Details im Puzzle des Zusammenwirkens emotionaler und kognitiver Prozesse.
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© 1996 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Hielscher, M. (1996). Emotion und Kognition: Einführung in den Problembereich. In: Emotion und Textverstehen. Psycholinguistische Studien. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91656-3_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-91656-3_1
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-12832-0
Online ISBN: 978-3-322-91656-3
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